Warum Steuerfachangestellte eigentlich Superhelden sind

31.7.2017, 14:28 Uhr
Warum Steuerfachangestellte eigentlich Superhelden sind

© Foto: Steuerberaterkammer Nürnberg

"Steuerfachangestellter – das ist ja schon als Wort ein Monster", bringt Astrid Heidlich von der Steuerberaterkammer das Problem auf den Punkt. Und dann komme noch das angestaubte Image dazu: "Steuern sind negativ behaftet. Mediengestalter als Trendberuf kommt da einfach viel attraktiver daher. Das wollten wir mit der Imagekampagne ändern. Sogar auf der Homepage der Bundesagentur für Arbeit findet man zum Beruf Steuerfachangestellter noch ein Bild von einem 80er-Jahre-Büro in Eiche rustikal und voll mit Aktenordnern."

Unterbau fehlt

Das Problem der Branche ist weniger die Zahl der Steuerberater, sondern die Zahl der Fachangestellten, die im Berufsalltag in den Kanzleien das Tagesgeschäft abdecken. Der Bedarf sei hoch, sagt Heidlich, denn eine Steuerberaterkanzlei brauche einen ordentlichen Unterbau an Fachkräften. Das Erstellen von Finanzbuchführungen, Lohn- und Gehaltsabrechnungen, die Vorbereitung von Jahresabschlüssen, das Bearbeiten von Steuererklärungen, das Prüfen von Steuerbescheiden oder das Erteilen von Auskünften an Mandanten gehören zu den Aufgaben von Steuerfachangestellten.

Schon vor fünf Jahren hat sich der Mangel an Nachwuchskräften in der Branche abgezeichnet. Damals sei es vor allem die allgemeine Jobkrise gewesen, sagt Heidlich. Schon da hat die Kammer versucht mit einer Imagekampagne den "Beruf mit Zukunft" herauszustellen. "Entlassungen sind hier unrealistisch", weil Steuern immer gezahlt werden müssten oder "Branche, in der sich immer etwas tut", waren die Schlagworte.

Die Abwärtsspirale konnte das allerdings nicht aufhalten: 472 Auszubildende im gesamten Gebiet der Steuerberaterkammer Nürnberg – also in Mittel-, Ober- und Unterfranken sowie in der Oberpfalz – standen 2012 zu Buche. Danach ging es teilweise auf unter 400 Absolventen nach unten, 2016 waren es dann 467 und in diesem Jahr 455. Immerhin scheint das Tief überwunden, doch alles in allem sind das keine Zahlen, die den tatsächlichen Bedarf decken können. "Die Kanzleien sprechen mittlerweile die Kammer direkt an, weil sie weder Auszubildende finden noch ausgelernte Kräfte", sagt Astrid Heidlich.

Die Abschlussfeier des aktuellen Jahrganges hat man deshalb genutzt, um den Absolventen die neue Kampagne zu präsentieren. Die Resonanz sei sehr positiv gewesen, sagt Heidlich. Da die Aktion erst im Juni gestartet wurde, gebe es allerdings darüber hinaus kaum messbare Reaktionen.

Immerhin hat sich der frische Auftritt im Popart-Stil auf der Job-Messe Vocatium durchaus bemerkbar gemacht. Und da sei die Konkurrenz durch andere Ausbilder groß. Sprüche wie "Du kannst mehr als Bananen schälen?", entsprechende Comic-Motive und dazu der Hinweis auf eine Homepage namens www.supermastersteuerzeug.de hätten deutlich mehr junge Leute an den Stand gelockt als sonst. Und wenn man sie da hat, könne man auch den einen oder die andere finden, der zahlenaffin ist, akribisch arbeite und es schätze strukturell zu agieren, sagt Heidlich. Diese Interessenten seien dann auch sehr gut zu vermitteln. Direkt bewerben kann man sich über die Kammer nämlich nicht. Auf deren Homepage gibt es aber eine Ausbildungsbörse.

Vor allem gehe es darum, den Beruf des Steuerfachangestellten bekannt zu machen. "Abgesehen vom negativen Image sind Steuern erst einmal ein ganz fremdes Thema", weiß Heidlich. In den Schulen werde das allenfalls am Rande behandelt, am ehesten in den Gymnasien in den Fächern Wirtschaft oder Sozialkunde. Deshalb wüssten die wenigsten von der Vielseitigkeit des Berufs und dass sie darüber in Verbindung mit verschiedensten Branchen kommen. Architekten, Grafikbüros, Industrie oder Ärzte zählen zum Kundenkreis der Kanzleien.

"Kann kein Rechner"

Auch die Tätigkeiten gehen weit über die Steuererklärung anhand von Belegen hinaus: "Das macht mittlerweile der Computer", sagt Heidlich. In den Kanzleien gehe es vorrangig um beratende Tätigkeiten, sei es in Unternehmen, bei Erbschaften oder Nachfolgeregelungen. "Das kann kein Rechner abnehmen." Da kommt dann wieder das Bild vom "Superhelden" ins Spiel.

Hinzu kommt, dass die Aufstiegschancen bis hin zur Selbstständigkeit reichen: Nach drei Jahren Ausbildung und weiteren drei Jahren Berufserfahrung besteht die Möglichkeit, die Prüfung zum Steuerfachwirt abzulegen. Weitere vier Berufsjahre später kann die Prüfung zum Steuerberater abgelegt werden. Ein kleines Manko ist allerdings die Bezahlung: Es gibt keinen Tarifvertrag für Steuerfachangestellte, lediglich Empfehlungen der Steuerberaterkammern: Für Azubis liegt diese zwischen 800 Euro im ersten und 1050 Euro im dritten Lehrjahr. Die Kanzleien sind verpflichtet mindestens 80 Prozent der Empfehlung zu bezahlen.

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