Moschee in der Nürnberger Südstadt: Räume stehen seit Monaten leer

6.3.2018, 05:33 Uhr
Die Nutzung als Moschee wurde dem Islamischen Forum Nürnberg (IFN) bis auf weiteres untersagt, weil laut Stadt kein offizieller Bauantrag vorliege, wie er bei einer Nutzungsänderung erforderlich ist.

© Roland Fengler Die Nutzung als Moschee wurde dem Islamischen Forum Nürnberg (IFN) bis auf weiteres untersagt, weil laut Stadt kein offizieller Bauantrag vorliege, wie er bei einer Nutzungsänderung erforderlich ist.

Abdulrahman Alhout steht allein im holzvertäfelten Gebetsraum in der Pillenreuther Straße, in den Freiwillige viel Arbeit gesteckt haben. Gebetsnische Richtung Mekka, Predigerkanzel für den Imam, eine abgehängte Decke mit kleinen Kuppeln. Alles hier ist selbstgemacht. Fehlt nur eines: die Gemeindemitglieder.

Wieso die fehlen, ist auf einem Brief am Eingang nachzulesen. Der ist zwar auf Arabisch verfasst, ein Wort aber steht dort in Deutsch: "Bauamt". Denn das hat die im vergangenen August die fast abgeschlossenen Umbauarbeiten abrupt beendet. So abrupt, dass in einigen Räumen noch unbenutztes Werkzeug und Material herumsteht, das inzwischen von einer Staubschicht bedeckt ist.

Nutzung als Moschee wurde untersagt

Die Nutzung als Moschee wurde dem Islamischen Forum Nürnberg (IFN) bis auf weiteres untersagt, weil laut Stadt kein offizieller Bauantrag vorliege, wie er bei einer Nutzungsänderung erforderlich ist. "Das war uns so nicht bewusst", beteuert Imam Alhout und erklärt, wieso: "Vor uns war hier eine Einrichtung für junge Flüchtlinge und davor hat ein kurdischer Verein Veranstaltungen abgehalten. Auch der Vermieter meinte, dass wir die Räume problemlos als Moschee nutzen können."

Doch genau das können sie nicht. Denn rechtlich sind hierfür eine ganze Reihe von Auflagen, wie zum Beispiel der Nachweis von in diesem Fall 35 Parkplätzen, zu erfüllen. Eine Forderung, die IFN-Vorstandsmitglied Habib Boukechab nicht versteht. Schließlich sei die Moschee zentral gelegen und mit einem Straßenbahnhalt vor der Tür sowie dem Hauptbahnhof um die Ecke bestens an den öffentlichen Nahverkehr angeschlossen. Außerdem: "Die meisten unserer Moscheebesucher sind Flüchtlinge und können sich gar kein Auto leisten", sagt Boukechab. Laut Stellplatzsatzung der Stadt ist das allerdings ebenso unerheblich wie die Lage oder Anbindung. 

Zweiter Fluchtweg unverzichtbar

Während hier noch eine - mehrere Tausend Euro teure - Ablöse helfen könnte, sieht es beim Thema Brandschutz düster aus. Für eine Nutzung durch 150 oder mehr Menschen, so Steinmann, sei ein zweiter Fluchtweg unverzichtbar. Zum Beispiel für den Fall, dass das Treppenhaus bei einem Brand verraucht.

Aus diesem Grund sei dem Vormieter ja auch eine Nutzungsbeschränkung von maximal 30 Personen auferlegt worden, sagt der Behördenleiter und fügt hinzu: Mit einem Besuch im Dienstleistungszentrum Bau in der Lorenzer Straße 30 hätte man diese Probleme im Vorfeld vermeiden können. Er rät daher allen Bau- und Umbauwillligen, das städtische Beratungsangebot zu nutzen.

Seelsorger per Handy oder im Café 

Für das IFN, dessen Mitglieder viel Schweiß und gut 30.000 Euro in die Räume gesteckt haben, kommt der Rat freilich zu spät. Dort versucht man - bisher vergeblich - doch noch eine Lösung zu finden. Denn: Ohne eigene Räume hat es die junge Gemeinde schon heute schwer. Imam Alhout, der als Seelsorger pro Woche bis zu 30 Menschen betreut, muss dies derzeit per Handy, in seiner Wohnung oder in einem Café tun. "Obwohl alle von Integration reden", wie Alhout beklagt, fühlen er und seine Mitstreiter sich allein gelassen. "Dabei wollen wir doch eine Anlaufstelle für Nürnberger Muslime sein, die ohne Verbindung zu anderen Staaten oder ausländischen Organisationen auskommt."

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