70 Jahre Israel: Herrmann verteidigt Existenzrecht

16.4.2018, 17:59 Uhr
Beim Festakt zum 70-jährigen Bestehen Israels fand Innenminister Joachim Herrmann deutliche Worte: " "Das Existenzrecht gehört zum Selbstverständnis und zur historischen Verpflichtung der Bundesrepublik."

© Stefan Hippel Beim Festakt zum 70-jährigen Bestehen Israels fand Innenminister Joachim Herrmann deutliche Worte: " "Das Existenzrecht gehört zum Selbstverständnis und zur historischen Verpflichtung der Bundesrepublik."

Die Verbindungen zwischen Israel und Nürnberg sind vielfältig. So zum Beispiel gibt es die langjährige Städtepartnerschaft mit Hadera, eine große jüdische Gemeinde in der Frankenmetropole und einen regen (familiären) Austausch mit dem kleinen Staat, der in diesen Wochen weltweit seinen 70. Unabhängigkeitstag feiert. Seit wenigen Monaten ist Israel von Nürnberg durch einen Direktflug nach Tel Aviv in wenigen Stunden zu erreichen.

Aber natürlich ist da auch die Vergangenheit. Die Shoa. Und die Rolle Nürnbergs im Nationalsozialismus. "Eine Versöhnung ohne Erinnerung ist nicht möglich", zitierte Maly beim Festakt den früheren Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker nach der Aufführung der israelischen und deutschen Nationalhymne durch Musiker der Symphoniker, den Kinderchor der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG) und den jungen Chor der Musikschule.

Nicht ohne Grund fand der Festakt gestern im Musiksaal der Symphoniker statt, in der alten Kongresshalle, am früheren Reichsparteitagsgelände. Ein Statement. "Gut, dass wir heute hier sind", sagte André Freud, Vorsitzender der Deutsch-Israelischen Gesellschaft Nürnberg-Mittelfranken. "Das sind geschichtsträchtige Räume", betonte IKG-Vorsitzender Joachim Hamburger.

Ein wichtiger Zufluchtsort

Nürnbergs OB erinnerte an die offizielle Gründung Israels am 14. Mai 1948. "Es war ein Zufluchtsort für die jüdischen Flüchtlinge nach der Shoa und ein Sehnsuchtsort", betonte er. Ein lange herbeigesehnter Staat, "der sechs Millionen ermordeten Juden verwehrt blieb", gab Charlotte Knobloch zu bedenken, die Vorsitzende der IKG München und Oberbayern.

"Eine Versöhnung ohne Erinnerung ist nicht möglich", zitierte Oberbürgermeister Maly den früheren Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker

"Eine Versöhnung ohne Erinnerung ist nicht möglich", zitierte Oberbürgermeister Maly den früheren Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker © Stefan Hippel

Als Mädchen entkam sie den Schergen der Nazis durch mutige Menschen in Mittelfranken. In ihrer Ansprache schilderte Knobloch, was für ein großes Ereignis es für sie war, als sie die Staatsgründung im Radio mitverfolgen konnte. Sie dankte Maly und der Stadt Nürnberg, dass sie dem Staat Israel mit dem Festakt diese Aufmerksamkeit und Ehre zukommen lassen. Der jüdische Staat spiele für sie eine sehr große Rolle. Aber ihre Heimat sei Deutschland, Bayern, München. Es gebe nicht nur ein Band der Vergangenheit, sondern auch die gemeinsamen Werte und Ziele beider demokratischen Staaten.

Maly, Knobloch und auch Bayerns Innenminister Joachim Herrmann ließen keinen Zweifel daran, dass Deutschland für das Existenzrecht Israels einstehe. "Das Existenzrecht gehört zum Selbstverständnis und zur historischen Verpflichtung der Bundesrepublik. Die unverbrüchliche Solidarität mit dem Staat Israel ist unverhandelbarer Bestandteil unseres deutschen Wertekanons", so Herrmann.

Aus Geschichte nichts gelernt

Die Politiker erklärten, dass jeglichen Formen des Antisemitismus in der Bundesrepublik entgegengetreten werde müsse. "Es gibt ein klares Bekenntnis zum jüdischen Alltagsleben bei uns und eine klare Haltung gegen Antisemitismus", stellte Nürnbergs OB klar. Egal, aus welcher Ecke er komme: von rechts, von links oder durch religiösen Fanatismus. "Es gibt null Toleranz gegen fanatische Intoleranz", sagte Herrmann. "Wer jüdische Bürger in Deutschland bedroht, bedroht auch uns!"

Klare Worte richtete der CSU-Politiker auch an die AfD. Die gehe nicht auf klare Distanz zum Rechtsextremismus und Antisemitismus. "Wer ein Ende der Holocaust-Gedenkkultur fordert, hat aus der Geschichte nichts gelernt", meinte er.

Als offizielle Vertreterin des israelischen Staats sagte die Generalkonsulin aus München, Sandra Simovich, dass ihr Land Teil der jüdischen Identität überall auf der Welt sei. "Es ist die einzige Demokratie im Nahen Osten", betonte die Diplomatin. Sie erinnerte daran, wie sich der landwirtschaftlich geprägte Staat in 70 Jahren zu einem erfolgreichen Hightech-Land entwickelt habe. "Wir sind stolz darauf!" Doch die Generalkonsulin betonte, dass ihr Land auch heute noch durch Krieg und fundamentalistischen Terrorismus bedroht sei. Simovich erklärte aber auch: "Alle Israelis träumten vom Frieden, auch mit unseren palästinensischen Nachbarn".

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