Schüsse am Wöhrder See: Jäger töteten acht Gänse

Tobi Lang

Online-Redakteur

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19.8.2018, 18:39 Uhr
Schüsse am Wöhrder See: Jäger töteten acht Gänse

© Anke H.

Die Jagd dauerte gerade einmal 30 Minuten. Eine halbe Stunde, in der am Wöhrder See am Samstagmorgen insgesamt acht Gänse getötet wurden - das stellte die Stadt jetzt in einer Pressemitteilung klar. Am Sandstrand des Unteren Sees schossen zwei Jäger eine Kanadagans und zwei Graugänse, in der Grünanlage an der Norkikusbucht noch einmal fünf Tiere. Ziel sei es, die Vögel von den Freizeitflächen zu "vergrämen", sagen die Verantwortlichen der Stadt. 

Dass auf die Gänse geschossen wird, das war bereits seit Wochen klar. Weil die Population rund um den Wöhrder See zu stark angewachsen ist und das Naherholungsgebiet regelrecht zugekotet wird, fällte eine städtische "Task Force" eben jenen Entschluss. Das Gremium besteht aus dem Servicebetrieb Öffentlicher Raum (Sör), dem Umwelt- und dem Ordnungsamt. 

Tierschutzverein will Anzeige erstatten

Der Abschuss ist umstritten. Besonders das Nürnberger Tierheim kritisierte die Maßnahme scharf - denn ein Tier litt offenbar besonders. Augenzeugen berichten, die Gans wurde von den Schüssen nicht richtig getroffen, rang gut eine Stunde mit dem Tod, bis sie schließlich starb. Die Stadt äußerte sich bislang nicht dazu, doch Videos im Netz zeigen die dramatischen Minuten. "Wir sind entsetzt, schockiert und fassungslos", schreibt das Tierheim in einer ersten Stellungnahme auf Facebook. "Das Monster Mensch hat mal wieder zugeschlagen."

Der Tierschutzverein Noris will sogar juristisch gegen die Jäger vorgehen. Die Aktivisten halten die Abschüsse "für nicht waidgerecht und damit nicht gesetzeskonform", vermuten einen Verstoß gegen das Jagd- und Tierschutzgesetz. Sie wollen Anzeige erstatten - und begründen das so: 

Durch Zurücklassen der verletzten Tiere wurde eklatant und vorsätzlich gegen bestehende Verordnungen verstoßen. Nach § 1.3 (BJG) sind bei der Ausübung der Jagd die allgemein anerkannten Grundsätze deutscher Waidgerechtigkeit zu beachten. Das Gesetz formuliert hier eindeutig, dass krankgeschossenes Wild unverzüglich zu erlegen ist, um es vor vermeidbaren Schmerzen oder Leiden zu bewahren (§22a (1) BJG). Mindestens zwei Tieren wurden länger anhaltende, erhebliche Schmerzen und Leiden und mit dem Tode letztlich der größte anzunehmende Schaden zugefügt. Weiterhin war mit dem Zurücklassen offensichtlich, dass die getöteten Tiere, nicht zum menschlichen Genuss verwendet werden sollten. Tierkörper, Tierkörperteile und Erzeugnisse sind jedoch so zu beseitigen, dass Gewässer, Boden und Futtermittel durch Erreger übertragbarer Krankheiten oder toxische Stoffe nicht verunreinigt als auch die öffentliche Sicherheit und Ordnung sonst nicht gefährdet oder gestört werden.“

Stadt spricht von "Maßnahmenbündel"

Die Stadt betont: Die Jagd läuft in Einklang mit dem Gesetz. Die in Bayern geltende Jagzeit für Wildgänse begann am 1. August und endet am 15. Januar, sonst gilt für die Tiere eine Schonzeit. "Die Stadt gibt dabei vor, dass nur ein bis drei Gänse pro Jagdgang geschossen werden dürfen", sagen die Verantwortlichen. "Die geschossenen Gänse sind Eigentum des Jagdpächters und werden gegessen."

Überhaupt müsse man die Abschüsse als eine Maßnahmen von vielen gegen den Gänsekot am Wöhrder See sehen, betont die Stadt. Sie spricht von einem "Bündel" an Bemühungen. Dazu gehören ein Fütterungsverbot, die Tiere fühlen sich in dem Naherholungsgebiet zu wohl. Sör pflanzte  bereits vor vier Jahren Stauden und andere Sichtbarrieren, damit sich die Tiere nicht mehr sicher fühlen und vom Strand fernbleiben. "Die Maßnahmen waren zwar anfänglich erfolgreich", sagt die Stadt. "Bereits im folgenden Frühjahr waren die Gänse leider wieder da." Auch deshalb sei man jetzt gezwungen zu handeln - auch mit Abschüssen. 

Die Stadt hat auf ihrer Homepage Hinweise an alle Nürnberger zusammengetragen, wie Bürger helfen können, die Gänse zu vertreiben. 

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