Lieber jetzt noch schnell zur Heckenschere greifen

26.2.2015, 09:59 Uhr
Lieber jetzt noch schnell zur Heckenschere greifen

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Lieber jetzt noch schnell zur Heckenschere greifen

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Herr Döschner, am Sonntag beginnt die Schonzeit. Was heißt das für Hobbygärtner?

Steve Döschner: Zum Schutz brütender Vögel dürfen sämtliche Hecken, Büsche und Gehölze in dieser Zeit nicht geschnitten oder auf den Stock gesetzt werden — also eine Art Kahlschlag bis auf eine Handbreite über den Boden. Lediglich schonende Form- und Pflegeschnitte sind erlaubt, aber vorher muss man sich überzeugen, dass sich hier kein Nistplatz befindet.

Was raten Sie also Kleingärtnern?

Döschner: Ich empfehle, für Pflegearbeiten jetzt noch die letzten Februartage zu nutzen und danach mit Rücksicht auf die Tierwelt unnötige Rück- und Heckenschnitte zu vermeiden. Denn: Wenn Nester übersehen oder die Brut gestört wird, — was alles sehr leicht passieren kann —, bedeutet das meist den Tod des Nachwuchses. Mein Appell: Lasst ein bisschen wilde Hecke zu und schafft damit Raum für Vogelarten, die dort brüten. Das ist ein wichtiger Beitrag zum Artenschutz. Im Herbst ist noch genügend Zeit für letzte Schnittarbeiten.

So weit zu Hecken, Strauch- und Buschwerk. Und was ist mit den Bäumen?

Döschner: Fällungen sind genehmigungspflichtig, bei einem Stammumfang von über 80 Zentimetern in einem Meter Höhe greift die Baumschutzverordnung. Auch hier gilt: Wenn Baumbrüter wie Eichhörnchen, Höhlenbrüter — zum Beispiel Blaumeise, Trauerschnäpper oder Gartenrotschwanz — sowie frei brütende Vogelarten wie Amsel oder Grünfink den Baum nutzen, darf er nicht zurückgeschnitten und erst recht nicht gefällt werden. Das müssen vorher Experten prüfen.

Wie soll man sich verhalten, wenn man sieht, dass im Frühjahr ein alter Baum gefällt oder eine Hecke mit Nest gestutzt wird?

Döschner: Dann handelt es sich schnell um eine Ordnungswidrigkeit, die man dokumentieren und der Unteren Naturschutzbehörde melden sollte. Im besten Fall empfiehlt es sich, mit Ruhe und Bedacht vor Ort das Gespräch zu suchen.

Und wenn der Auftraggeber die Stadt ist?

Döschner: Auch dann sollte man die verantwortlichen Baumpfleger darauf ansprechen und die Aktion beim Servicebetrieb Öffentlicher Raum melden. In der Zeit vom 1. März bis zum 30. September hat Sör eine Vorbildfunktion und sollte von Heckeneingriffen und Gehölzschnitten absehen. Seit dem Wechsel an der Spitze mit Christian Vogel gibt es ein großes Bestreben, generell vor Baumarbeiten oder -fällungen entsprechende Experten hinzuzuziehen. Nicht, dass es vorher keine Kontrollen gegeben hätte, aber jetzt wird mehr Gewicht auf den Artenschutz gelegt.

Gibt es bei Baumarbeiten auch Ausnahmen?

Döschner: Ja, wenn zum Beispiel die Verkehrssicherheit akut bedroht ist. Ansonsten haben nistende Vögel immer Vorrang.

Apropos Piepmätze, der Schnee ist fast verschwunden. Soll man jetzt noch füttern?

Döschner: Es schadet nicht. Der Winter war lang, die Vögel haben ihre letzten Reserven erreicht. Solange es noch kalt ist, sollte man weitermachen.

Wie denken Sie über eine ganzjährige Fütterung?

Döschner: Es gibt Experten, die dazu raten. Wenn einer es unbedingt machen möchte, soll er es tun. Es schadet den Tieren nicht, aber es geht natürlich auch ohne.

Ebenso wird gern über den (Un-)Sinn von Vogeltränken diskutiert.

Döschner: Sie sind in einer eng bebauten Stadt wie Nürnberg mit vielen versiegelten Flächen sehr wichtig — gerade im Sommer. Und bitte nicht vergessen, regelmäßig das Wasser zu wechseln.

Zurück zur anstehenden Brutzeit: Wenn jetzt die Nistkästen noch nicht hängen, ist man dann zu spät dran?

Döschner: Keinesfalls. Viele Zugvögel kommen erst, da hat man noch bis April Zeit.

Worauf sollte man beim Kauf und der Platzierung eines Nistkastens achten?

Döschner: Sie können sich schnell zur Todesfalle entwickeln. Deshalb sollte man auf Holzkästen, die leicht von Spechten aufgehämmert werden können, und billige Baumarktware verzichten. Ich empfehle Nistkästen aus Holzbeton. Am besten mit ovalem Loch, dann haben auch seltenere Arten wie der Gartenrotschwanz eine Chance. Und in puncto Platzierung: Vögel mögen es warm, also möglichst das Einflugloch nach Süd-Osten ausrichten und mit Blick auf Katzen mindestens in Augenhöhe am Baum befestigen.

Welche Gefahren, die in einer Großstadt wie Nürnberg lauern, kosten denn den meisten Vögeln das Leben?

Döschner: Die größte Gefahr bildet nach wie vor der Mensch mit seinem unbedachten Umgang mit den Ressourcen der Natur.

Um Vogelvielfalt zu erhalten, rät der LBV, Vielfalt zu schaffen — etwa durch die Auswahl der Pflanzen im Garten. Infos und Tipps dazu unter Telefon (09 11) 45 47 37.

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