Kultur und Kulinarisches in Gunzenhausen

22.10.2015, 12:00 Uhr
Kultur und Kulinarisches in Gunzenhausen

© Eisenbrand Jürgen

Von einem „wunderbaren Rahmen“, in dem er da lesen dürfe, schwärmte Krimi-Autor Jan Beinßen. Und dass er noch in einer derart ungewöhn­lichen Kulisse habe auftreten dürfen. Aber, so befand der Erfinder des Nürnberger Fotografen und Hobby-detektivs Paul Flemming, den er bereits zehn Kriminalfälle lösen ließ: „Das passt gut.“

Denn vor der Kulisse mehrerer riesiger Edelstahl-Backöfen präsentierte der 50-jährige Vater dreier Söhne sein jüngstes Werk, dessen Protagonist nicht nur ein gestandener Kriminalist, sondern auch ein echter Feinschmecker mit französisch geschultem Gaumen ist: Major Jules Gabin, der in dem (fiktiven) Elsass-Örtchen Rebenheim auf Verbrecherjagd geht.

Frankreich statt Franken – den Schauplatzwechsel erklärt Beinßen ganz nüchtern: „Nach zehn Jahren mit Paul Flemming wollte ich mal etwa anderes ausprobieren.“ Und weil er sich im Elsass gut auskennt, sein Verlag ohnehin auf der Suche nach einem Frankreich-Krimi war und der linksrheinische Landstrich noch nicht von einem Ermittler besetzt war, einigte man sich recht schnell. Auch wenn Vielschreiber Beinßen (19 Romane in 18 Jahren) dafür eine neue
Identität annehmen musste: „Jean Jacques Laurent“ prangt auf dem Titel des neuen Buchs, wofür der Herzogenauracher ebenfalls ganz pragmatische Gründe nennt: „Der Verlag sagte, Frankreich-Krimis verkaufen sich mit dem Namen eines französischen Autors einfach besser.“

In Gunzenhausen lockten Laurents  „Elsässer Erbschaften“ stolze 70 Besucher in die Kleebergersche Backstube. Die hörten zwischen Brotkörben, fahrbaren Brotregalen und Backöfen aufmerksam zu, wie der gerade erst neu in Rebenheim eingetroffene Major Jules Gabin sein erstes Mord­opfer inspiziert, dabei eine attraktive Untersuchungsrichterin sowie einige inkompetente Kollegen kennenlernt – und im romantischen Innenhof seines Hotels seinen ersten Elsässer Flammkuchen genießt.

Das war das Stichwort für Rainer Kleeberger: Er öffnete die Türen seines Backofens und entnahm ihm köstlich duftende Flammkuchen, die das Publikum in der Lesungspause genießen durfte. Dazu gab’s (fränkischen) Silvaner und Baguette mit Frischkäse-Aufstrichen, für die das Publikum gleichsam als „Testesser“ fungierte.

Die Aufstriche sollen nämlich schon bald auch in den Bäckerei-Filialen angeboten werden, erklärt Udo Kleeberger, der zu ihrer Markteinführung „etwas ganz Besonderes veranstalten wollte“. Das ist ihm – in Kooperation mit seinem Stammbuchhändler Fischer – wahrlich gelungen. Zumal ihm auch noch höchste Anerkennung von Frankreich-Experte „Jean Jacques Laurent“ zuteil wurde: „Den Flammkuchen kann man im Elsass auch nicht besser essen als hier im Hause.“

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