Polizeiliche Kriminalstatistik 2023

Kriminalität in Mittelfranken nimmt zu - Anstieg in einer Gruppe besonders stark

Benjamin Jungblut

Redakteur

E-Mail zur Autorenseite

22.3.2024, 08:09 Uhr
Polizeipräsident Adolf Blöchl hat die Kriminalitätszahlen für Mittelfranken vorgestellt (Symbolbild).

© IMAGO / Björn Trotzki / IMAGO / HMB-Media Polizeipräsident Adolf Blöchl hat die Kriminalitätszahlen für Mittelfranken vorgestellt (Symbolbild).

Zu Beginn der Pressekonferenz zieht Polizeipräsident Adolf Blöchl eine gemischte Bilanz. Zwar steigen die Fallzahlen im Freistaat – die Beamten kommen gleichzeitig aber auch immer mehr Tätern auf die Schliche: "Eine Steigerung der Aufklärungsquote trotz höherer Fallzahlen - ein Beleg für unseren fortwährenden und erfolgreichen Einsatz für die Sicherheit der mittelfränkischen Bürgerinnen und Bürger".

Insgesamt 82.523 Straftaten (inklusive ausländerrechtlicher Verstöße: 87.339) hat die mittelfränkische Polizei im vergangenen Jahr registriert – im Vorjahr waren es noch 78.262, ein Anstieg um 5,2 Prozent. Nachdem die Straftaten nach dem Wegfall der Corona-Einschränkungen bereits 2022 deutlich angestiegen sind (um 11,9 Prozent), liegt der Wert statistisch nun zwischen den Vor-Corona-Jahren 2018 (83.942) und 2019 (80.904).

Während der Vergleich zur Corona-Pandemie wenig schmeichelhaft für die Bilanz ausfällt, sieht es im 10-Jahres-Vergleich schon ganz anders aus. 2014 waren es noch 91.582 Fälle, damit ist die Zahl der Straftaten um knapp 10 Prozent gesunken. Trotzdem - mit Blick auf den Anstieg der Fallzahlen und die Zahl der Tatverdächtigen ordnet der Polizeipräsident ein: "Mit der Entwicklung, die wir bei uns in Mittelfranken 2023 beobachteten, liegen wir im bayernweiten Vergleich mit den anderen Polizeipräsidien im Mittelfeld." Einen Grund zur Sorge sieht er deswegen nicht: "Wir dürfen trotz leicht gestiegener Fallzahlen nicht vergessen, dass wir uns mit Blick auf die Langzeitentwicklung der Kriminalität nach wie vor auf einem ausgesprochen niedrigen Niveau befinden. In Mittelfranken können Menschen nicht nur sicher leben, sondern sich auch sicher fühlen".

Das gilt insbesondere für die Kleeblattstadt. Mit 4.684 erfassten Straftaten pro 100.000 Einwohnern nimmt Fürth im bayernweiten Vergleich erneut den Spitzenplatz als sicherste Großstadt ein. Trotzdem gibt es für die Beamten einiges zu tun: "Wir haben im Verlauf des vergangenen Jahres einen Anstieg sowohl der Fallzahlen als auch der Kriminalitätsbelastung wahrgenommen. Dies schlägt sich nun auch in der Kriminalitätsstatistik nieder", fasst Blöchl zusammen. "Wir analysieren mögliche Ursachen für den Anstieg und werden diesem Trend bestmöglich mit wirksamen Maßnahmen begegnen. Wir haben hierfür mehrere Schwerpunkte identifiziert, die für die jüngste Entwicklung mitverantwortlich sind. Hieraus ergeben sich für die mittelfränkische Polizei besondere Aufgabenschwerpunkte für das laufende und die kommenden Jahre".

Als Schwerpunkte haben die Beamten vorwiegend Delikte, begangen durch nichtdeutsche Tatverdächtige, Kriminalität im öffentlichen Raum, Diebstahlsdelikte sowie Kinder- und Jugendkriminalität ausgemacht. Der Polizeipräsident weist darauf hin, dass mit dem Anstieg der Gesamtzahlen in Verbindung mit einer gestiegenen Aufklärungsquote unweigerlich auch die Zahl der Tatverdächtigen ansteigt. Und dabei falle auf, dass der Gesamtanstieg der Tatverdächtigen um 6 Prozent mit lediglich 0,9 Prozent auf tatverdächtige Deutsche entfällt. Bei den tatverdächtigen Nichtdeutschen ist dagegen ein Anstieg von 11 Prozent zu verzeichnen.

Betrachtet man hiervon die Teilmenge der Zuwanderer, dann fällt ein Anstieg um 26,6 % auf. "Wir stellen fest, dass nichtdeutsche Tatverdächtige und tatverdächtige Zuwanderer bei dem jüngsten Anstieg der Zahlen deutlich überrepräsentiert sind", bemerkt der Polizeipräsident. Eine genauere Analyse der durch Zuwanderer begangenen Straftaten zeigt, dass die Zahlen hier in allen Deliktsbereichen deutlich gestiegen sind. Die Deliktsbereiche Diebstahl (+44,9 %) und Vermögens- und Fälschungsdelikte (+32,7 %) zeigen sich hierbei am auffälligsten.

Die Gewaltdelikte im öffentlichen Raum nahmen mit 6,3 % im Vergleich zum Anstieg der Gesamtzahl aller Straftaten leicht überdurchschnittlich zu. Der deutlichste Zuwachs ist hier mit 21,7 % in der Gruppe der Raubdelikte zu verzeichnen. Erfreulicherweise sind die Sexualdelikte im öffentlichen Raum rückläufig. Diese nahmen um 3,4 % ab. Insbesondere die Zahl der Vergewaltigungen sank von 61 auf 48 Fälle um 21,3 %.