Ein Herz für Außenseiter

Bernd Zachow

12.4.2019, 19:15 Uhr
Ein Herz für Außenseiter

Für das Galeristen-Paar Sabine und Otto Röver wird Kunst erst interessant, "wenn möglichst viele Menschen darüber streiten können". Hübsche Bilder zur Dekoration von Wohnzimmerwänden waren daher in ihrer Galerie bislang nicht zu finden. Dass der eine oder andere konservative Kunstfreund nicht diskutieren will, sondern lieber empört zur Polizei läuft, wenn ihm etwas nicht gleich gefällt, erwies sich im Jahr 1992.

Damals organisierten die Rövers eine Ausstellung von mehr oder minder erotischen Bildern und Objekten, an der so prominente Künstlerinnen und Künstler wie Klaus Theuerkauf (Gruppe endart, Berlin), Frank Herzog, ein bekannter Bildhauer aus dem Rheinland, der Ausnahme-Maler Blalla W. Hallmann sowie Ulrike Zilly und Robert Hartmann von der Vereinigung "Die Langheimer" teilnahmen. Ein von Hallmann gezeigtes Gemälde erregte das Missfallen eines Nürnberger Bürgers derart, dass er den Künstler und die Galerie wegen "Erregung öffentlichen Ärgernisses" anzeigte.

Ein Herz für Außenseiter

Der Fall sorgte für bundesweites Aufsehen. "Skandale" dieser Preisklasse lassen sich selbstverständlich nicht am laufenden Band provozieren, aber die Rövers haben sich stets redlich bemüht. Sie präsentierten nicht nur fortwährend die Bilder von erklärten Außenseitern der Kunstszene, sondern auch Auftritte von schrägen Satirikern wie Funny van Dannen oder Wiglaf Droste. Ebenfalls Satire pur war eine ausgerechnet am Karfreitag des Jahres 2010 eröffnete Ausstellung, in der unter anderem moderne Reliquien in der Gestalt bemalter Zimmermanns-Nägel zu erwerben waren.

Wobei es wohl mit dem Verkauf nicht weit her gewesen ist. Bild-Satire hängen sich die Leute nicht in die Wohnung und zur Geld-Anlage ist sie in aller Regel ebenfalls kaum geeignet. Zum Galerie-Jubiläum bekamen die Rövers von ihrem Freund Richard Büning nun eine Waage, mit der sie künftig den Marktwert von Kunst besser bestimmen können. Sie zeigt zum Beispiel an, dass eine Pappe-Kopie der Dürerhasen-Kopie von Ottmar Hörl weniger wertvoll als eine Banane ist. Wie auch immer: Den Galeristen ist ohnehin das Reden über Kunst viel wichtiger.

Zu diesem Zweck gründeten sie Mitte der 1990er Jahre mit Freunden und Bekannten den Verein "Kulturforum Franken". Nach einigen internen Querelen und dem folgenden Mitgliederschwund musste er allerdings wieder aufgelöst werden. Als Nachfolgeorganisation mit etwas eindeutigerem Selbstverständnis wurden dann die "KUNSTunterHALTUNGEN" ins Leben gerufen.

In diesem Rahmen sind Sabine und Otto Röver seither regelmäßig die Gastgeber bei einer Gesprächsreihe mit dem Titel "Sonntags bei uns". Zu jeder Veranstaltung wird ein Gast eingeladen, der in einem moderierten Gespräch aus seinem (ungewöhnlichen) Leben erzählt. Die nächste Zusammenkunft ist für den 14. April geplant. Kapitän Klaus Stadler wird über die Rettung von afrikanischen Migranten aus Seenot im Mittelmeer berichten.

InfoGalerie Röver, Großweidenmühlstr. 19: Jubiläumsausstellung bis 5. Mai, Sa./So. 14–18 Uhr. "Sonntags bei uns" mit Seenot-Retter Klaus Stadler in der Galerie am 14. April, 11 Uhr.

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