Neumarkter auf dem Weg zurück ins Leben

2.4.2016, 06:00 Uhr
Neumarkter auf dem Weg zurück ins Leben

© Foto: Edgar Pfrogner

„Wir sind das Sprungbrett für Menschen nach einer psychischen Erkrankung oder Wiedererkrankung zurück ins Leben und die Gesellschaft“, umschreibt die Leiterin der Einrichtung, Psychologin Anita Drefs, die Aufgabenstellung. „Niederschwellig“ soll das Angebot sein. Und kostenlos.

Das Geld dafür stammt vom Bezirk Oberpfalz, und zusätzlich noch vom Diakonischen Werk in Bayern. Wer beispielsweise einen der offenen Treffs (am Montag und Mittwoch) besuchen will, spontan in einem seelischen Tief zum Mittagessen kommen will oder und auch nur eine einzige Tasse Kaffee genießen will nebst Blick in die Tageszeitung, braucht keine umständlichen und langwierigen Kostenanträge zu schreiben.

Der soll einfach kommen. Man kann auch anrufen. Das Neumarkter Tageszentrum in der Friedenstraße ist rund 150 Quadratmeter groß. Es wurde im vergangenen Jahr von 156 verschiedenen Personen besucht. Werktäglich kommen bis zu 20 Teilnehmer, viele von ihnen unmittelbar vor oder nach einem Klinikaufenthalt.

Neumarkt als Vorreiter

Bei seiner Eröffnung war dieses Tageszentrum Vorreiter für die flächendeckende Versorgung in der Oberpfalz für psychisch kranke Menschen. Sie leiden an Psychosen, Schizophrenie oder auch affektiven Störungen. Die eigentliche Diagnose ist für das nicht einmal fünfköpfige Betreuungsteam eigentlich unerheblich.

„Wir machen keine medizinische Therapie“, stellt Psychologin Drefs klar. Die Einrichtung hat sich aus dem Gruppenangebot der Beratungsstelle für psychische Gesundheit heraus entwickelt. Gemeinsam werden Grußkarten gebastelt oder stundenweise Ausflüge unternommen. Immer freitags, alle zwei Wochen. „Viele freuen sich da schon lange vorher darauf“, schildert Sozialpädagogin Maria Pflug ihre Erfahrungen.

Manche spielen gemeinsam oder treiben Sport, andere besuchen das Gedächtnistraining. Ein Besucher des Tageszentrums ist inzwischen selbst Referent. Gemeinsam haben die Besucher der Einrichtung zum Jubiläum ein Acrylbild gemalt.

Dieses soll beim Festakt am Mittwoch, 6. April, vorgestellt werden. Die Öffentlichkeit ist an dem Tag bewusst zum gemeinsamen Gottesdienst um 17 Uhr in der Christuskirche eingeladen.

Man arbeite zwar im geschützten Rahmen, aber „nicht hinter verschlossenen Türen“, betont Leiterin Drefs. Ihr geht es um eine „Enttabuisierung und Entstigmatisierung“ der Situation von psychisch kranken Menschen.

Wesentlicher Pfeiler

Das Tageszentrum sieht sich als „wesentlicher Pfeiler der ambulanten Versorgung“. Dabei wolle man für Erkrankte eine „Tagesstruktur bereithalten“. Drefs verhehlt aber nicht, dass der erweiterte Suizid eines psychisch angeschlagenen Germanwings-Piloten mit Absturz der Maschine und 149 Opfern ein herber „Rückschlag“ gewesen sei.

Die Erfolge sind rar gesät, aber es gibt sie. Dann hören die Betreuer Sätze Betroffener wie: „Ich bin froh, dass ich das schaffe.“ Erkrankte können dann auch mal unbegleitet einen Termin im G 6-Zentrum wahrnehmen, freut sich Betreuer Peter Eberhardt.

Mehr Infos * (09181) 4 64 00. Mail: spdi@diakonie-ahn.de

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