Naturschutzgebiete: Hausaufgaben nicht gemacht

2.6.2015, 15:40 Uhr
Naturschutzgebiete: Hausaufgaben nicht gemacht

© Ralf Rödel

Wenn der Drosselrohrsänger über die Weiher bei Mohrhof oder bei Krausenbechhofen fliegt, dann sind dem seltenen Vogel sämtliche EU-Vorschriften und Paragrafen egal. Es interessiert ihn auch nicht, ob es sich bei dem Landstrich unter ihm um ein Vogelschutz- oder ein FFH (Fauna Flora Habitat)-Gebiet handelt.

Für die rechtliche Abgrenzung spielt das aber sehr wohl eine Rolle. Um die Tier- und Pflanzenwelt in der EU zu schützen, sind alle Mitgliedstaaten schon seit langem aufgerufen, Vogelschutz und FFH-Gebiete zu melden und auszuweisen. Diese sollen im Projekt Natura 2000 miteinander vernetzt werden, um einen Artenaustausch zu ermöglichen. Eine sechsjährige Frist zur Ausweisung dieser Flächen ist bereits 2010 ausgelaufen.

Der Freistaat Bayern und damit auch der Landkreis Erlangen-Höchstadt haben bis zum Jahr 2004 Gebiete ordnungsgemäß an die EU gemeldet. Aber: Sie sind noch nicht alle rechtsverbindlich ausgewiesen. Dabei geht es nicht darum, neue Flächen unter Schutz zu stellen, sondern um bürokratische Darstellungen — zum Beispiel um eine Abgrenzung von landwirtschaftlichen Flächen in feinerem Maßstab (1:5000 statt bislang 1:25 000).

Hierbei hinkt die Bundesrepublik hinterher. Sie muss das EU-Recht dringend umsetzen, sonst drohen eine Klage vor dem Europäischen Gerichtshof und erhebliche Strafzahlungen. In Mittelfranken trifft es die Bezirksregierung. Sie arbeitet derzeit an den so genannten Managementplänen, die für die gemeldeten Gebiete die Maßnahmen zum Erhalt der Lebensräume ausformuliert.

Im Landkreis Erlangen-Höchstadt sind natürlich besonders die Weiherlandschaften und die Flussläufe von Aisch und Aurach streckenweise geschützt. Insgesamt sind 12 670 Hektar und damit rund 22,5 Prozent der Fläche als Schutzgebiete an die EU gemeldet worden. Als eines der ersten war die „Vogelfreistätte Weihergebiet bei Mohrhof“ dabei. Sie ist bekannt für ihre vielfältige und seltene Vogelwelt und gilt international auch als „Important Bird Area.“ Neben dem Drosselrohrsänger sind hier beispielsweise die Große und Kleine Rohrdommel sowie Bekassine heimisch. Die Streuwiesen beherbergen eine einzigartige Pflanzenwelt, in der vor allem Orchideen dominieren.

An denen erfreuen sich die Vögel, während in den Büros weiter an der Ausweisung der „Natura 2000 Gebiete“ gearbeitet wird.

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