Aufwärmen statt frisch: Essens-Wirbel an Brecht-Schule

2.4.2018, 05:49 Uhr
In Zukunft müssen die Schüler des Berthold-Brecht-Gymnasiums wohl auf ihren Caterer verzichten. In der neuen Mensa soll nicht mehr frisch gekocht werden.

© dpa In Zukunft müssen die Schüler des Berthold-Brecht-Gymnasiums wohl auf ihren Caterer verzichten. In der neuen Mensa soll nicht mehr frisch gekocht werden.

Wenn 2020 die neue Bertolt-Brecht-Schule an der Karl-Schönleben-Straße wie geplant eingeweiht wird, stellt sie ihren 40 Jahre alten Vorgänger zwar in fast jeder Hinsicht in den Schatten: Im Gegensatz zum maroden Bestandsgebäude, das über eine vollausgestattete Großküche verfügt, kann in der Mensa des 140 Millionen Euro teuren, neuen Schulhauses nicht mehr frisch gekocht werden.

Was wie ein Aprilscherz oder Schildbürgerstreich klingt, ist durchaus ernst, wie ein Anruf im Schulreferat zeigt. Michael Kaiser, persönlicher Mitarbeiter von Schulbürgermeister Klemens Gsell, erklärt auf Anfrage des Stadtanzeigers, dass es in der Mensa der neuen Bertolt-Brecht-Schule nur noch eine sogenannte "Auslieferküche" geben soll, in der "nicht mehr vor Ort gekocht" werde.

"Entscheidung steht fest"

Laut Kaiser ist das durchaus nicht unüblich: In vielen Nürnberger Schulen, die in den vergangenen Jahren eine neue Mensa erhalten haben, seien Caterer im Einsatz, die das Essen woanders zubereiten und fertig anliefern. Dass die Idee nicht bei allen Beteiligten auf Anhieb Zustimmung findet, weiß er. Den der Redaktion zugetragenen Streit hinter den Kulissen mag er zwar nicht bestätigen, räumt aber ein: "Es gab Abstimmungsbedarf." Die Entscheidung, dass es eine "Auslieferküche" wird, stehe aber fest, betont Kaiser.

Jan Krosse, der Vorsitzende des Gesamtelternbeirats der Bertolt-Brecht-Schule, ist über die Entscheidung zwar im Bild. Wie die künftige Versorgung der Schüler, die derzeit täglich frisch bekocht werden, aussieht, darüber sei man seitens der Stadt noch nicht informiert worden. "Ich verstehe nicht, warum man hier ein gut funktionierendes Konzept ändert", sagt Krosse, fügt aber hinzu: "Das ist aber meine persönliche Meinung."

Kinder und Eltern mit Caterer zufrieden

Keine Einzelmeinung, sondern eine Frage, die laut Krosse viele Eltern umtreibt, ist die, ob der bisherige Caterer, die Catering Toleranz GmbH der Nürnberger Lebenshilfe, auch am neuen Standort zum Zug kommt. Denn mit dem, betont er, seien Schüler wie Familien rundum glücklich. Auf Lebensmittelintoleranzen von einzelnen Kindern werde etwa ebenso vorbildlich eingegangen wie auf Wünsche nach besonderen Menüs für die Leistungssportler unter den Schülern.

Zudem, so Krosse, schätze man an dem Unternehmen der Lebenshilfe auch durchaus, dass es viele Menschen mit Behinderung beschäftige und seinen Mitarbeitern faire Löhne zahle. Selbst wenn in der neuen Mensa künftig nicht mehr vor Ort gekocht, sondern angeliefert wird, wollen die Eltern daher unbedingt weiter mit der Catering Toleranz GmbH zusammenarbeiten, sagt Jan. Diesen Wunsch habe man der Verwaltung auch mitgeteilt, denn "einen x-beliebigen Caterer wollen wir nicht".

Inklusives Unternehmen

Rainer Freund, einer der beiden Geschäftsführer der Catering Toleranz GmbH, hört das gern. Angesichts des Zuspruchs von Familien wie Schulleitung, so Freund, sei man "sehr daran interessiert", weiter mit der Bertolt-Brecht-Schule zu arbeiten. Immerhin tischt der Caterer hier seit sechs Jahren täglich 200 bis 300 frische Mahlzeiten auf. Mit dem Pausenverkauf, den dort auch das Unternehmen managt, werden zudem 500 bis 600 Schüler, die sich Gebäck, belegte Brote, Pizza oder andere Snacks kaufen, erreicht.

Für das inklusive Unternehmen, dessen Belegschaft zu 40 Prozent aus Menschen mit Handicap besteht, die auch alle nach Tarif bezahlt werden, ist der Standort Bertolt-Brecht-Schule nicht nur wegen der dortigen Absatzzahlen wichtig. Zwölf von insgesamt 30 Mitarbeitern der Catering Toleranz GmbH sind nämlich derzeit in Langwasser beschäftigt und kochen dort insgesamt 1200 frische Mahlzeiten täglich. Damit werden acht Nürnberger Gymnasien sowie der Hort der neuen Grundschule nebenan beliefert.

Möglich macht dies die vollausgestattete Großküche in der bestehenden Bertolt-Brecht-Schule. Im Gegensatz zum maroden Schulbau ist die laut Freund nämlich "heute noch top". Er hofft daher, dass die Catering Toleranz GmbH die Einrichtung auch nach dem Auszug der Schüler in einigen Jahren noch weiterverwenden darf. Denn andernfalls, so der Geschäftsführer, müsse man über eine neue Großküche nachdenken.

15 Kommentare