Lästige Wespen

12.8.2015, 13:58 Uhr
Lästige Wespen

© Foto: Kai Barnickel

Kilian Wächtler hat für den Umgang mit den Plagegeistern einen guten Tipp: „Ruhe bewahren, nicht schlagen und nicht anpusten“, empfiehlt der Obmann für Bienengesundheit im Bayerischen Imkerverein, der auch als Wespenfachmann weit über Mittelfranken hinaus gefragt ist. Fast jeden Tag rückt er derzeit aus, um bei Bedarf Nester umzusiedeln. Allerdings mit Augenmaß: Eingegriffen werde nur, wenn Gefahr bestehe, wenn sich beispielsweise die Insekten vor den Fenstern eines Kindergartens oder im häuslichen Rollokasten breit gemacht haben.

Dass es heuer mehr Wespen gibt als sonst, mag er so nicht bestätigen. Vielmehr seien die schwarz-gelben Allesfresser in diesem Sommer bloß besonders aufdringlich. „Wegen der hohen Temperaturen und der anhaltenden Trockenheit finden Wespen in der Natur kaum Nahrung“, erklärt Wächtler. Entsprechend gierig stürzten sie sich auf jeden Ersatz, der sich ihnen böte.

Da die Insekten ein gutes Kommunikationssystem haben, spricht es sich schnell herum, wenn ein appetitliches Marmeladenbrot oder ein süßes Getränk in Flugweite sind. Schnell locken Kundschafterinnen dann weitere Wespen herbei. Kilian Wächtler rät deshalb: „Stülpen Sie einfach ein leeres Glas über die erste Wespe, die am Tisch einen guten Bissen entdeckt hat. So kann sie diesen Fund nicht an die übrigen Wespen im Volk weitermelden und man hat seine Ruhe. Nach der Mahlzeit kann man das Insekt unbeschadet wieder freilassen.“

Von Wespenfallen mit klebrigen Lockstoffen hält er wenig. Sie ziehen auch andere Insekten an — nicht selten kommen so die geschützten Hornissen zu Tode.

Wenn Wächtler Wespennester entfernt, kommt das Volk nicht zu Schaden. Mit Äther betäubt er die Insekten und siedelt das Nest behutsam um — platziert es etwa in einem Wald zwischen morschen Baumstämmen.

Hausen die Tiere im Garten in Erdlöchern, rückt er ihnen auch schon einmal mit dem Staubsauger zu Leibe und lässt sie an einem weniger betretenen Standort wieder aus dem Beutel entfliehen. Natürlich geht es auch für den Fachmann nicht immer ohne Stiche ab. Dafür hält die Natur aber einfache Mittel bereit, die die Schwellung schnell zurückgehen lassen. Kilian Wächtler schwört auf zerriebenen Spitzwegerich oder eine aufgeschnittene Zwiebel. „Aber auch Aloe Vera hilft.“

Im Gesundheitsamt des Landrats-amtes Erlangen-Höchstadt setzt man vor allem auf gesunden Menschenverstand und Prophylaxe, um Stichen aus dem Weg zu gehen. „Getränke immer abdecken und nicht barfuß laufen“, empfiehlt Ärztin Julia Klotzek. Ist das Malheur trotzdem passiert, hilft am besten ein Kühlakku.

Stephan Wirth von der Stadtapotheke in Herzogenaurach setzt dagegen auf eine Kombination aus Medikamenten und Hausmitteln. „Ein normales Insektengel reicht bei einem Wespenstich eigentlich nicht mehr, da dieser deutlich stärker als beispielsweise bei Schnaken ist.“ Stattdessen empfiehlt der Apotheker ein Präparat mit niedrig dosiertem Kortison. Im Zweifel können Betroffene auch auf eine Rivanollösung zurückgreifen, ein Medikament, das schon länger im Handel ist.

Unterstützend zu den Präparaten setzt Wirth auf Hausmittel wie Umschläge, etwa mit essigsaurer Tonerde, die entzündungshemmend und abkühlend wirken und zur Abschwellung beitragen sollen. Auf eine Behandlung der Symptome würde er auf keinen Fall verzichten. „Wenn man die Stelle wegen des Juckreizes aufkratzt, kann das zu einer Infektion führen und sich verschlimmern.“

Einen grundsätzlichen Anstieg an Wespenstichen kann aber auch Wirth nicht bestätigen. In letzter Zeit suchen stattdessen immer wieder Allergiker die Apotheke auf, um vorsorglich Notfallmedikamente zu besorgen. „Ein wichtiges Medikament ist zurzeit sogar nicht mehr verfügbar, was schon eine bundesweit erhöhte Nachfrage zeigt“, verdeutlicht er. Denn wenn große Schwellungen, Kreislaufprobleme oder gar Atemnot auftreten, ist Vorsicht geboten. „Wenn das Immunsystem überreagiert, muss zeitnah ein Arzt aufgesucht werden.“ Panik sei aber nicht nötig. „Man kann sich ja beim Arzt testen lassen, weshalb die meisten bereits von ihrer Allergie wissen.“

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