Trotz Bauboom: Bezahlbarer Wohnraum bleibt knapp

20.12.2018, 14:21 Uhr
Trotz Bauboom: Bezahlbarer Wohnraum bleibt knapp

© Foto: Erich Neidhardt

Die Haushaltsreden anlässlich der Verabschiedung des Etats sind im Stadtrat guter Brauch. Dabei steht oft weniger das — meist unstrittige, weil umfangreich vorberatene — Zahlenwerk im Mittelpunkt der Betrachtungen, vielmehr geben die Sprecher der Parteien und Wählergemeinschaften hier auch die Richtung vor, in die sich die Stadtpolitik in ihren Augen entwickeln sollte.

Ein wichtiger Bereich für die Entwicklung einer Kommune ist die Frage, inwieweit für Einwohner und Neubürger genügend Wohnraum zur Verfügung steht. Hier sind zuvorderst die Politiker und die Stadtverwaltung gefordert, da sie mit der Bauleitplanung den Rahmen dafür festlegen. In der Vergangenheit wurde, betonte etwa die SPD-Fraktionsvorsitzende Angela Schmidt, "alles unternommen", um Bauwilligen ein Angebot zu machen. Wie groß der Bedarf ist, zeigt nicht zuletzt das Baugebiet Sonnenwiese in Frickenfelden, das "in Rekordzeit verkauft" war, wie Jürgen Brenner (CSU) unterstrich.

Eine Konsequenz aus diesem Run auf die Bauplätze muss nun sein, forderten Brenner und auch Gerhard Baumgärtner (Freie Wähler), neue Baugebiete zu erschließen. Hier sollten auch die Ortsteile berücksichtigt werden, waren sich beide einig. Brenner nannte konkret Wald und Aha, wo die Stadt in Besitz geeigneter Flächen sei, so dass Baugebiete zeitnah entstehen könnten.

"Konsequent" weiter beschritten werden sollte in diesem Zusammenhang, forderte der Christsoziale, der 2001 eingeschlagene Weg, die bestehenden Bebauungspläne in den Ortsteilen schrittweise an die Vorgaben des Flächennutzungsplans anzupassen. So sollte etwa in Schlungenhof die in dem Plan vorgesehene Wohnbebauung durch eine Einbeziehungssatzung ermöglicht werden. Ganz grundsätzlich sollte die Stadt auf eigenen Flächen Baurecht schaffen, um gegebenenfalls relativ kurzfristig Bauplätze anbieten zu können.

Zu kurz gedacht ist es allerdings für Angela Schmidt und Peter Schnell (Grüne), wenn sich die Stadt allein auf die Schaffung von Baugebieten beschränkt. So bemängelte Angela Schmidt einmal mehr, dass in Sachen Wohnraum mit bezahlbaren Mitpreisen "bisher nichts" vorangegangen sei. Lediglich auf dem Gelände des ehemaligen Spielplatzes in der Frankenmuther Straße schaffe die Wohnungsbaugenossenschaft ein paar wenige Wohnungen. Dass es nicht mehr sind, dafür macht Schmidt die Stadt und ihre Stadtratskollegen verantwortlich. Denn "entgegen unserer Meinung" werde hier eine Tiefgarage gefordert, die "die Baukosten so nach oben treibt, dass man einen Teil der Fläche für eine gewerbliche Nutzung verwenden muss", damit einige Wohnungen mit sozial verträgliche Mieten entstehen könnten.

Bereits Anfang Oktober habe die SPD beantragt, führte Schmidt weiter aus, ein Grundstück in der Weißenburger Straße für Wohnungen mit sozial verträglichen Mieten vorzuhalten. Ähnlich wie in Weißenburg und Ornbau solle die Stadt versuchen, sämtliche mögliche staatlichen Förderungen zu erhalten und den Bau dann öffentlich auszuschreiben. Der Antrag sei aber aus "unerfindlichen Gründen" von Bürgermeister Karl-Heinz Fitz bisher noch nicht in die zuständigen Gremien eingebracht worden. Ein Vorwurf, den Fitz so nicht stehen lassen wollte. Das Thema sei in der Ratsklausur besprochen worden, rief er in Erinnerung, und werde Anfang nächsten Jahres auf die Tagesordnung kommen.

Laut Peter Schnell ist bezahlbarer Wohnraum in der Altmühlstadt "schon seit einiger Zeit ein kostbares, da seltenes Gut". Junge Familien bräuchten diesen ebenso wie Menschen, die unverschuldet in Not geraten seien. Unbestreitbar werde in Gunzenhausen derzeit viel gebaut, doch diese Wohnungen beziehungsweise Häuser richteten sich, so der Grünen-Fraktionsvorsitzende, "an ein eher betuchtes Klientel". Das Ziel der SPD-Fraktion nach mehr bezahlbaren Wohnungen wird von der Ökopartei "grundsätzlich unterstützt".

"Nicht Aufgabe der Stadt"

Die wiederholten Forderungen, dass die Stadt günstigen Wohnraum schaffen solle, kann Jürgen Brenner allerdings nicht nachvollziehen. "Ich glaube nicht, dass dies Aufgabe der Stadt Gunzenhausen ist", so der CSU-Stadtrat. Zumal sie ja bereits über knapp 150 Mietwohnungen verfüge, die mit durchschnittlichen Mietpreisen von 5,50 Euro für den Quadratmeter "mehr als sozialverträglich" seien.

Brenner wies in diesem Zusammenhang aber auch noch auf ein Problem hin, mit dem derzeit alle Bauwilligen zu kämpfen haben: In der Baubranche herrscht nach seinen Worten "praktisch Vollauslastung". Das mache das Bauen derzeit teuer, ein Problem, das auch die Stadt "schmerzlich erfahren musste". So müssten Kommunen heute "schon dankbar sein", wenn überhaupt Angebote für einzelne Bauleistungen abgegeben würden. Neben den finanziellen Auswirkungen verschiebe sich dadurch auch die Fertigstellung nach hinten. Besonders deutlich wurde das laut Brenner heuer am Beispiel Juramare. Die eigentlich für Weihnachten 2017 geplante Wiedereröffnung des Hallenbads verzögerte sich bis in den Sommer hinein. (Weitere Berichte über die Haushaltssitzung folgen)

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