"Neue Chance für alte Bäume": Nürnberg soll grüner werden

Andreas Franke

Leiter der Lokalredaktion

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21.12.2017, 05:49 Uhr

© Stefan Hippel

"Winterzeit ist Baumfällzeit", sagt Richard Mergner, BN-Landesbeauftragter. Daher habe die Naturschutzorganisation auch noch kurz vor Weihnachten das Baumschutz-Telefon freigeschaltet. Montags bis donnerstags sind die beiden Fachberater Daniel Mühlleitner und Christopher Busch unter der kostenlosen Hotline 08 00/7 82 38 22 oder per Mail unter stadtbaum@bund-naturschutz.de zu erreichen.

Dabei kann es um Fragen der Verkehrssicherheit von Bäumen gehen, Pflege und Baumschnitt, aber auch um Baumschutz auf Baustellen oder um Nachbarschaftsstreitigkeiten. Auch wer den Eindruck hat, dass ein Baum ohne Genehmigung gefällt werde, kann sich unter der Nummer melden, erklärt Kai Frobel, Projektleiter Stadtnatur beim Bund Naturschutz.

Nur 28.000 Bäume in Nürnberg 

Nürnberg zählt nicht gerade zu den Städten in Deutschland mit vielen Straßenbäumen. "Im Gegenteil", sagt Nürnbergs BN-Geschäftsführer Wolfgang Dötsch. Nach einer Erhebung stehe die Frankenmetropole – gemessen an Straßenbäumen pro Einwohner – in einer Auswertung unter 14 Großstädten an letzter Stelle. "In Nürnberg gibt es nur 28.000 Straßenbäume", beklagt der Biologe. In Leipzig seien es in Relation zur Einwohnerzahl doppelt so viele.

"Wir müssen gerade in den Städten noch mehr Bewusstsein für die Bedeutung von Bäumen schaffen", ist Frobel überzeugt. 45 Prozent der Menschen in Bayern lebten in städtisch geprägten Gebieten. "Angesichts des Klimawandels und der überlebenswichtigen Funktion der Bäume auf die Luft- und Lebensqualität in den Städten haben die Bürger ein starkes Interesse am Wohlergehen ihrer Bäume", betont Mergner. Vor allem auch mit Blick auf die prognostizierte Zunahme heißer Sommertage - gerade in den kommunalen Ballungsgebieten.

Wanderausstellung über Bäume wird vorbereitet

Im Rahmen des dreijährigen Projekts "Neue Chancen für alte Bäume", das durch den Bayerischen Naturschutzfonds mitfinanziert wird, sollen neben dem Bürger-Telefon aber auch noch weitere Angebote gemacht werden. Geplant ist zum Beispiel eine App, über die Bürger Eichhörnchen in ihrem Viertel melden können. Die possierlichen Tiere sind ein wichtiger Indikator für einen älteren Baumbestand, erläutert Baumexperte Busch.

Es soll auch untersucht werden, wie wirksam die Baumschutzverordnungen von etwa 100 bayerischen Kommunen (von insgesamt über 2000) sind. Nürnberg hat solch eine Verordnung. "Doch es gibt", kritisiert Dötsch, "gerade bei Bauprojekten zu viele Ausnahmen." In Vorbereitung ist zudem eine Wanderausstellung über Bäume. Sie soll dann durch ganz Bayern touren.

 

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