Was tun, wenn man einen herrenlosen Koffer findet?

2.9.2017, 05:57 Uhr
Was tun, wenn man einen herrenlosen Koffer findet?

© Foto: Günter Distler

Nein, Angst habe sie nicht, sagt unsere Leserin, eher ein mulmiges Gefühl. Seit Montag schon stehe ein herrenloser Koffer vor dem Haus nebenan, gleich gegenüber ihrer eigenen Haustür in Gostenhof. Ein großer Koffer mit einem Müllsack darüber. "Sieht fast aus wie ein Regenschutz."

Sie habe bei Nachbarn und im eigenen Haus nachgefragt, aber niemandem gehört das Gepäckstück, keiner fühle sich zuständig. Selbst öffnen und nachsehen, was drin ist, möchte sie aber auch nicht, sagt die Nürnbergerin. Da habe sie eben doch ein mulmiges Gefühl dabei. Und wenn sie den Koffer so einfach entsorge, wer weiß, ob dann nicht doch noch der Besitzer kommt und sich beschwert? Sie wolle mit ihrem Problem aber auch nicht gleich die Polizei behelligen. "Vielleicht ist ja gar nichts."

Ein Anruf am Donnerstag bei der Pressestelle der Polizei bringt Klarheit: "Wir werden lieber einmal zu viel angerufen als einmal zu wenig", sagt Sprecher Bert Rauenbusch. Die Menschen seien ohnehin sensibilisiert, was dieses Thema angehe, "nachdem in den letzten Monaten und Jahren doch viele Anschläge passiert sind".

ZOB musste abgesperrt werden 

Und auch wenn Rauenbusch keine konkreten Zahlen nennen kann: In der letzten Zeit mussten die Beamten vermehrt wegen herrenloser Koffer oder unbekannter Gegenstände ausrücken. Erst vergangenes Wochenende kam es in Erlangen zu einem größeren Polizeieinsatz. Ein Passant
hatte einen "verdächtigen Gegenstand" auf einer Wiese gefunden. Auch Sprengstoffexperten des Landeskriminalamts waren vor Ort – und stellten schließlich ein harmloses Metallrohr sicher.

Was tun, wenn man einen herrenlosen Koffer findet?

© Foto: privat

In Nürnberg sorgten in diesem Jahr herrenlose Koffer am Lorenzer Platz und am Hauptbahnhof für Unruhe. 2016 musste der Zentrale Omnibusbahnhof (ZOB) unweit des Willy-Brand-Platzes abgesperrt werden, weil ein Passant ein verdächtiges Gepäckstück gemeldet hatte.

Im Fall der NZ-Leserin mit dem tagelang abgestellten Koffer rät Polizeisprecher Rauenbusch zu folgendem Vorgehen: Entweder man sieht selbst nach und bringt das Gepäckstück zum Wertstoffhof oder ins Fundbüro. Oder man ruft bei der nächsten Polizeiinspektion an. "Die schickt dann eine Streife vorbei." Deren "Bewertung vor Ort" sei für das weitere Vorgehen entscheidend, erklärt Rauenbusch. "Die Beamten horchen auch mal an dem Gegenstand oder riechen dran." Wenn sie ihn als ungefährlich einstufen, verständigen sie den Reinigungsdienst oder schauen selbst nach.

Streife untersuchte Koffer in Gostenhof 

Bei Bedarf lassen die Beamten aber auch einen Rauschgift- oder Sprengstoffhund kommen. Wenn sie von einer Gefahr ausgehen, werden Kampfmittelräumdienst oder Sprengstoffexperten alarmiert. Wer aber eine Person sehe, die einen Koffer abstellt und weggeht, der solle sich nicht scheuen, den Notruf zu wählen, betont der Polizeisprecher.

Bei dem Koffer vor der Haustür unserer Leserin gab es übrigens ein gutes Ende: Eine Streife der Polizeiinspektion Nürnberg-West kam nach einem Anruf der Lokalredaktion vorbei und hat das Gepäckstück untersucht. "In dem Koffer waren ein weiterer leerer Koffer und Müll", sagt Bert Rauenbusch.

Vermutlich habe die Person, die ihn dort abgestellt hat, einfach gehofft, dass jemand das Gepäckstück entsorgt. Die Beamten haben ihn auf den Weg zum nächsten Einsatz zum Wertstoffhof gebracht, um keine Kosten zu verursachen. "Da sind wir pragmatisch."

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