Nürnberger Akrobaten bestechen durch Kraft und Eleganz

9.2.2017, 06:00 Uhr
Nürnberger Akrobaten bestechen durch Kraft und Eleganz

© Horst Linke

Jetzt bloß nicht den Überblick verlieren: Hier fliegen die Keulen der Jongleure, dort lässt eine Akrobatin den Hula-Hoop-Reifen kreisen. Auf der Matte versucht sich ein Paar an einer kräftezehrenden Acro-Yoga-Übung. Direkt daneben verlangt ein junger Mann seinem Körper alles ab. Die Arme hat er mit Strapaten umwickelt, also zwei von der Decke hängenden Bändern. Seine Dreadlocks wirbeln durch die Luft, während er mehrere kraftvolle Überschläge zeigt. Und zwischen all den Athleten kurvt ein Einrad-Fahrer durch die Halle.

Einen Trainer hat die Gruppe der Nürnberger Jongleure und Artisten, die offiziell eine Abteilung der Wilhelm-Löhe-Schulsport-Gemeinschaft ist, nicht. "Jeder macht hier sein Ding. Wir haben aber für alles Spezialisten", sagt Tatjana Bilenko. Woche für Woche sperrt sie die Halle auf und sorgt dafür, dass die Athleten gemeinsam trainieren können. Wer neue Tricks lernen will, findet hier immer den passenden Ansprechpartner.

Die Jongleure und Artisten verstehen sich als offene Gruppe. Jeder, der Lust hat, kann beim Training vorbeischauen. Wer dauerhaft dabeisein will, erhält nach einiger Zeit einen Mitgliedsantrag. Da die Turnräume der Löhe-Schule saniert werden, weichen die Sportler derzeit in eine Halle der Reutersbrunnenschule aus, die deutlich kleiner ist.

Artistin Tatjana Bilenko trainiert am liebsten am Trapez.

Artistin Tatjana Bilenko trainiert am liebsten am Trapez.

Nicht immer können alle Athleten gleichzeitig ihre Übungen durchführen. Während andere schon fleißig traineren, dehnt Bilenko ihre Beine und geht in den Spagat. Kurz darauf springt die 48-Jährige an ihr bevorzugtes Sportgerät, das Trapez. Elegant schwingt sie sich in die Luft, die Beine nach oben, den Kopf knapp über dem Hallenboden.

Wer ihre Einlagen sieht, kann kaum glauben, dass sie bis ins hohe Jugendalter gar nichts mit Sport am Hut hatte. Eines Tages, so erzählt sie, wollte sie dann "mal drei Bälle jonglieren". Ihr Ehrgeiz war geweckt.

Für den Zirkus sei sie leider zu alt, sagt Bilenko. Dafür tourt die 1,59 Meter große Artistin mit weiteren Künstlern aus den Bereichen Jonglage, Feuer, Akrobatik und Clownerie in verschiedenen Formationen bevorzugt durch den süddeutschen Raum.

Sie ist sehr zufrieden damit, freiberuflich tätig zu sein. Neben ihren Auftritten hat die Erziehungswissenschaftlerin und Zirkuspädagogin einen Lehrauftrag am Institut für Sportwissenschaft und Sport der Uni Erlangen-Nürnberg. Darüber hinaus gibt sie Kurse am Bildungszentrum, bei denen etwa Grundschüler das Einradfahren lernen können.

Schon jetzt freut sich Bilenko übrigens auf den November. Dann findet in der Wilhem-Löhe-Schule die zehnte "Jonglierconvention" statt. Bis zu 800 Jongleure und Artisten werden erwartet, um drei Tage lang gemeinsam zu trainieren und ihre Tricks in öffentlichen Gala-Shows zu präsentieren.

 Infos zu den Treffen der Gruppe gibt es hier.

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