Prostituiertenmorde in Nürnberg: Prozess wird fortgeführt

5.6.2018, 06:00 Uhr
Am Dienstag werden die Verhandlungen im Fall Felix R. fortgeführt. Der 22-Jährige soll zwei Prostituierte beim Geschlechtsverkehr gewürgt und umgebracht haben.

© NEWS5 / Pieknik Am Dienstag werden die Verhandlungen im Fall Felix R. fortgeführt. Der 22-Jährige soll zwei Prostituierte beim Geschlechtsverkehr gewürgt und umgebracht haben.

"Ich wollte den Patienten noch wachrütteln", erinnert sich ein Rettungsassistent an den Einsatz vor genau einem Jahr an der Höfener Straße. Ein Zeuge hatte die Retter verständigt, vor dem Haus war ein aufgeregter Mann auf die Einsatzkräfte zugekommen und habe gerufen, dass oben jemand liege. "Ich bin als Erster rauf", erinnert sich der Rettungsassistent. In der Wohnung im dritten Stock des Hauses war es finster und stickig. "Ich habe jemanden auf dem Bett liegen sehen", sagt der Zeuge. Als er dann die Jalousien nach oben gezogen hatte, sah er jedoch, dass jede Rettung zu spät kommt.

"Ich habe Verletzungen festgestellt, die mit dem Leben nicht vereinbar sind", sagt er und spricht von Verbrennungen dritten und vierten Grades. Er hat die Polizei alarmiert. Die Beamten rückten an – und merkten schnell, dass sie besser die Mordermittler dazubestellen sollten. Die Spurensicherung rückte an – und sah, dass das fast nackte Opfer ein verknotetes Ladekabel um den Hals hatte, die Hände der 44-Jährigen, die unter dem Namen "Miyoko" arbeitete, waren mit einem Damenslip gefesselt.

In beiden Fällen Streit um Geld

Das Handy der Frau lag auf dem Bett – eine Auswertung der Daten führte später zu dem 22 Jahre alten Felix R., der jetzt auf der Anklagebank vor dem Schwurgericht sitzt. Fingerabdrücke das Mannes fanden die Ermittler auf einem Glas in der Küche und am Lichtschalter im Bad. Nach seiner Festnahme gab Felix R. zu, die Prostituierte in der Modellwohnung an der Höfener Straße getötet zu haben. Auch die Tötung der 22 Jahre alten Prostituierten "Yenna" knapp zwei Wochen zuvor in der Wohnung an der Regensburger Straße räumte er ein.

Den Beamten gegenüber gab der 22-Jährige an, dass es in beiden Fällen Streit ums Geld gab. Einem psychiatrischen Sachverständigen erzählte der Angeklagte später aber, er habe sich wie Gott gefühlt, als er die Liebesdienerinnen bei ihrem Todeskampf beobachtete. Im Fall der 44-Jährigen soll er rund zehn Minuten gedauert haben. Die Schilderungen der Zeugen verfolgt der Angeklagte ohne merkliche Regung. Der Prozess gegen den Mann, der vor seiner Festnahme in einer Sozialpension lebte, wird am Dienstag fortgesetzt. Insgesamt sind 15 Verhandlungstage anberaumt. Ein Urteil wird für Ende Juli erwartet.