25. Januar 1968: Einzug mit Pauken und Trompeten

J. R.

25.1.2018, 07:00 Uhr
25. Januar 1968: Einzug mit Pauken und Trompeten

© Kammler

Die Landkarten geschultert, Waschkörbe mit Lehrmitteln schleppend und lustige Transparente tragend, waren sie rechtzeitig zur offiziellen Übergabe des ersten Bauabschnittes der modernen Anlage von Architekt Prof. Dr. Reichow umgezogen.

Mit Geschrei und schnell gereimten Schlachtrufen „hi ha hum, heute zieh‘n wir um“, ergriffen sie Besitz von den großen hellen Räumen mit vielen Fenstern nach der drückenden Enge im alten Schulhaus mit 1.700 Schülern.

Die ganze Freude der Kinder und Lehrer, daß jetzt alle Klassen im alten Haus, vor allem aber die 18 Klassen in dem Neubau ihre eigenen Zimmer besitzen, kam im „Streitgespräch“ von zwei Schülerinnen zum Ausdruck. Sie erinnerten an die Platznot und erzählten die Baugeschichte der drei Klassentrakte mit je sechs Räumen und des Verwaltungsbaues. „Ein bißchen neidisch sind wir ja“, bekannte die kleine Vertreterin der Schweinauer Schule, aber trotzdem dankte sie gemeinsam mit ihrer beneidenswerten Mitschülerin allen, die ihnen den geordneten Schulbetrieb in der Zukunft ermöglicht haben.

Vor kurzem noch Ackerland

Baureferent Heinz Schmeißner konnte sich kurz fassen, denn seine beiden Vorrednerinnen hatten das Wichtigste schon gesagt. Er freute sich ganz besonders über die städtebauliche Einheit, die in einem Gebiet erzielt wurde, das vor wenigen Jahren noch Ackerland war. Er versprach den Abschluß des zweiten Bauabschnittes Zug um Zug und sah darin einen guten Anschauungsunterricht für die Kinder, die begreifen lernen, daß viel Arbeit zur Errichtung einer neuen Schule gehört. Er hoffte, daß dadurch auch das Verständnis für Schwierigkeiten und Verzögerungen bei Bauprojekten wachse.

Auch Oberbürgermeister Dr. Andreas Urschlechter versicherte, daß die weiteren Bauarbeiten an der Turnhalle, dem Pavillontrakt für die Unterstufe, dem Kindergarten und Jugendhort zügig vorangehen werden, weil die Mittel schon bereit gestellt sind. „Wir müssen uns dem klaren Weg in die Zukunft anpassen, wenn wir nicht gar auf ihm vorauseilen“, nahm er allen Kritikern das Wort aus dem Munde, die den Bau für zu aufwendig halten, er kostet insgesamt 5,365 Millionen DM.

Plastik von Karl Hemmeter

Sein besonderer Dank galt neben allen Helfern den Eltern, die die Unterbringung ihrer Kinder in einer „Mammutschule“ so lange hingenommen haben, und den Lehrern, die oftmals mit starken Nerven eine „Zerreißprobe“ bestehen mußten. Das beliebte Schlagwort des „go-in“ wandelte Schul- und Kulturreferent Dr. Hermann Glaser für diese Schule in „joy-in“ um und wünschte Kindern und Lehrern, daß sie „darin freudig in Frieden leben“.

Auch die Kunst ist nicht zu kurz gekommen. Der Nürnberger Kulturpreisträger Karl Hemmeter schuf die Plastik „der besinnliche Schüler“ für einen der Innenhöfe in dem Gebäudekomplex.

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