Mit Uralt-Chrysler auf Benefiz-Tour durch Afrika

23.9.2015, 12:00 Uhr
Mit Uralt-Chrysler auf Benefiz-Tour durch Afrika

Während in Deutschland die Tage kürzer werden und nachts Gänsehaut-Temperaturen herrschen, hat das Reisefieber den Volkshochschulmann längst fest im Griff. „Ich habe gerade günstig einen Dachkoffer gekauft, der wird jetzt montiert.“ Darin untergebracht wird auch die „Riesenkiste“ mit Kanülen und Verbandsmaterial.

Diese wurde von der Herzogenauracher Ärztin Sigrid Hübschmann für die dreiwöchige Charity-Tour spendiert, an der sich Kundler im November beteiligt.

Die Benefiz-Rallye führt von Dresden über Frankreich, Spanien, Marokko, Mauretanien und den Senegal bis zu Gambias Hauptstadt Banjul. Immerhin 7500 Kilometer.

Die Abreise am 7. November kommt dabei nicht von ungefähr. „Wir fahren in eines der Hochmalaria-Gebiete“, weiß Oliver Kundler. Im Sommer wären die dortigen Krankenhäuser mit Malaria-Fällen überfüllt.

Kundlers Chrysler hat bereits knapp 140 000 Kilometer auf dem Buckel. Das Auto wird im Oktober noch für diese Langstrecke hergerichtet. Die Ölwanne wird von Helfern mit einer zusätzlichen Eisenplatte geschützt („Der Wagen setzt gerade in der Wüste leicht auf“). Außerdem wird noch eine Liegefläche für Kundler und seinen Co-Piloten aus dem Zweimann-Team „Die Wüstenfeger“, Wilfried Berger, hergerichtet. Abwechselnd steuern sie eines von bisher 44 Fahrzeugen, die für die Benefizfahrt gemeldet wurden.

Mit von der Partie ist auch Kundlers 76-jähriger Schwiegervater Eckart Schäffer aus Königsbrunn, der einen in Deutschland ausgemusterten Rettungswagen fahren wird. Das Fahrzeug wurde fachgerecht hergerichtet, für die Anreise wurde das Blaulicht abgeklebt. So unglaublich es klingt: Das wird der erste Rettungswagen für ein Vorort-Krankenhaus bei Banjul sein.

Die übrigen 43 Fahrzeuge — darunter durchwegs fahrtaugliche Opel und VW — werden am Zielort in einem Stadion versteigert. Meist für 1000 bis 2000 Euro. Erwarteter Gesamterlös aus Spenden und Versteigerungen: 80 000 bis 90 000 Euro. Die komplette Summe fließt in ein örtliches Krankenhaus und die Schwesternschule. Vom Erfolg kann sich Kundler höchstpersönlich überzeugen.

Neben seinem Hilfsengagement ist natürlich auch eine gehörige Portion Abenteuerlust dabei, um an der anstrengenden Afrikafahrt teilzunehmen. „Es ist mal was Besonderes, und ich kann dabei vor Ort helfen“, sagt Kundler in Anspielung auf die aktuelle Flüchtlingsströme in Europa.

„Mein Schwiegervater hat die Fahrt schon einmal 2011 gemacht und ist jetzt wieder dabei.“ Die Dresden-Dakar-Banjul-Challenge gibt es schon seit Jahren. Über die Erlebnisse könnten die Teilnehmer Bücher schreiben. Oliver Kundlers Auto ist das einzige mit Klimaanlage. „Manche stellen diese unterwegs aber auch ab, damit der Kühler nicht überhitzt.“

Apropos Hitze: Die heuer brutal heißen Sommertage in Deutschland sieht der vhs-Mann als „ideale Vorbereitung“ auf diese Afrika-Fahrt.

Hütte mit Schlagbaum

Unfreiwillige Verzögerungen gab es auf früheren Fahrten schon öfter, weil Teilnehmer unerlaubt „Grenzanlagen“ fotografiert hatten. Kundler: „Das sind Hütten mit einem Schlagbaum, da ist davor nichts und danach auch wieder nichts.“

In wenigen Wochen wird er sich mit eigenen Augen davon überzeugen können, ob die Hilfe ankommt. Auf Wasser verzichtet er beim Reiseproviant fast völlig; zu schwer. „Wir kaufen das unterwegs bei Tankstellen.“ Allerdings in verschlossenen Flaschen, weil

sonst „Montezumas Rache“ (Durchfall) droht. Ganz sicher dabei haben wird er aber zwei Vollräder als Ersatzreifen. Sie sind Bedingung für einen Weiterverkauf des Autos. Bestes Versteigerungsargument für die alten Blechkarossen: „Die Autos haben eine Riesenstrecke durch Europa und Afrika zurückgelegt.“

 

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