Böhmische Erde im Stadtmuseum

31.5.2015, 15:48 Uhr
Böhmische Erde im Stadtmuseum

© Irene Lederer

Mit einem Eimer Erde aus Dürnbach, heute Potocište, bereitet Dieter Illner nicht nur dem Museumsteam eine große Freude. Auch die Herzogenauracherin Berta Fritsch, die 1928 in dem Dorf geboren wurde und dort aufwuchs, ist begeistert. Das außergewöhnliche „Exponat“, komplettiert seit kurzem die Sonderschau über „Die verschwundenen Orte“ im Stadtmuseum Herzogenaurach.

Dürnbach, ganz im Westen Böhmens gelegen, hat für Herzogenaurach eine besondere Bedeutung. Eine Gruppe von vertriebenen Dürnbachern, kam 1946 in Herzogenaurach an. Berta Fritsch erzählt dazu: „Herr Köhler, er war Schreiner, sorgte dafür, dass alle zusammenblieben, er hielt die Gruppe bis Herzogenaurach zusammen.“ Nur wenig durften sie damals mitnehmen, 50 Kilo pro Person. Familie Köstler aus Au/Loužek bei Dürnbach packte unter Bettzeug und Wäsche vier böhmische Kaffeegläser mit Zuckerdose, Berta Fritschs Großvater konnte sich nicht von der Pfeife aus seiner Dienstzeit in der k.u.k.-Armee trennen. Alles das wird in der Dürnbacher Vitrine im Stadtmuseum gezeigt.

Jetzt hat dort auch die Heimaterde ihren Platz gefunden, die Dieter Illner von einer seiner vielen Fahrten nach Böhmen mitgebracht hat. Er hat bis 1968 im Riesengebirge gelebt, spricht perfekt tschechisch, besucht gern seine tschechischen Freunde und setzt sich für die deutsch-tschechische Versöhnung ein. „Dort ist der Boden ja wahnsinnig trocken“, berichtet Illner von seinem kurzen Zwischenstopp in Potocište. „Jetzt wundert es mich gar nicht mehr, dass der Ort früher Dürnbach hieß.“

Bei der Übergabe der Heimaterde ans Stadtmuseum haben sich Berta Fritsch und Dieter Illner kennengelernt. Beide waren sofort auf einer Wellenlänge und sind sich mit den Ausstellungsmachern in einer Sache einig: Man sollte den Blick öfter einmal nach Böhmen richten, unserer nächstgelegenen Nachbarregion.

Seit die Grenzen offen sind, fährt Berta Fritsch oft Richtung Osten, vor allem nach Dürnbach, und versucht, sich mit den heutigen Bewohnern des Egerlandes zu verständigen. Nächste Woche ist es wieder so weit. Da macht sie sich auf den Weg nach Böhmen: Ein deutsch-tschechisches Wörterbuch ist ihr ständiger Begleiter bei den Fahrten in die alte Heimat. Vielleicht nimmt sie aber diesmal gleich Dieter Illner mit.

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