Schluss mit dem Flickenteppich auf Nürnbergs Straßen
9.2.2016, 06:00 UhrMit einem Modellversuch ab April wird das neue Vorgehen erprobt, wenn die Stadträte zustimmen. Bislang ist es so, dass erst ein Provisorium, meistens aus Teer, aufgetragen wird, und es dann oft mehrere Monate oder Jahre dauert, bis die Oberfläche wieder komplett hergestellt ist.
Der Servicebetrieb Öffentlicher Raum (Sör), der von Vogel geleitet wird, ist für den Straßenzustand zuständig. Das Aufreißen und die Wiederherstellung der Oberflächen von Straßen und Gehwegen ist streng geregelt. Wer im öffentlichen Raum gräbt und verlegt, hat dies bei der Stadt anzumelden und er muss eine Sondernutzungsgebühr bezahlen. Der Bauherr ist darüber hinaus verpflichtet, den Originalzustand wiederherzustellen. Vor größeren Baustellen fragt die Stadt, etwa bei der N-Ergie, der Feuerwehr oder den unterschiedlichen Kommunikationsunternehmen nach, ob sie planen, in nächster Zeit an der gleichen Stelle etwas zu verlegen. Dann sollen es die Firmen gemeinsam machen, damit nicht mehrfach aufgegraben wird.
Vor allem optischer Makel
Dass die Originalbeläge nicht gleich nach Abschluss der eigentlichen Baumaßnahmen wiederhergestellt werden, sondern in der Regel erst einmal Provisorien aufgetragen werden, liegt an der Verdichtung des Bodens. Sand und Erde müssen sich erst setzen und die Luftlöcher entweichen, sonst treten nach dem Oberflächenauftrag schnell wieder Risse im Belag auf. Nur wenn die Flächen kleiner als 20 Quadratmeter sind, durften bislang die Oberflächen nach den Arbeiten gleich wiederhergestellt werden. In den Wintermonaten, von Dezember bis April, soll wegen Frostgefahr überhaupt kein Asphalt aufgetragen werden.
Das ist Vogel alles zu umständlich, denn er hat viele Beschwerden und Anfragen, weil der Flickenteppich als Provisorium oft sehr lange bleibt. In der Innenstadt ist er auch für Touristen und Besucher ein Makel. Dafür sind derzeit die Luitpoldstraße, das Umfeld der Mauthalle und die Karolinenstraße abschreckende Beispiele. "Es kann nicht sein, dass Provisorien der Normalfall in Nürnberg sind", sagt Vogel. Das müsse besser werden.
Da die N-Ergie die meisten Sparten in Nürnberg verlegt, wurde das Konzept mit dem regionalen Energielieferanten abgestimmt. Rund 35.000 Quadratmeter Straßen und Gehwege gräbt die N-Ergie pro Jahr auf. Wenn gleich wieder die Oberfläche hergestellt wird, dann passiert in 70 Prozent der Fälle überhaupt nichts, so Vogel. Und wenn etwas passiert, dann treten nur kleine Spalten auf, die sich gut bearbeiten lassen. Keine provisorischen Ausbesserungsarbeiten mehr "Ich bin bereit, Risiken für die Optik einzugehen. Es wäre ein Quantensprung für die Stadt", meint der Bürgermeister.
Zustimmung der Stadträte erforderlich
Wenn die Stadträte im Sör-Werkausschuss zustimmen, dann wird die N-Ergie nach den Aufgrabungen entweder selbst die Oberflächen gleich wiederherstellen oder aber Sör überwacht die Arbeiten. Provisorien soll es in der Innenstadt nur noch in Ausnahmefällen geben. Die N-Ergie spart durch die Neuregelung, weil die Arbeiten in einem Zug erfolgen, rund 500.000 Euro im Jahr. Diese Regelung soll vorerst für Gehwege gelten. Wenn es klappt, dann will Vogel ab 2017 auch bei Straßenausbesserungsarbeiten so vorgehen.
Dass der Flickenteppich in Nürnberg schnell verschwindet, wird aber nicht der Fall sein. Es werde Jahre dauern, die Altlasten auszubessern, so Vogel. Wenn absehbar ist, dass noch einmal aufgegraben werden muss, dann kommt die neue Regelung allerdings nicht zum Zug. Angesichts des milden Winters sollen die Ausbesserungsarbeiten schon zum ersten März und nicht erst ab April möglich sein.
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