ASV Weisendorf: Kleines Volksfest mit den Fohlen

8.2.2017, 07:57 Uhr
ASV Weisendorf: Kleines Volksfest mit den Fohlen

© Fotos: Niko Spörlein

Ungewöhnlich viele Autos mit dem Kennzeichen „ERH–MG“ waren rund um das Sportgelände zu sehen. Und die Farben Schwarz-Weiß-Grün. Die sichtbaren Zeichen einer großen Liebe. „Das ist einfach ein geiler Verein, der beste von allen“, schwärmt Thomas Rauer.

Und der kommt keineswegs vom 450 Kilometer entfernten Niederrhein, sondern von der Aurach. Die Leidenschaft begann mit einem Spiel, das jeder Fußballfan jenseits der 50 noch genau vor Augen hat. Pokalfinale 1973: Borussia Mönchengladbach — 1. FC Köln. Fohlen-Trainerlegende Hennes Weisweiler lässt seinen Star Günter Netzer auf der Bank schmoren, weil er nach der Saison zu Real Madrid wechselt. 1:1 steht es nach 90 Minuten.

Da wechselte sich Netzer selbst ein – und mit seiner zweiten Ballberührung erzielte er den spektakulären Siegtreffer zum 2:1, später auch zum „Tor des Monats“ gekürt. Thomas Rauer saß damals vor dem Fernseher – und als Netzer traf, war es um ihn geschehen: „Er trug die Nummer zwölf – und das war meine Lieblingszahl!“

Seither ist er Borussia-Anhänger – und in Herzogenaurach keineswegs alleine mit dieser Passion. 45 Mitglieder hat der „Borussen Mythos 2002“, der in Niederndorf residiert, aber gnädigerweise „auch Herzogenauracher aufnimmt“.

Ein reges Vereinsleben gibt es dort. Die regulären Sitzungen finden zwar nur einmal im Monat statt, dafür fahren zwischen drei und einem Dutzend Mitglieder deutschlandweit an jedem Wochenende zu den Spielen der Fohlen, diejenigen, die zu Hause bleiben, schauen sich die Partie des aktuell Bundesliga-Elften gemeinsam im Fernsehen an.

Gestern früh waren etwa 20 Mitglieder des „Borussen Mythos“ in Weisendorf (Rauer: „Natürlich habe ich mir freigenommen“), am Abend waren sogar 50 (also auch ein paar Freunde des Fanclubs) im Stadion – allesamt waren vorab äußerst zuversichtlich. Der Standardtipp lautete 2:0 – wie es ausgegangen ist, lesen Sie im NN-Hauptsport oder unter www.nordbayern.de

„Die Elternzeit hat auch etwas Positives“, befand Sandra Hack. Auch sie ist im Fanclub, ihr neun Monate altes Töchterchen Charlotte, das dick eingepackt im Buggy sitzt, wird demnächst auch aufgenommen. Die junge Frau ist durch ihren Ex-Freund „Borussin“ geworden. „Das war am Ende das einzig Gute, was er gemacht hat“, witzelt sie.

Fan-Nachwuchs für die Fohlen könnte künftig auch aus Weisendorf kommen: Scharenweise kamen Kindergartenkinder und Grundschüler mit ihren Erzieherinnen und Lehrerinnen zum Platz, um die Stars zu bewundern.

Mit etwas Verspätung kamen sie angefahren im Vereinsbus, umgezogen hatten sie sich bereits vorher im Novina Hotel. In Franken bestens bekannt ist Cheftrainer Dieter Hecking, einst ja erfolgreich beim Nürnberger Club, doch bei den eingefleischten Borussen bekam „Urgestein“ Uwe Kamps den meisten Applaus – kein Wunder: Er ist seit 1982 im Verein, erst als Torwart, seit 2004 als Torwarttrainer.

Für die Hausherren vom ASV war die Stippvisite des Champions-League-Teilnehmers (nach der Winterpause geht es ab 23. Februar gegen den AC Florenz weiter) „natürlich ein absolutes Highlight“, so Manfred Schmidt, seinerseits ein „Urgestein“ in Weisendorf. Es sei eine Ehre, wenn so ein Verein zu Gast sei, zahlen müsse dieser dafür nichts. Über Facebook sei die Anfrage der Gladbacher gekommen. Im Vorstand habe man da nicht lange überlegen müssen.

Einst gab es ja exzellente Kontakte der Borussen nach Herzogenaurach. Der Ausrüster hieß Puma (und nicht wie heute Kappa), und einer der im Nachhinein spektakulärsten Transfers kam vom 1. FC Herzogenaurach: der spätere Weltfußballer Lothar Matthäus, ein Freundschaftsspiel am Weihersbach zählte zu den Ablösemodalitäten.

Doch die alten Connections gibt es nicht mehr. Zwar hat auch der 1. FC Herzogenaurach seit kurzem einen exzellenten Kunstrasenplatz, aber die Fohlen stießen bei ihrer Recherche eben auf die Anlage beim Nachbarn in Weisendorf, wie Sören Lühr vom Teammanagement berichtet. „Und den Tipp hatten wir vom Hotel bekommen.“

Weitere Bilder unter www.nordbayern.de/herzogenaurach

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