Sensationelle Funde bei Grabungen

11.9.2015, 13:00 Uhr
Sensationelle Funde bei Grabungen

© Werner Somplatzki

Die Grabung, die im Oktober 2014 begann, gehört zu den größten, die jemals im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen durchgeführt wurden, und sie brachte sensationelle Ergebnisse. In einer Arbeitsgruppe, in der neben Archäologen auch Geologen und andere Wissenschaftler vertreten waren, wurde eine ausgedehnte Fläche westlich von Dettenheim umfassend untersucht. Die Ergebnisse, soweit sie bis jetzt schon bekannt sind, versetzten selbst die Archäologen in blankes Erstaunen: Unter einer mehrere Meter starken Erosionsschicht stießen die Ausgräber auf die Reste einer hallstattzeitlichen Siedlung.

Mehr als ein halbes Jahrtausend vor Christi hatten die Leute der frühen Eisenzeit hier eine Siedlung und einen Friedhof angelegt. Da deren Existenz den Archäologen bisher völlig unbekannt war, war die Überraschung umso größer, als sich herausstellte, dass die Gräber zum größten Teil sehr gut erhalten und nicht geplündert waren. Alle Gräber enthielten Gefäße, die teilweise sehr kunstvoll bemalt waren, und daneben den Leichenbrand der Verstorbenen.

Ein Grab, das von einem Steinkreis mit einem Durchmesser von circa zehn Metern umgeben und in der Mitte mit weißen Kalksteinen abgedeckt war, erregte besondere Aufmerksamkeit. Hier schien eine Person mit einem hohen sozialen Status begraben zu sein. Dies wurde bei der Graböffnung bestätigt, als vier große Vorratsgefäße und mehrere kleine Schalen ans Tageslicht kamen. Keines der anderen untersuchten Gräber war so reich mit Beigaben ausgestattet.

Als die Grabungen fortgesetzt wurden, stießen die Archäologen direkt neben dem hallstattzeitlichen Friedhof auf eine weitere, diesmal latènezeitliche, also keltische Siedlung. Ob es aber zwischen den Hallstattzeit-leuten und den Kelten Verbindungen gab, ob möglicherweise die keltische aus der hallstattzeitlichen Siedlung hervorgegangen ist, ist bis zum Moment noch unklar.

Gräber aus der Keltenzeit

Überraschenderweise fanden sich auch neben der keltischen Siedlung Gräber. Es handelte sich dabei um sogenannte Steinkammergräber, die ebenfalls sehr gut erhalten waren und aus der Keltenzeit stammten. Auf einer Lage aus hellen Kalkplatten lag jeweils die Leichenasche, neben der Gefäße und andere Beigaben niedergelegt worden waren. Senkrecht gestellte Platten an allen vier Seiten und Deckplatten hatten die Gräber abgeschlossen, über die dann Erde gehäuft worden war.

Die Dettenheimer Keltengräber enthielten neben wunderbar bemalten Gefäßen auch Metallgegenstände. So tauchten Bronzeperlen, Ringe, ein Schwert und andere Bronzegegenstände auf, die bei der Leichenverbrennung geschmolzen und deshalb im Moment der Bergung nicht zu identifizieren waren. Mehrere kleine Gefäße waren fast vollständig erhalten und hatten die zweieinhalbtausend Jahre in der Erde beinahe unbeschadet überstanden. Gräber und Beigaben waren von ihrer Erhaltung her absolut sensationell.

Am Rande der keltischen Siedlung befand sich ein Sumpfgelände, das wohl mit der nahen Rezat zusammenhing. In der Zeit, als das Klima feuchter und das Gelände nasser wurde, scheinen die Bewohner der Keltensiedlung ihre Behausungen verlassen und etwas erhöht einen halben Kilometer weiter neu errichtet zu haben. Jedenfalls fand sich an der Straße nach Treuchtlingen eine weitere latènezeitliche Siedlung, die neben normalen Wohngebäuden auch mehrere sogenannte Grubenhäuser umfasste.

Grubenhäuser waren in die Erde eingetiefte Häuser, die vorwiegend zur Arbeit dienten, etwa zur Weberei oder zur Werkzeugherstellung. Die Dettenheimer Grubenhäuser sind im hiesigen Landkreis bisher die ersten, die hier gefunden wurden.

Noch sind nicht alle Zusammenhänge geklärt, und viele Fundstücke müssen noch untersucht und restauriert werden. Aber die Dettenheimer Grabung, so viel kann jetzt schon gesagt werden, erlaubt einen umfassenden Blick in die Geschichte der Hallstattzeitleute und der Kelten in unserer Gegend.

Alle Spuren sind beseitigt

Zu wünschen wäre nur, dass nicht alle Funde in München, wo sie sich zur Bearbeitung im Moment befinden, bleiben, sondern dass auch in hiesigen Museen Exponate aus dieser großartigen und einmaligen Grabung ausgestellt werden. Man könnte sogar daran denken, eines der beeindruckenden Steinkammergräber nachzubauen und einzurichten.

Nach Abschluss der archäologischen Grabungen wurde das Grabungsgelände wieder für die Baumaschinen freigegeben. In wenigen Tagen waren die Plätze, an denen einst Dörfer und Friedhöfe gestanden waren, planiert und aufgeschottert. Jede noch so kleine Spur an die frühen Bewohner dieser Gegend war beseitigt. Ihre über 2500-jährige Geschichte war ausgelöscht. Sollte man zu ihrer Erinnerung nicht wenigstens einen Gedenkstein errichten?

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