Internationaler Flair beim Kunstkreis Jura
16.9.2018, 13:34 UhrDie "Septembersonne" leuchtete für die 170 Kunstkreis-Mitglieder: Vorjahres-Preisträgerin Alexandra Hiltl hatte sie auf Büttenpapier gebannt und als Jahresgabe signiert. Schon am frühen Morgen des Vernissagentags war sie mit von der Partie, als die Jury mit dem "Kunstkreis"-Vorsitzenden Thomas Herrmann, der Leiterin des Museums Lothar Fischer, Pia Dornacher, und mit Uwe Mitsching sich über den Förderpreisträger einig wurde.
Inzwischen hat der mit 500 Euro dotierte Preis eine Außenwirkung weit über Neumarkt hinaus: Die Preisträger können sich über viele Ausstellungs-Angebote freuen. Oft lautet die Begründung: "Sie haben ja den Förderpreis bekommen."
Das kann man auch für Miwako Gartung erwarten. Die gebürtige Japanerin und seit 2008 Kunstkreis-Mitglied aus Altdorf hat die Jury mit ihren vier Holzschnitten überzeugt. Und bekam bei der abendlichen Ausstellungseröffnung von Thomas Herrmann den Scheck überreicht, auch viele Glückwünsche für ihr Lebenswerk.
Sie revanchierte sich mit dem Bekenntnis: "Ich bin sehr stolz darauf, seit meiner Jugend habe ich von so etwas geträumt." Was der Kunstkreis mit der diesjährigen Entscheidung auch unterstreichen kann, ist seine internationale Offenheit in Sachen Kunst und der Menschen, die sie gestalten.
Dem entspricht auch das umfassende Panorama der Landkreis-Kunst, das der Künstlerische Leiter Hubert Baumann für die Zukunft aber noch nicht ausgereizt sieht: nächstes Mal mehr Avantgarde in den Ausstellungen, fordert er.
Tropische Früchte vor grau
Aber auch diesmal kennt die ausgestellte Kunst kaum Grenzen: bei der Motivwahl, bei der Inspiration durch Reisen in die weite Welt. Wie etwa bei Isabell Heusinger, die ihren authentischen Fotorealismus inzwischen noch mehr perfektioniert hat und mit einer spürbaren Aussage verbindet. In intensiven Farben malt sie ("For Indonesia only") tropische Früchte und Pflanzen: aber nicht in ihrer natürlichen Umgebung, sondern wie in einem Abfallkübel vor einer grauen Mauer gesammelt – mit einem Hauch des Vergänglichen.
Auch den Sport hat sich die Malerei erobert: ein paar Bilder weiter mit Anna Meiers Momentaufnahmen von den Spielen der "Ice Tigers", bei denen allerdings die Publikumsreaktion eher starr und unberührt ausfällt. Oder mit den bewegten bodychecks der Fußballer von Eva Eiber.
Beim Rundgang sieht man, wie sich auch hiesige Künstler an berühmten Vorbildern orientieren (etwa Friedensreich Hundertwasser), wie spontan und treffsicher Karin Allars everyday-life-Impressionen wirken oder wie Wolfgang Bernreuther weiterhin auf das dunkle, märchenhafte Geheimnis setzt und mit den langen Bildstreifen der Fantasie des Betrachters viel Raum lässt.
Man geht sicher nicht achtlos an den farblich exzellent komponierten Arbeiten von Monika Bradl vorüber oder den puristischen Zeichnungen von Anita Brandt ("lines"). Bevor man in die Residenz hinüberwechselt, sich von Anneliese Baumanns Filzfiguren köstlich und anregend wie von einer Puppenbühne unterhalten lässt oder Evelyn Hesselmanns handwerkliche Vielfalt und Aussage bewundert ("nie mehr ins Ungewisse").
Mit Kunstvermittlung?
Da hängen denn auch die vier Arbeiten von Miwako Gartung und liegt ein großer Fries, der eigentlich 20 Meter lang wäre. Er ist das Ergebnis der "Kulturnacht" im September 2017 auf dem Residenzplatz: Umrisszeichnungen des Publikums, Körper im Gegenlicht und vielfach signiert: nicht zu verkaufen, aber eine durchaus preiswürdige Idee. Die Preise für alles andere liegen in vernünftiger Bandbreite zwischen 150 und 2800 Euro. Und der Kunstkreis-Vorsitzende stellt sich für die Zukunft die Frage: Wie wäre es mit einem Kunstvermittlungsprogramm beim Kunstkreis?
Die Ausstellung läuft noch bis zum Sonntag, 7. Oktober; geöffnet Mi-Sa 14-17 Uhr, So 10-12 und 14-17 Uhr, Eintritt frei.
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