Mit ganzem Herzen

3.11.2016, 06:00 Uhr
Mit ganzem Herzen

© Paul Neudörfer

Hubert Dorsch raucht nicht, trinkt nicht und macht Sport. Trotzdem kam die Herzattacke. Gut ein Jahr ist das jetzt her. Inzwischen hat der Metallbauer vier Stents, also Gefäßstützen rund ums Herz. Jetzt muss er aufpassen, dass er beim Sport seinen Körper nicht überfordert.

Weil Bewegung an sich aber gut tut, ist die Herzsportgruppe des TSV Höchstadt genau das richtige für Dorsch. Bevor es in der Turnhalle des Gymnasiums zur Sache geht, misst eine Ärztin allen Teilnehmern den Blutdruck. Während der kompletten Übungsstunde bleibt die Medizinerin vor Ort — nur für den Fall, dass etwas passiert. „Wir haben immer einen Defi da“, sagt Renate Heindel, die seit elf Jahren die Herzsportgruppe betreut.

Ein Defibrillator, auch Schockgeber, kann Leben retten. Gebraucht wurde er bislang noch nicht, denn Heindel achtet natürlich darauf, dass die Übungen nicht zu anstrengend sind. Die Sportlehrerin hat eine zusätzliche Ausbildung zur Fachübungsleiterin für Herzsport absolviert, die sie auch regelmäßig auffrischt. Schließlich wird der Herzsport ärztlich verordnet, die Krankenkasse zahlt. „Eine Vorerkrankung ist also Voraussetzung“, sagt Heindel.

Sie bekommt mehr Anfragen, als sie Teilnehmer aufnehmen kann. „Eigentlich müssten wir noch eine Gruppe aufmachen“, erläutert die Übungsleiterin, die auch in Neustadt mehrere Herzsport- und Seniorenteams betreut. Viele Teilnehmer hatten Herzinfarkte und haben Operationen und Reha-Programme hinter sich. Jetzt wollen sie am Ball bleiben und sich weiter bewegen — so wie Hubert Dorsch. Der 55-Jährige macht jetzt mit, lässt Arme und Schultern kreisen oder dehnt die Körperseite. Die Übungen sind sanft, aber bringen den Kreislauf in Schwung.

Hubert Dorsch findet es beruhigend, dass ein Arzt vor Ort ist. Das Kreiskrankenhaus St. Anna stellt für die zwei Gruppen jeweils einen Mediziner ab.

„Es ist bei uns auch ein bisschen wie in einer Selbsthilfegruppe“, sagt Renate Heindel. Es ist ihr wichtig, dass die Teilnehmer sich auch untereinander austauschen und über ihre Krankheiten sprechen. Viele sind schon seit elf Jahren dabei, von den Krankenkassen wurden die Sport-Verordnungen immer wieder verlängert. Schließlich sind sie mit ganzem Herzen dabei. CLAUDIA FREILINGER

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