Rekordhaushalt für Adelsdorf

17.12.2015, 17:38 Uhr
Rekordhaushalt für Adelsdorf

© Niko Spörlein

Vorweihnachtliche Stimmung, sieht man einmal von kleinen Geschenken eines Adelsdorfer Bonbonherstellers und hübsch dekorierten Lebkuchenplatten ab, wollte sich bei dieser letzten Sitzung im Jahr nicht einstellen — obwohl (wie berichtet) sowohl die Abwassergebühren als auch der Haushaltsplan in langen Ausschuss-Sitzungen vorbesprochen waren. Die Abwassergebühren steigen also ab Januar 2016 um einen Euro, von 2,27 Euro pro entnommenen Kubikmeter Frischwasser auf 3,27 Euro, was rund 45 Prozent ausmacht. „Das ist viel Geld“, räumte bei der Plenumssitzung auch Bürgermeister Karsten Fischkal ein, nur könne man gar nicht anders, um endlich — angesichts eines massiven Investitionsstaus — zu einer Rücklagenbildung zu kommen.

CSU-Sprecher Andreas Maier sprach das Defizit in Höhe von 600 000 Euro in den vergangenen vier Jahren an und forderte „mehr Nachhaltigkeit“ und eine interkommunale Zusammenarbeit mit benachbarten Gemeinden, um Personalkosten zu sparen. Eine viel engere Zusammenarbeit mit den Nachbarn sei das Ziel, so auch Bürgermeister Fischkal, der sich daraus Synergieeffekte verspricht.

Sicher hätte man diese Gebühr nicht so enorm erhöhen müssen, wenn man frühere Kalkulationen nicht so zaghaft angegangen wäre, meinte Günter Münch, Fraktionssprecher der Freien Wähler, was Jörg Bubel (SPD) auf die Palme brachte. Die Feststellung von Münch sei eine „Unverschämtheit“, denn der Gemeinderat habe immer sorgfältig kalkuliert. Mit der Erhöhung um einen Euro habe man die Schmerzgrenze erreicht, fügte Bubel hinzu. Er erwartet wegen zukünftiger Überdeckungen, dass kurz vor den Kommunalwahlen 2020 die Gebühren quasi als Wahlgeschenk wieder gesenkt werden. „Sind Sie Hellseher“, fragte ihn der Bürgermeister, „wie wissen Sie denn, wie die Gebühren in fünf Jahren aussehen?“

Fischkal wies darauf hin, dass ein Personalgutachten für die Kläranlage (und Kanalunterhalt) aus dem Jahr 2003 3,6 Mitarbeiter ergeben habe (vier sind derzeit dort beschäftigt). Kein Wunder, dass man zu solchen Fehlbeträgen kam, wenn mit drei Leuten kalkuliert wurde, tatsächlich aber vier Fachkräfte in der Kläranlage beschäftigt sind, so Michael Auer (Grüne), der eine Rücklagenbildung als „Quantensprung“ bezeichnete.

So ging die Debatte munter weiter, bis Paul Sänger (FW) gemäß Geschäftsordnung das Ende der Debatte beantragte, was mehrheitlich (gegen die Stimmen von Bubel, Norbert Birkner und Uwe Pöschl) Befürwortung fand.

Auch bezüglich des „Rekordhaushaltes“ (Fischkal) wurde anschließend ausgiebig diskutiert. Fischkal sprach in seiner Haushaltsrede von massiven Investitionen, unter anderem von der Sanierung der Aischer Schule (eine Million Euro), die nach Gesprächen mit den Beteiligten (BRK, VdK, Kindergarten, Krippe) zum Gemeindezentrum umgestaltet werden könnte. Der Bürgermeister erwähnte unter anderem auch den Ausbau der Kinderbetreuung (Kosten: zwei Millionen Euro) und den Ringschluss zum Hochbehälter Heppstädt, der mit 1,2 Millionen eingeplant sei. Die Schulden der Gemeinde werden nächstes Jahr wegen der geplanten Kreditaufnahmen in Höhe von 1,58 Millionen Euro auf 8,25 Mio. Euro steigen.

„Das ist ein zukunftsorientierter Haushalt“, urteilte FW-Sprecher Münch, Andreas Maier forderte „in Zukunft keine weiteren Gebührenerhöhungen“. Jörg Bubel betonte abermals, dass Adelsdorf ganz sicher keine arme Gemeinde sei, vielmehr habe man Geld übrig, wie man an den jüngsten Erhöhungen der Aufwandspauschale für die Gemeinderäte sehen könne. Die Gemeinde habe einen „super Kämmerer“ (Christian Jakobs), sagte Michael Auer, seines Zeichens Finanzbeamter. Er fügte allerdings auch hinzu, dass die Gemeinde ihr Tafelsilber nun gänzlich verkauft habe.

Schließlich meldete sich auch noch Vizebürgermeisterin Jutta Köhler zu Wort, die Jörg Bubel tadelte, weil dieser sich ständig destruktiv über Adelsdorf äußere. Er, Bubel, manövriere die SPD gar ins Abseits, sagte Köhler, die bekanntlich vor einigen Monaten aus der SPD-Fraktion ausgetreten ist. Der Haushaltsplan selbst wurde gegen die Stimme von Norbert Birkner (FW) verabschiedet.

Keine Kommentare