Kot, Keime, Würmer: Aber Pegnitztal Ost wird kein "Sperrgebiet"

24.11.2015, 06:00 Uhr
Kot, Keime, Würmer: Aber Pegnitztal Ost wird kein

© Günter Distler

Das 250 Hektar große Areal in den Stadtteilen Erlenstegen und Laufamholz grenzt an den Wöhrder See. Es ist beliebtes Naherholungsgebiet. Anwohner führen ihre Hunde aus, Sportler joggen, machen Nordic Walking oder fahren Rad. Andere gehen hier spazieren, weil es so schön ist. Schon heute stehen viele Flächen unter besonderem Schutz. Sie sind als Landschafts- und Vogelschutzgebiet ausgewiesen, dienen dem Grundwasserschutz oder sind Flora-Fauna-Habitat-Gebiet.

"Das beliebte Naherholungsgebiet soll ausdrücklich für die Bürgerinnen und Bürger in seiner ökologischen Vielfalt erhalten bleiben", erklärt Umweltreferent Peter Pluschke mit Blick auf die nächste Sitzung des Umweltausschusses. "Es gab und gibt keine Überlegungen, ein 'Sperrgebiet' auszuweisen." Bürgervereine und Anwohner fürchten, dass das beliebte Gebiet künftig nicht mehr so genutzt werden kann wie bisher. Allen voran Hundebesitzer rechnen mit strengeren Vorgaben.

"Im Naturschutzgebiet wird es weiter möglich sein, auf Bäume zu klettern, zu rodeln, Federball zu spielen, Picknick zu machen, Drachen steigen zu lassen, Kräuter und Pilze zu sammeln", heißt es dazu aus dem Umweltamt von Klaus Köppel. Auch die "vertraute Idylle der Schafe" bleibe erhalten. "Das Naturerlebnis-Juwel Pegnitztal Ost soll weiterhin für die Nürnberger Bevölkerung zur Verfügung stehen. Alle sollen die Natur dort genießen."

Aber nicht mehr so ungezügelt wie bisher. Denn das Pegnitztal ist, da stimmen die Regierung und Umweltverbände zu, ein besonders wertvoller Flecken im Stadtgebiet. Es ist die Vielfalt der Lebensräume in diesem Areal, die stärker geschützt werden soll.

"Es ist praktisch wirkungslos"

Stadt und Regierung sehen diese Vielfalt durch die starke Nutzung in Gefahr. Das Netz von Trampelpfaden habe zugenommen, beklagt das Umweltamt. Wege sollen daher zurückgebaut werden. Freilaufende Hunde stören und verschrecken bodenbrütende Vögel oder trächtige Schafe. Hundekot verunreinigt Wiesen und ist Träger gesundheitsschädlicher Keime (Band- und Spulwürmer).

Das bisherige rechtliche Instrumentarium ist den Naturschutzbehörden zu wenig. "Es ist praktisch wirkungslos." Erst der Status eines Naturschutzgebiets biete die Möglichkeit, ein Bußgeld auszusprechen, wenn uneinsichtige Besucher besonders schutzwürdige Flächen in sensiblen Zeiten beträten. Freiwillige Maßnahmen reichten nicht mehr aus.

Mittlerweile liegt ein Verordnungs-Entwurf der Regierung für das Naturschutzgebiet vor. Dazu gehört ein Zonenkonzept. Zwei Zonen werden ausgewiesen, für "Naherholung mit Beweidung" und für "Naturschutz und Mähwiesen". In der ersten Zone gibt es Leinengebot für Hunde in den Offenlandbereichen während der Brutzeit (1. April bis 30. Juni) und wenn der Hundehalter auf Schäfer trifft. In der Zone 2 gilt ein Betretungsverbot und ein Leinengebot vom 1. März bis 30. September. Hundekot muss stets beseitigt werden.

"Es wird neue Hundeauslaufflächen geben", verspricht die Stadt. Derzeit wird nach geeigneten, ganzjährig zu nutzenden Flächen gesucht. Im 1. Quartal 2016 gibt es weitere Gespräche mit Vereinen und Verbänden, im 2. und 3. Quartal sind weitere öffentliche Diskussionen und Exkursionen vor Ort geplant.

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