Gehörloser Karateka ist deutscher Meister

27.4.2018, 16:29 Uhr
Gehörloser Karateka ist deutscher Meister

© Foto: Nadine Fürst

Trotz seiner Wettkampferfahrung war die Aufregung bei Christoph Rieck groß. Sein Wettkampf wurde live im Internet übertragen. "Die Anspannung war bis zum Schluss unglaublich", sagt Rieck. "Den Punktewert habe ich nicht mehr mitbekommen, ich war da noch im Tunnel." "Super betreut" wurde der von Geburt an gehörlose Rieck von Jutta Seeberger, die nicht nur auf eine lange Wettkampfkarriere zurückblickt, sondern als Landeskampfrichterin Kämpfe bewertet.

Rieck lobte die intensive Stimmung in Coburg. Im Para-Karate gab es 38 Teilnehmer in verschiedenen Behinderungsgruppen. Traditionell veranstaltet der Deutsche Karate-Verband (DKV) die Deutschen Meisterschaften im Para-Karate immer gemeinsam mit der Leistungsklasse.

Der Deutsche Gehörlosen-Sportverband (DGS) berief Rieck als Beauftragten für den Bereich Karate.

Der Kontakt zum DGS kam in Samsun in der Türkei zustande. Dort startete Rieck als einziger deutscher Karateka bei den Deaflympics, den olympischen Spielen für Hörbehinderte. Der Träger des 1. Dan erregte die Aufmerksamkeit des DGS. Der Deutsche Gehörlosen-Sportverband suchte nach einem geeigneten Kandidaten als Ansprechpartner für den Karate-Einstieg.

Zu Riecks Aufgaben gehört die Sichtung und Rekrutierung von Athletinnen und Athleten mit Hörbehinderung, die für den DGS kämpfen. Dafür benötigt Rieck geeignete Trainer sowie einen Bundestrainer. Er hofft, den Karatesport bei den hörbehinderten Menschen bekannt zu machen. "Dafür werde ich einen sehr langen Atem brauchen", sagt er

Als erstes muss Rieck zur Verständigung die Gebärdensprache erlernen, denn der Karatesportler liest bislang von den Lippen ab.

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