Anwohner in Zabo empört: Das Halteverbot kam über Nacht

8.3.2016, 06:00 Uhr
Anwohner in Zabo empört: Das Halteverbot kam über Nacht

© Foto: Michael Matejka

Der erste VW Golf von 1974 maß gerade einmal 1,61 Meter – ohne Außenspiegel. Der aktuelle Golf kommt auf eine Breite von knapp 1,80 Meter. Das macht den Rettungskräften Probleme, die bei Einsätzen oft nicht mehr  zu den Einsatzorten kommen. Passiert dies, weist sie Stadt Feuerwehr-Anfahrtszonen aus.

Das wiederum bringt die Anwohner in Bedrängnis, deren Parkraum noch mehr dezimiert wird. Zum Beispiel jüngst in Zabo. Mitte November brannte ein Wohnhaus in der Sudetendeutschen Straße. Das Wohngebiet stammt aus den 1930er Jahren, entsprechend eng sind die Wohnstraßen: Die damaligen Planer konnten den heutigen Autoverkehr nicht voraussehen. In jener Brandnacht kam die Berufsfeuerwehr nicht durch die zugeparkte Sudetendeutsche Straße, die Löschfahrzeuge und die Drehleiter mussten über die Karlsbader Straße anfahren. Es ging glimpflich aus, der Brand wurde gelöscht, kein Mensch kam zu Schaden. Doch das hätte auch anders ausgehen können.

Stadt: Vorab-Information "einfach nicht leistbar"

Mitte Februar folgte die Überraschung für die Anwohner. Gleichsam über Nacht montierte der städtische Servicebetrieb öffentlicher Raum (SÖR) Halteverbotsschilder und den Hinweis "Feuerwehr-Anfahrtszone" in der Karlsbader und in der Sudetendeutschen Straße. Ohne die Anwohner zu informieren - von denen einige noch am selben Tag "Knöllchen" erhielten. Ein großes Ärgernis für die Betroffenen, die sich vorab ein städtisches Infoblatt in ihren Briefkästen gewünscht hätten, zumindest aber Hinweisschilder, die den Beginn des Halteverbots einige Tage vorher ankündigen - so wie die Stadt dies bei vielen Baustellen macht.

Genau dies sei für die Stadt "nicht leistbar", sagt Robert Wunder, der stellvertretende Leiter des Verkehrsplanungsamtes. Die Ausweisung eines Bereichs als Feuerwehr-Anfahrtszone stellt eine verkehrsrechtliche Anordnung dar. Bei mehr als 900 Anordnungen im Jahr würde die Vorabinformation der betroffenen Bürger der Behörde "ein Massengeschäft" bescheren. Zudem stelle sich die Frage, ab welcher Größenordnung einer Maßnahme die Bürgerinformation dann jeweils einsetzen solle. Zumal sich "sehr viele Anordnungen" nach den Worten Wunders lediglich auf "winzige Markierungen" beziehen - die also (ganz im Gegensatz zu neuen Feuerwehr-Anfahrtszonen) kaum unmittelbare Auswirkungen auf Anwohner haben dürften.

Bürger sind verärgert

Die Bürger in der Sudetendeutschen Straße ärgert diese Einstellung. Auch ein Ehepaar, das in der Sudetendeutschen Straße 14 wohnt, seinen Namen aber nicht in der Zeitung lesen möchte. Grundsätzlich können sie verstehen, dass die Stadt das Leben der Bürger sowie deren Hab und Gut schützen will. Andererseits "hätten wir uns gewünscht, dass man uns eher informiert hätte", so die beiden Anwohner: "Es ist schade, dass nicht wenigstens ein Zettel im Briefkasten lag. Das hätte zu einer offenen Kommunikation dazugehört."

Auch das Ehepaar kassierte einen 35-Euro-Strafzettel, was beide als besonders unfair empfinden. Dafür dürfen sie sich aber bei ihren Nachbarn bedanken. Laut Polizeisprecher Robert Sandmann riefen an jenem 16. Februar mehrere Anwohner der Sudetendeutschen Straße die Polizeiinspektion Ost an, um sich über Autofahrer zu beschweren, die ihre Fahrzeuge in der frisch ausgewiesenen Feuerwehranfahrt geparkt hatten.

Beim Aufstellen der Schilder habe die Stadt die Kennzeichen aller Autos dokumentiert, die zu diesem Zeitpunkt in den neuen Zonen abgestellt waren. Deren Halter hätten keine Strafzettel erhalten, so Sandmann. Die Knöllchen-Betroffenen hätten nachweislich erst später in den Bereichen geparkt. Verkehrsschilder gelten nach den Worten Sandmanns ab dem Aufstellen. "Eine Karenzzeit gibt es da nicht."

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