Schlüsselfelder Legenden aus gutem Holz geschnitzt

14.11.2017, 14:57 Uhr
Schlüsselfelder Legenden aus gutem Holz geschnitzt

© Foto: Niko Spörlein

Die Sponsoren, die mit Täfelchen bei den Kunstwerken verewigt werden, machte Bürgermeister Johannes Krapp in der Zehntscheune vor einer Menge Gäste bekannt. In die Zehnscheune ging es am Sonntag zunächst vor allem deshalb, weil Dauerregen und Temperaturen um die vier Grad die Ausstellungseröffnung (und den zeitlichen Martinimarkt) quasi "nass-kalt" machten.

Kalt ist es allerdings auch in der Scheune der Initiatorin der Ausstellung, der Kettensägekünstlerin Rosi Hofmann, die im Ortsteil Attelsdorf ihrem lauten Hobby nachgeht.

Zunächst sind drei Stationen in der Stadt aufgebaut, die eine, eine schlichte Bank Unter den Linden, die anderen sind die drei Mädels hinter dem Rathaus am Brunnen, die dritte Station ist ein "neuzeitlicher" Pilger an der Stadtpfarrkirche. Jede Skulptur wurde von einem anderen Künstler mit der Kettensäge in Form gebracht.

Vor staunendem Publikum

"Ein Holzbildhauer hätte für die drei Heuchelheimer Brunnenmädchen sicher mehrere Wochen gebraucht", meinte Hofmann zu ihrem Kunstwerk im Stadtgarten, an dem sie lediglich zwei Tage lang gearbeitet hat. In der Öffentlichkeit ausnahmsweise, denn alle drei Werke entstanden während des diesjährigen Winkelmarktes im Juni vor staunendem Publikum.

Mit der Bank Unter den Linden verewigte sich der aus Brandenburg stammende Holzkünstler Oliver Leßmann; den Pilger bei der Kirche fertigte Sebastian Seifert. Wenn dann nach und nach, wahrscheinlich stets beim Martinimarkt, mehr solcher Skulpturen im Stadtbild aufgestellt werden, so könnte es durchaus sein, dass auch Holzsägekünstler aus den USA in den Steigerwald kommen, so Hofmann.

Fest stehe, betonte der Bürgermeister beim Empfang in der Zehntscheune, dass 2018 die "sagenhafte" Amalia auf oder neben der Bank installiert werde. "Anna Amalia von Laufenholz" hat der Sage nach den Schlüsselfelder Bürgerwald, auf dem heute noch diverse Holzrechte von Bürgern bestehen, geschenkt. 1620 habe sich Amalia in diesem Wald, genauer östlich vom Ortsteil Obermelsendorf, bei einem Spaziergang verlaufen. Allerdings hörte sie, kurz bevor es zu dämmern begann, eine Glocke; sie folgte diesen Klängen und fand dem Weg nach Schlüsselfeld. Man glaubt es nicht, aber sogar heute noch wird in Schlüsselfeld deshalb um 21 Uhr die "Irrglocke" geläutet. Auf eben jener Bank Unter den Linden wird Anna Amalia ab dem nächsten Jahr auch sitzen – und dem Betrachter ganz sicher zum Nachdenken bringen.

Resi Hofmann lehnte sich mit ihren drei "Brunnenmädels" an die Geschichte der drei Heuchelheimer Mädchen, die einmal im Jahr aus einem Brunnen emporstiegen, um das Dorffest in Heuchelheim zu besuchen. Am Ende des Festes, fasste Stadtpoet Friedel Auer diese Sage in Verse, mussten sie wieder zurück in den Brunnen. Eines Tages gleichwohl blieb ein Mädchen, weil Jungs sie darum baten, länger. Zu später Stunde ging das Mädchen aber doch zum Brunnen, um hinunter zu steigen. Die Jungs sahen zu und nach einer Weile stieg Blut aus dem Brunnenwasser. Seit dieser Zeit waren die Heuchelheimer Brunnenmädchen nicht mehr gesehen, heißt es.

Mit dem Jakobspilger wurde der Rundgang am neuen Pilgerweg am Sonntag abgeschlossen. Kaum jemand anders hätte in Schlüsselfeld zu dieser Skulptur etwa sagen können, als Altbürgermeister Georg Zipfel selbst. Denn Zipfel ist den Jakobsweg bis in die spanische Stadt Santiago de Compostela selbst gegangen. "Nicht in zwei Wochen natürlich", scherzte sein Amtsnachfolger Krapp, Zipfel lief den Weg in Etappen, ganze elf Jahre lang, sagte er. Durch Schlüsselfeld, erläuterte der Altbürgermeister, ziehe sich der Steigerwälder Jakobsweg, eine Querverbindung von Bamberg nach Uffenheim, wo er wieder auf einen der großen Jakobswege treffe.

Zum schnöden Mammon: Für diese drei Skulpturen musste die Stadt (aus den eingegangenen Spenden) 4500 Euro berappen, berichtete Johannes Krapp.

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