Falsche Umfragen? CSU in Gostenhof sieht sich stärker

30.8.2018, 05:54 Uhr
In Zeiten eines breiten Parteienspektrums sei eine absolute Mehrheit schon rein mathematisch schwierig zu erreichen, meint Engelbert Heider (blaues Hemd).

© Roland Fengler In Zeiten eines breiten Parteienspektrums sei eine absolute Mehrheit schon rein mathematisch schwierig zu erreichen, meint Engelbert Heider (blaues Hemd).

"Es ist ein mathematisches Problem", sagt Engelbert Heider. "Wenn sechs Parteien in den Landtag einziehen, ist es ungeheuer schwierig, eine absolute Mehrheit zu erreichen. Aber sie muss das Ziel bleiben." Auch der Ortsverbandsvorsitzende, Ralf Regnat, will die absolute Mehrheit keineswegs abschreiben – für ihn ist der Ministerpräsident die Trumpfkarte: "Man hört nur Gutes über ihn. Markus Söder sagt an einem Tag etwas, und am anderen setzt er
es um." "Er ist kein Ankündigungs-Ministerpräsident", pflichtet Vize-Ortsverbandschef André Freud bei.

Auch die Amtszeitbegrenzung für Regierungschefs, sagt Regnat, wäre dank Söder gekommen. "Aber die Opposition wollte der CSU den Erfolg nicht gönnen", meint Heider. Neben Regnat, Freud und Heider sind noch elf weitere Ortsverbandsmitglieder an diesem heißen Sommerabend zum politischen Stammtisch in die Gaststätte "Siechen-Eck" gekommen. Resigniert über die Lage der CSU wirkt keiner – eher hadern sie mit den Umfragen, die ihnen unglaubwürdig erscheinen. "37 Prozent können nicht stimmen", sagt Gerhard Schmidt, auch Renate Kreuzer-Ahrens zweifelt die Zahlen an. Jürgen Messer gibt zu bedenken, dass er niemanden kenne, der an solchen Befragungen teilgenommen hat. "Keiner weiß, wie es ausgeht", meint auch Freud.

Fragt man nach Fehlern, die ihre Partei gemacht haben könnte, sind die Diskutanten zurückhaltend. Einzig Heider merkt an, dass die CSU mit ihrem "Masterplan Migration" zwar inhaltlich richtig gelegen habe, die personelle Zuspitzung der Auseinandersetzung zwischen Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Innenminister Horst Seehofer (CSU) aber den Christsozialen geschadet habe. "Merkel dagegen hat an Ansehen gewonnen."

Die Politik der CSU war richtig, dem Freistaat geht es gut – davon sind sie am Stammtisch überzeugt. Wobei Freud umgekehrt davor warnt, sich zu sicher zu fühlen: "Wir dürfen nicht in die Falle des Kommunalwahlkampfes 2014 laufen. Damals dachten wir auch, es läuft gut, und dann haben wir eine Klatsche bekommen. Wir dürfen uns nicht nur untereinander unterhalten." Ortsverbandschef Regnat bemerkt indes, dass er einen eingefleischten SPD-Wähler kenne, der diesmal eine Ausnahme macht – wegen des Ministerpräsidenten.

Auf Söder kommen sie am Tisch immer wieder zurück. Er sorge für volle Zelte, sagt Werner Weilersbacher, und Birgit Eckstein merkt an, dass der Regierungschef nicht nur in Franken, sondern zum Beispiel auch in Niederbayern gut ankomme.

Man wisse ja auch nicht, wer eigentlich die personelle Alternative zu Söder sei, meinen einige: "Die anderen Parteien sind doch gar nicht sichtbar", sagt Jürgen Eckert. Wenn die CSU tatsächlich die absolute Mehrheit verfehlt, wird sie jedoch mindestens einen Partner zur Regierungsbildung brauchen. Die AfD, da sind sich alle am Tisch einig, kommt nicht infrage. "Von denen kommen nur Parolen", sagt Regnat. Aber auch Schwarz-Grün können sich der Ortsverbandschef und seine Stammtischfreunde nicht vorstellen. "Wenn man sich so unterschiedliche Leute wie Kretschmann und Hofreiter anschaut, dann sind das doch mehrere Parteien in einer", meint Messer. "Die sind zu ideologisch", findet Regnat, Schmidt hält die Spitzenleute der Grünen für arg "destruktiv".

Den Niedergang der bayerischen Sozialdemokratie, die in Umfragen bei zwölf Prozent steht, finden sie am Tisch fast schon "beängstigend", wie es Eckert formuliert. Rita Heider würde den Genossen ein paar Prozentpunkte mehr gönnen – zulasten der AfD. "Es wäre schön, wenn wir einen Gegenspieler hätten", sagt Freud. "Die SPD leidet darunter, dass sie seit Renate Schmidt kein vernünftiges personelles Angebot mehr hat", meint Messer. Christian Ude, Spitzenkandidat von 2013, habe "ja schon hinter Ingolstadt nicht mehr gewusst, dass er in Bayern ist".

Die SPD, so klingt es durch, könnten sich die Stammtischfreunde als Koalitionspartner vorstellen. Aber lieber wäre es ihnen freilich, wenn sich die CSU gar nicht erst auf Partnersuche begeben müsste. Dafür wollen sie in den nächsten Wochen kämpfen.

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