Öfter mal in die Röhre gucken

28.10.2015, 07:59 Uhr
Öfter mal in die Röhre gucken

© Foto: Colourbox.de

Herr Nether, im Herbst nehmen viele Leute wieder ihre Kachelöfen oder Kamine in Betrieb. Worauf müssen sie nach der Sommerpause achten?

Heinz Nether: Wichtig ist es, den Ofen genau anzuschauen und gegebenenfalls zu reinigen. Auch ins Rauchrohr sollte man mal reingucken, ob es sauber ist. Wenn man nichts erkennt, kann man auch einfach mal anschüren und sehen, ob alles richtig abzieht. In jedem Fall empfiehlt sich auch ein Blick in die Gebrauchsanweisung, um sich zu erinnern, welche Brennstoffe und welche Menge davon der Ofen benötigt.

Nehmen wir an, wir schüren ganz klassisch mit Holz. Was ist dabei wichtig?

Nether: Das Holz muss unbedingt trocken sein. Um diese Jahreszeit gibt es oft das Problem, dass Holz, welches im Schuppen lagert, von außen feucht wird. Oder dass es beim hereintragen in die Wohnung die Luft im Raum abkühlt und damit Kondenswasser anzieht. Da hilft es, das Holz schon ein paar Stunden vor dem Anschüren ins Haus zu bringen. Zudem sollte es natürlich die richtige Größe haben, was von Kamin zu Kamin unterschiedlich ist.

Kann man dafür sein Holz auch aus dem Wald holen?

Nether: Es besteht grundsätzlich die Möglichkeit, sich beim Forstamt ein Stück Wald zu pachten und hier Holz zu schlagen. Das machen in der Regel aber nur Waldbauern, da dafür viel Material und spezielle Schulungen nötig sind. Einfacher und günstiger ist es, das Holz bei diesen Bauern oder im Laden zu kaufen.

Öfter mal in die Röhre gucken

© Foto: Stefan Hippel

Welche Holzsorten sind empfehlenswert zum schüren?

Nether: Alle Hartholze. Das sind etwa Buche, Eiche und Birke. Diese haben einen höheren Heizwert und „spratzeln“ nicht so – dass bedeutet es fliegen weniger Funken im Kamin herum. Eine Alternative sind die sogenannten „Presslinge“ - industriell aus Holzabfällen hergestellte Brennstoffe mit hohem Heizwert.

Ist so ein Holzofen eine Alternative zur Öl- oder Gasheizung?

Nether: Gerade in der Zeit als die Benzinpreise stiegen wechselten viele auf Holzöfen. Aber finanziell schenkt sich das inzwischen wenig: Die Holzpreise sorgen dafür, dass man da nicht viel spart. Aber ein Kamin sorgt natürlich auch für Komfort und ein schönes Wohnerlebnis und ist deshalb nach wie vor im Trend.

Und wie sieht es mit der Umweltfreundlichkeit aus? Das Umweltbundesamt weist auf hohe Feinstaubwerte durch Holzöfen hin.

Nether: Wenn die Rahmenbedingungen stimmen und der Ofen auf dem neuesten Stand der Technik ist, ist die Sache umweltfreundlich. Seit 2010 gibt es außerdem ein Gesetz, dass vorschreibt, dass alte Öfen, die zu viel CO2 ausstoßen, nicht mehr in Betrieb genommen werden dürfen. Das betrifft momentan Öfen die vor 1974 gebaut wurden. Ab 2017 gelten dann Öfen von vor 1985 als veraltet. Wir Schornsteinfeger kontrollieren das bei der regelmäßigen Feuerstättenschau.

Wie muss man sich denn das vorstellen?

Nether: Alle drei bis vier Jahre kommen wir vorbei und kontrollieren den Kamin auf Betriebs- und Brandsicherheit. Dabei prüfen wir Dichtungen, Gehäuse und Schamott und schauen, ob alles dicht und in Ordnung ist. Wir schauen uns auch den Kamin auf der ganzen Länge an. Diese Prüfung ist Pflicht für alle Besitzer von Feuerstätten. Da gibt es viel zu tun – bei etwa 12 Millionen Feuerstellen in ganz Deutschland! Allein in Nürnberg sind außer mir noch 42 Kollegen im Einsatz!

Kann ich meinen alten Ofen auch nachrüsten – oder heimlich weiterbetreiben?

Nether: Das ist möglich, rentiert sich aber im Regelfall nicht. Bei einem vierzig Jahre alten Ofen ist es meist günstiger, einen neuen anzuschaffen, statt Messungen und Umbauten durchführen zu lassen. Nur bei seltenen Stücken kann man sich überlegen, einen Feinstaubfilter anzubringen. Mit einem veralteten Ofen heimlich weiterheizen sollte man auf keinen Fall. Dann bekommt man bald Besuch vom Umweltamt – und das Bußgeld ist erheblich. Es liegt etwa bei 5000 Euro.

Wenn ich mir überlege, einen Kamin anzuschaffen – was ist dann meine erste Anlaufstelle?

Nether: Zuerst sollten sie einen Kachelofenbauer aufsuchen und sich beraten lassen. Da kommt es darauf an, welches Modell sie wollen: einen Brikettofen etwa, oder einen Holzkamin. Wenn das geklärt ist, sollten sie den für ihren Stadtteil zuständigen Kaminkehrermeister ansprechen. Den finden sie ganz leicht über die Seite www.schornsteinfeger.de. Der kommt dann und begutachtet Ihr Haus, ob zum Beispiel der vorhandene Kamin reicht oder ob ein zusätzlicher Abzug nötig ist und er berät sie dann auch bei Einbau und Wartung.

Manchmal findet man ja Öfen schon um die 150 Euro. Was taugen die?

Nether: Solche günstigen Öfen schonen natürlich den Geldbeutel – sind aber dann aus dünnem Blech und nur für ein paar Stunden Brenndauer geeignet. Wer den ganzen Tag über mit seinem Ofen heizen will, sollte kein Modell unter 500 Euro nehmen. Nach oben hin sind dem Preis natürlich keine Grenzen gesetzt – weil da entscheidet dann vor allem das Design.

Das Umweltbundesamt empfiehlt, beim Neukauf besonders auf emissionsarme Pelletöfen und -heizkessel mit dem Umweltzeichen „Blauer Engel“ zu achten. Diese emittieren zwar immer noch mehr Feinstaub als Gas- oder Ölfeuerungen, leisten aber dennoch wegen des geringen CO2-Ausstoßes einen Beitrag zum Klimaschutz. Weitere Informationen im Internet unter www.umweltbundesamt.de

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