Krimiautor aus Herzogenaurach unter Top Ten bei Krimi-Preis

11.6.2015, 07:00 Uhr
Krimiautor aus Herzogenaurach unter Top Ten bei Krimi-Preis

© Foto: privat

So beginnt der Herzogenauracher Gerhard Pausch seine Kurzgeschichte, mit der er kürzlich bei der Vergabe des vierten Fränkischen Krimi-Preises unter 97 eingereichten Texten in die engere Auswahl kam. Zwar gehörte der Hobby-Autor diesmal (noch) nicht zu den drei Siegern des von den Nürnberger Nachrichten und dem Cadolzburger Verlag ars vivendi ausgelobten Wettbewerbs, aber er war einer der Top Ten, die einem großem, fachkundigen Publikum in der Nürnberger Tafelhalle vorgestellt wurden. Und das beim ersten Versuch, wie der 71-Jährige erwähnt, während andere schon zwei-, dreimal teilgenommen und somit bereits Erfahrung gesammelt hatten, auf welche Art man in der Story den geforderten einheimischen Bezug herstellt.

Authentische Studien

Dabei fehlt der Geschichte von Gerhard Pausch keineswegs das Lokalkolorit, denn die mörderische Tat mittels „Piggl“ geschieht in der Mönau, am weithin bekannten „Kosbacher Altar“. Und die Hauptfigur Mugglein hockt besonders gerne dort, wo sich das „gemeine Volk“ noch relativ ungestört austauschen kann, zum Beispiel im Biergarten von Obermembach, obwohl ihn hier manchmal schon die Internationalen von Siemens oder adidas stören, oder beim „Heller“ im Aurachstädtla, sowie beim „Jordan“ in Falkendorf.

In Lokalitäten also, wo der Hobby-Autor selbst gerne sitzt, um seinen Gedanken freien Lauf zu lassen, eventuell als williger „Brunzkartler“ bei der unvermeidbaren Notdurft der „Mugger“ auszuhelfen, aber vor allem, um den Schilderungen zu lauschen, die an den Wirtshaustischen brühwarm über Hinz und Kunz erzählt werden.

Informationen aus dem Alltagsleben eben, gewürzt mit Spekulativem, Über- bzw. Untertreibungen und stets garniert mit süffigem Bier, Presssack oder rostbraunen Bratwürsten. Infos, die es außerdem wert sind, der Nachwelt erhalten zu bleiben, weil sie, dialektgesteuert, einen ganz eigenen Menschenschlag im vertrauten Ambiente glaub- und dauerhaft widerspiegeln.

Gerade auf das authentisch fränkische Milieu legt der Freizeit-Literat besonderen Wert, seitdem er zusammen mit seinen Eltern 1946, nach der Vertreibung aus dem Sudetenland, zunächst im Münchauracher Pfarrhaus nebst idyllischem Garten landete, bevor er als Zehnjähriger erneut vertrieben wurde – wie er bedauernd anmerkt – diesmal nach Herzogenaurach.

Hier vollzog sich die eigentliche Sozialisation: Nach den Entbehrungen der Kriegs- und Nachkriegszeit das beginnende Wirtschaftswunder, ausgelebt im hiesigen Freibad an der Aurach, im Filmtheater beim „Galsters Helm“ oder im „Fleck“, jener Kultkneipe der sogenannten Halbstarken, wo der hämmernde Rock’n’Roll der Musikbox die Friedhofsruhe der Kleinstadt oft empfindlich störte. An einem dieser „Brennpunkte“ lernte er auch seine Ehefrau Monika, geborene Ruhmann, kennen, eine Einheimische, die ihn noch enger an die neue Hei-mat fesselte und mit der er nun 52 Jahre verheiratet ist.

Ein Haus voller Erinnerungen

Ein Relikt aus dieser wilden Zeit, eine original „Juke-Box“ aus den 50er Jahren“ mit Platten-Oldies von Elvis Presley bis Eddie Cochran oder den Everly Brothers, hat Gerhard Pausch übrigens in der Kellerbar stehen. Gleich daneben fahren in einer Glasvitrine sechs HO-Modelleisenbahnen an der Wand um die Wette, die ihn an seinen Beruf erinnern. Nach der Werk-zeugmacher-Meisterprüfung bei Schaeffler arbeitete er mehr als 30 Jahre lang im Nürnberger Hauptwerk der Firma Gebr. Fleischmann und war dort als Konstruktionsleiter verantwortlich für die Spritzgießformen der Spielzeugzüge.

Sein ganzer Stolz aber lagert im ausgebauten Dachgeschoss, das man über eine knarrende Wendeltreppe Marke Eigenbau erreicht: nämlich rund 21 200 Filmdokumentationen, hauptsächlich zu Themen und Personen aus Literatur, Malerei und Philosophie, die er vor allem über die Programme arte, 3sat oder ARD alpha aufgenommen hat. Beim Nachhaken, ob er diese denn wirklich intensiv studiert habe, zitiert der Sammler Umberto Ecco: „Der wirkliche Liebhaber muss gar nicht alles gelesen/angesehen haben. Wichtig ist, dass er weiß, es gibt dieses oder jenes Werk und man hat es zur Verfügung für die Zukunft“.

In jene Dachklause zieht sich der Hobby-Autor auch zurück, sobald ihn die Muse küsst. Hier bringt er Prosa und Lyrik zu Papier, hauptsächlich Biografisches über Kindheit, Jugend, Familie und Arbeitsleben und den Kurz-Krimi mit Nepomuk Hörnlein, der 2015 zwei Märzwochen lang zur Abstimmung im Netz zu lesen war. Bisher durften nur Familie und enge Freunde am literarischen Wirken partizipieren, weil sie – so der fränkische Poet selbstironisch – ein dankbares Publikum abgeben und nicht so einfach davonrennen können.

Gerhard Pausch, der seit 17 Jahren eine Nürnberger Schreibwerkstatt besucht, wo er sich Anregungen holt, ebenso Bestätigung und Kritik, wird seinen Mugglein höchstwahrscheinlich beim fünften Fränkischen Krimi-Wettbewerb 2016 wiederaufleben lassen. Inzwischen hat er nämlich Blut geleckt, wie er sagt, was in diesem Genre keineswegs von Nachteil ist.

 

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