Säugling heftig geschüttelt: Mutter vor Neumarkter Gericht

15.2.2016, 13:15 Uhr
Säugling heftig geschüttelt: Mutter vor Neumarkter Gericht

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Am Abend des 30. März und am darauf folgenden Vormittag kam es zu einer tragischen Verkettung von Unglücksfällen und  Fehlentscheidungen. Die Angeklagte erzählte dem Gericht, dass ihr der kleine Bub am späten Abend nach dem Füttern aus dem Tragetuch gefallen und mit dem Kopf auf einem weichen Teppich aufgeschlagen sei.

Weil sich das Baby nicht mehr geregt habe, habe sie es geschüttelt. Und dass offenbar heftig und lange genug, dass es im Kopf des Säuglings in den folgenden Stunden zu schweren Gehirnblutungen gekommen sei, wie ein Sachverständiger vor Gericht rekapitulierte. Auch habe es Einblutungen in beide Augen gegeben.

Als der Bub am Morgen heftig zuckte, rief die Mutter ihrer Pflegemutter an. Diese kam - und empfahl ihrer Tochter nicht ins Neumarkter Klinikum, sondern mit Bahn und Bus ins "besser ausgestattete" Südklinikum in Nürnberg zu fahren. Während der Fahrt verschlimmerte sich der Zustand des Kindes rapide, im Südklinikum wurde es sofort auf die Intensivstation gebracht.

Heute ist der Bub 13 Monate alt, hat schon zwei Hirnoperationen hinter sich und leidet unter schweren psychomotorischen Störungen, zudem ist er stark sehbehindert. Die Prognosen der Ärzte fallen eher düster aus.

Die Staatsanwältin, die der Mutter zu Beginn der Verhandlung noch eine vorsätzliche Kindmisshandlung  vorgeworfen hatte, nahm der Angeklagten  ihre Version eines von Panik getriebenen Fehlverhaltens ab.  Deren erstes Kind wurde bereits in einer Pflegefamilie untergebracht.  Dennoch forderte die Vertreterin der Anklage eine Haftstrafe von zwei Jahren und zwei Monaten ohne Bewährung.

Das Schöffengericht urteilte milder: Wegen fahrlässiger Körperverletzung verdonnerte es die Neumarkterin zu einem Jahr und sechs Monaten auf Bewährung und 80 Stunden gemeinnütziger Arbeit.

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