Motorradunfall: Polizei setzt alle Hebel in Bewegung

8.9.2015, 08:28 Uhr
Motorradunfall: Polizei setzt alle Hebel in Bewegung

© Wolfgang Dressler

Der Unfall ereignete sich, als mehrere Fahrzeugführer ein Bier-Lkw-Gespann überholen wollten, das Richtung Gnotzheim unterwegs war. Zuerst passierte ein Porsche-Fahrer das Gespann. Er bekam mit, dass nach ihm auch ein grauer oder silberner Kombi überholte und dabei einen Motorradfahrer abdrängte, der gleichfalls überholen wollte. Das Motorrad wurde nach links abgedrängt und raste ihn ein Waldstück, wo der 63-jährige Fahrer tödliche Verletzungen erlitt. Zwischen dem silbernen Kombi und dem Motorrad hat es wahrscheinlich eine Berührung gegeben. Die Polizei geht von einer Delle in der Fahrertür des Pkw aus.

Was die ganze Sache etwas geheimnisvoll macht, ist das Geschehen direkt nach dem Unfall. Der Porsche-Fahrer und der Fahrer des silbernen Kombis fuhren noch etwas weiter, bis zum Abzweig nach Nordstetten. Dort sprach der Porsche-Fahrer den anderen Beteiligten an. Dieser ließ sich aber auf kein Gespräch ein, wendete und fuhr zurück in Richtung Unfallstelle. Dort tauchte er allerdings nie auf – er hatte sich offensichtlich aus dem Staub gemacht, ohne auf die Einsatzkräfte und die Polizei zu warten. Der Fahrer des schwarzen Porsche verhielt sich dagegen vorschriftsmäßig und gab seine Beobachtungen zu Protokoll.

Laut Zeugenaussage handelte es sich bei dem flüchtenden Kombi-Fahrer um einen etwa 30 Jahre alten Mann mit kurzen Haaren. Sein silberner Pkw könnte ausländische Kennzeichen haben, vielleicht ungarische, aber das ist nur eine Vermutung.

Die PI Gunzenhausen hat also derzeit nicht viel in der Hand, aber zumindest Anhaltspunkte, um der Sache auf den Grund zu gehen. „Ein Toter und ein geflohener Beteiligter, das ist eine ernste Sache“, betont der stellvertretende PI-Leiter Karl-Heinz Satzinger. Deshalb die umfangreiche Kontrollaktion am vergangenen Freitag. Dabei wurden die Gunzenhäuser Beamten von Kollegen des Einsatzzugs der PI Ansbach unterstützt. Zehn Ordnungshüter waren auf der Bundesstraße 466 im Einsatz. Sie hielten zwischen 15 und 17.15 alle Autos in beiden Richtungen an, das waren immerhin 727. Die Fahrer erhielten ein Flugblatt, mit dem nach dem in den Unfall verwickelten grauen/silbernen Pkw gefragt wurde. Wörtlich: „Vielleicht ist Ihnen etwas aufgefallen, vielleicht haben Sie diesen grauen/silbernen Kombi gesehen. Vielleicht können Sie etwas zum Unfallhergang sagen. Jeder noch so kleine Hinweis kann zur Aufklärung des Unfallherganges beitragen.“ Die Polizei ist unter Telefon 09831/67880 erreichbar.

Laut Karl-Heinz Satzinger hatte die Polizei bei der aufwendigen Aktion vor allem Fahrer im Blick, die jeden Freitagnachmittag auf dieser Strecke unterwegs sind, vielleicht am 28. August etwas gesehen haben oder etwas über den ominösen Kombi wissen.

In den gut zwei Stunden wurden außerdem 50 graue oder silberne Pkw, die in Richtung Gnotzheim fuhren, auf einen nahen Wirtschaftsweg gelotst und die Fahrer und ihre Wagen kontrolliert. Dabei ging es natürlich insbesondere um mögliche Beschädigungen auf der Fahrerseite. Zusätzlich stand ein Einsatzfahrzeug der Polizei bereit, um Fahrer, die vor der Kontrollstelle wendeten, zu verfolgen. Das war tatsächlich ein Mal der Fall, doch die Sache erwies sich als harmlos. Ein Mann hatte sich eh verfahren, das Navi forderte ihn zum Wenden auf, und er nahm die sich bildende Autoschlange vor ihm zum Anlass, genau das zu tun.

Direkt nach dem Unfall vom 28. August ließ die Polizei die Verkleidung des Motorrads abbauen und stellte die Kleidung des Opfers sicher. Das Ziel: Diese Teile sollten beim Landeskriminalamt in München auf Abrieb und Lackspuren untersucht werden. Auch hier ging es darum, Hinweise auf den silbernen Pkw zu erhalten. Bisher liegen noch keine endgültigen Ergebnisse vor. Karl-Heinz Satzinger: „Die rechten Griffe und Fußraster des Motorrads lassen wir auch noch auf mikroskopisch kleine Teile überprüfen.“ Die Experten vom LKA hätten sich sehr hilfsbereit gezeigt.

Die Polizei sucht darüber hinaus in diesen Tagen alle Personen im Landkreis auf, die Halter eines grauen oder silbernen Pkw Kombi sind. Sie werden befragt, und ihre Autos werden genau angeschaut. Außerdem bezieht sich diese Art der Kontrolle auf alle ungarischen Mitbürger, die im Bereich der Polizeiinspektion Gunzenhausen ihren Wohnsitz haben.

Ein enger Verwandter des Unfallopfers schaute sich am Freitag das Geschehen am Abzweig nach Nordstetten an und war beeindruckt, wie viel die Polizei investierte, um Klarheit über den Unfallhergang zu gewinnen. Er hofft darauf, dass er über das Ergebnis der Kontrollaktion informiert werden wird.

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