Streit mit Dirne: Mann warf Stuhl auf U-Bahn-Gleise
12.12.2014, 06:00 UhrEs war am 10. August gegen 12.15 Uhr, als der 37-Jährige an der Frauentormauer entlanglief – aber nicht etwa, weil "er für ein Entgelt" mit einer der Liebesdamen vor Ort "etwas haben" wollte, wie er Richter Siegfried Spliesgart versichert. Doch die Fleischeslust des Verkäufers kümmert den Verkehrsrichter kaum.
Zwar hält er dem Angeklagten mit Blick in die Ermittlungsakte vor, dass eine der Damen der Polizei bereits erzählt habe, dass sie sich an jenem Tag mit dem 37-Jährigen nicht einigen konnte, was den Preis ihrer Dienstleistung betrifft – doch den Richter interessiert vielmehr, was den Angeklagten ritt, als er den Barhocker des Etablissements einfach packte, um ihn an der Station Opernhaus auf die U-Bahn-Gleise zu schleudern.
Elf Monate Freiheitsstrafe
Dies könne er nur "anhand eines Zustands, der betrunken war", erklären, trägt der Angeklagte im Bemühen, seriös zu wirken, gespreizt vor, "sonst würde ich das nicht machen". Tatsächlich hatte der Mann, er wurde unmittelbar nach der Tat von der Polizei geschnappt, 0,78 Promille Alkohol im Blut. "Nicht gerade viel", merkt der Verkehrsrichter an, „völlig neben der Spur kann man da nicht sein.“ Der Angeklagte schweigt - auch zur Vorhaltung des Richters, dass die U-Bahn hätte entgleisen können, sagt er nur, dass er daran nicht gedacht habe.
Zugunsten des Mannes unterstellt der Richter einen "einmaligen Ausrutscher" und verhängt wegen des vorsätzlichen, gefährlichen Eingriffs in den Bahnverkehr eine Freiheitsstrafe von elf Monaten, die zur Bewährung ausgesetzt wird. Als Auflage muss der Angeklagte 2200 Euro bezahlen.
Vollbremsung im Bahnhof
Eine Zeugin (78) war an jenem Mittag am Bahnhof Opernhaus vorbeigelaufen, sie schildert einen "fürchterlichen Knall", als die U-Bahn den Stuhl erfasste und ausgebremst wurde. Der Mann, der den Barhocker geworfen hatte, sei in aller Seelenruhe an ihr vorbeigelaufen. Am Bahngleis sei er einfach stehen geblieben, als sei nichts gewesen.
Ein Polizist barg gemeinsam mit einem Verkehrsmeister der VAG den Stuhl, die U-Bahn-Linie wurde für einige Minuten stillgelegt. Passagiere stürzten durch die Vollbremsung nicht, auch von Verletzungen wurde nichts bekannt.
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