Strahlende Sauberkeit, strahlende Gesichter bei Jura-Werkstätten

9.5.2015, 13:00 Uhr
Strahlende Sauberkeit, strahlende Gesichter bei Jura-Werkstätten

© Hubert Bösl

Diese Partnerschaft könnte weitere Nachahmer finden, wünscht sich Paul Prengel, der Leiter des Finanzamts. Das Modell kennt er bereits aus Regensburg, wo Menschen mit Behinderung die Elternunterkünfte der Kinder-Krebs-Hilfe reinigen. Also machte er sich auch in Neumarkt daran, so eine Kooperation aus der Taufe zu heben – mit Erfolg.

Franz Breunig und Irene Gärtner und ihre sechs Kollegen sind mit Freude bei der Sache, wenn sie immer im Wechsel ihre 2,5 Stunden am Tag hier im Einsatz sind. Breunig wischt gerne große Flächen, und auch das Fensterputzen macht ihm richtig Spaß: "Da sieht man hinterher, was man geschafft hat“, begründet er.

Erfolg und Verantwortung

Dafür haben er und seine Kollegen vorher Schulungen absolviert, haben in den Werkstätten und in der Lebenshilfe geputzt, gewienert, gewischt. Franz Breunig gefällt an der Arbeit nicht nur der sichtbare Erfolg; er schätzt es auch, Verantwortung zu tragen dafür, dass es richtig sauber ist.

Und er findet es gut, dass sein Team für die Finanzamts-Mitarbeiter voll mit dabei ist: "Ich habe hier meinen Geburtstag gefeiert“, erzählt er, "mit Kaffee und Kuchen“, ergänzt Klaus Hassel, der Vorsitzende des Personalrats im Finanzamt. Auch bei Weihnachtsfeier oder Grillfest seien die fleißigen Reinigungskräfte willkommen: Die Finanzamtsleute freuen sich wirklich über ihre engagierten Reinigungsleute, wie ein gerahmtes Dankes-Schreiben im Service-Center beweist.

"Vielleicht wird oft noch unterschätzt, was Menschen mit Behinderung leisten können“, sagt Sebastian Schauer, der Leiter der Jura-Werkstätten. Den Bereich der Dienstleistungen für externe Partner wolle man ohnehin ausbauen, Reinigung sei ein Angebot, aber auch Catering wie heute bei der Einweihung des neuen Bürgerhauses oder Garten- und Landschaftsbau seien möglich. "Wir überlegen auch, eine schnelle Eingreiftruppe zu gründen, die beim Umzug oder bei kleineren Reparaturen helfen kann“, zeigt Andreas Moser, Geschäftsführer der Werkstätten, die Bandbreite auf. Wann welche Leistung mit wie vielen Leuten im Angebot ist, das stelle sich bei der internen Ausbildung heraus.

Im Finanzamt geht es, wie der Name schon sagt, auch ums Geld: Die Mitarbeiter der Jura-Werkstätten kommen die Behörde nicht teurer als die Firma, die vorher den Auftrag hatte. Über die Verrechnung mit der Schwerbehinderten-Abgabe werde noch etwas gespart. Dazu betreut Sozialpädagogin Verena Klebl die externen Mitarbeiter der Jura-Werkstätte.

"Inklusion passiert im Kopf“, bringt es Moser auf einen griffigen Satz: Es geht nicht nur um Barrierefreiheit im baulichen Sinn, sondern um mehr: Ein selbstverständliches Miteinander ist das Ziel der Inklusion. Franz Breunig erlebt das so: "Wir sind hier anerkannt wie gesunde Leute.“ Und schiebt mit Irene Gärtner den Putzwagen weiter: Es warten noch einige breite Flure auf die beiden Putz-Perlen.

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