"Altbürgermeister Helmut Ott hat Stadt geprägt"
31.12.2010, 15:56 Uhr"Ott, Grüß Gott". So begrüßte der frühere Bürgermeister Helmut Ott seine Gesprächspartner am Telefon. Viele haben die markante Stimme des stattlichen Mannes noch immer im Ohr. Sie wird nie mehr zu hören sein, haben doch jetzt die Folgen einer Herzattacke, die er im Auerbacher Schwimmbad erlitten hat, ihren Tribut gefordert.
Im Februar diesen Jahres musste der Stadtrat schweren Herzens das Rücktrittsgesuch des amtierenden Zweiten Bürgermeisters zur Kenntnis nehmen. Das Gremium würdigte dabei die Leistungen des früheren Stadtoberhaupts mit der Verleihung des Ehrentitels „Altbürgermeister“.
Gabi Ott, die als Betreuerin für ihren schwer kranken Mann eingesetzt war, verfolgte sichtlich bewegt mit den Söhnen Thomas und Michael die Ratssitzung. Bürgermeister Joachim Neuß hatte eigens seine Amtskette angelegt, um das jahrzehntelange Engagement seines Vorgängers für die Stadt und ihre Bürger auch äußerlich zu würdigen. Der Stadtrat nehme viel zu früh und unfreiwillig von einem Freund und Kollegen Abschied. „Wir verabschieden heute eine Institution, die in Auerbach die Politik geprägt hat“, so Neuß. Was bleibe, sei die Erinnerung an seine Leistungen und nicht zuletzt die Ratlosigkeit wegen der plötzlichen Erkrankung des „g’standnen Mannsbilds“ Helmut Ott.
Der Rathaus-Chef ließ das politische Engagement in Stadt- und Kreisrat Revue passieren. Als Erster Bürgermeister bleibe Ott unvergessen. Er habe stets unermüdlich und engagiert gearbeitet und die Stadt auf die Zukunft ausgerichtet. Sein „größter Geniestreich“ war laut Neuß der Bau der Mehrzweckhalle. „Helmut Ott hat Auerbach geprägt.“ Er habe Werte für die Stadt geschaffen. Es sei jetzt Aufgabe der amtierenden Kommunalpolitiker, dieses Erbe verantwortlich weiter zu entwickeln.
Helmut Ott war stets offen, ehrlich und aufrichtig, fuhr der Bürgermeister fort. Der verbale Austausch sei stets sein Mittel und sein Erfolgsrezept gewesen. Er sei kein Taktiker gewesen, denn ihm habe das Herz quasi auf der Zunge gelegen.
„Verabschieden ein Vorbild“
Die damaligen Worte von Bürgermeister Neuß gelten auch heute uneingeschränkt: „Wir verabschieden einen großen Mann, nicht nur im wörtlichen Sinne. Wir verabschieden ein Vorbild. Seine Ausstrahlung und sein Kampfgeist jedoch werden im Gedächtnis bleiben.“ Mit diesen Worten verneigte sich Bürgermeister Neuß vor der Leistung seines Vorgängers.
Anfang Juli 2008 war der SPD-Politiker bereits mit der kommunalen Verdienstmedaille ausgezeichnet worden. Seit 1984 war er im Kreistag Amberg-Sulzbach vertreten. Ott war schon 24 Jahre im Stadtrat – zuletzt als Oppositionsführer – bevor er 1996 im zweiten Anlauf zum Bürgermeister gewählt wurde. Die Wiederwahl glückte 2002 mit einem Traumergebnis von über 80 Prozent: Zeichen für die große Wertschätzung seitens der Bevölkerung.
Die Entscheidung, nach dem Rückzug aus dem Amt für den Stadtrat zu kandidieren und sogar den Posten des Zweiten Bürgermeisters zu übernehmen, sollte ihm ein langsames Ausscheiden aus der Kommunalpolitik erlauben, die sein Leben und das seiner Familie über Jahrzehnte geprägt hat. Es sollte anders kommen.