"Es summt und brummt" nicht nur in Roth

31.7.2015, 18:21 Uhr

© Foto: Hirschl

Blühende Landschaften. Mitten in der Stadt.
Gezüchtet hat diese Idee Dr. Reinhard Witt. Seit drei Jahrzehnten ist der Biologe in grüner Mission unterwegs: „Wir brauchen mehr Diversität, mehr Lebensraum für unsere Pflanzen und Tiere“, lautet sein Credo. Und weil es die Fauna inzwischen immer stärker in den Siedlungsbereich ziehe, gelte es dort eine neue Heimat für Bienen, Hummeln, Schmetterlinge, Eidechsen und Co. zu etablieren, sagt er. An Hauptstraßenrändern, auf Verkehrsinseln oder neben Fuß- und Radwegen.

Graue Zivilisation so farbenfroh wie zukunftsweisend in Szene zu setzen - das verspricht der Fachmann für naturnahe Begrünung und kann deutschlandweit auf fruchtbare Projekte verweisen. Selbst mit der Landesregierung von Vorarlberg hat Witt bereits gemeinsame Sache(n) gemacht.

Derlei Referenzen schüren freilich die Neugier von Renate Haberacker, Fachberaterin für Gartenbau und Landschaftspflege im Landkreis Roth. Also lud sie Dr. Reinhard Witt zum jährlichen „Grünseminar“ ein und startete bei diesem regionalen Meeting der gemeindlichen Gärtner die Initialzündung zum „VerBUNT“ Mittelfranken. Schwabach, Roth, Hilpoltstein, Abenberg, Markt Erlbach und Nürnberg sprangen nämlich spontan auf Witts ökologischen Karren auf.
Weil: „Wenn auch nicht vergleichbar mit dem bunten Blütenfeuerwerk einer einjährigen Blumenwiese wie unserer ’Rother Mischung’ an der Mühlgasse, die jedes Jahr neu gesät werden muss, sind mehrjährige Blumenwiesen langfristig kostengünstiger, pflegeleichter und nachhaltiger“. Die Gründe zugunsten einer naturnahen Begrünung in der Stadt liegen für Gärtnermeister Hirschl also auf der Hand. Und: „Es schaut schön aus“.

Den Beweis dafür gibt’s gerade bunt auf grün: Entlang des Fuß- und Radwegs an der Allersberger Straße recken sich gelbe Rucolablüten, pinkfarbene Nelken und Lauchgewächse auf 600 Quadratmetern der Sonne entgegen. Die Flora im Bereich der Stieberparkquerung protzt aktuell auf 1000 Quadratmetern mit der Farbenvielfalt heimischer Gewächse.

„Das Ergebnis ist schon im ersten Jahr bemerkenswert – trotz der Trockenheit in diesem Sommer“, freut sich Horst Hirschl. Eine optische Augenweide, die viele willkommene Gäste lockt: „Es summt und brummt - da geht´s voll ab!“
Den Auftakt dazu hat übrigens die Pilotkommune Schwabach gemacht. Hier schaute die Gemeinschaft der mittelfränkischen „VerBUNT“-Gärtner dem Biologen Witt erstmals auf die Finger: Wie sind die Flächen vorzubereiten? Welche Sämereien werden ausgebracht? Was für ein Pflegeaufwand steckt im langfristig angelegten Projekt?

Im optimalen Einklang

Pauschalantworten? Fehlanzeige! Vielmehr wurde jede einzelne Parzelle vom Spezialisten in Augenschein genommen, um Bodenverhältnisse und klimatische Gegebenheiten mit den Witt´schen Samenmischungen („ausschließlich heimische Wildpflanzen, die sich immer wieder selbst erneuern“) in optimalen Einklang zu bringen. „An der Allersberger Straße haben wir in Mineralbeton mit zwei Zentimetern Kompostauflage gepflanzt und gesät – das hätten wir uns vorher nicht getraut“, gibt Horst Hirschl zu.

Reinhard Witt selbst sieht die Anleitung der Gärtner in den Kommunen als „Hilfe zur Selbsthilfe“ im Sinne der Nachhaltigkeit an. Obschon er Vorbereitungsarbeiten, Aussaat sowie erste Kultivierungsmaßnahmen begleitete und im Herbst beim Setzen der Blumenzwiebeln dabei sein will - „die Gemeinden sollen auf Dauer keinesfalls an meinem Tropf hängen“.
Das kommt den Gärtnern jedoch gar nicht erst in den Sinn: „Wir verlassen uns zwar auf die Erfahrung vom Experten, wollen aber unsere eigenen Erfahrungen machen“, meint der Abenberger Stadtgärtner Billy Wechsler, auch im Namen seiner Kollegin Ursula Hayder. Gemeinsam haben sie zwei Flächen am Abenberger Friedhof naturnah begrünt und mit einer entsprechenden Infotafel versehen.

Wechsler hat sich dem Projekt unter anderem angeschlossen, „weil man den Menschen dadurch wieder die Nähe zur heimischen Natur vermittelt“ und eine Art Bewusstseinsmultiplikation in Gang setze: „Die Leute finden hier was, das vielleicht auch in ihren eigenen Gärten wächst. Man kann ihnen damit zeigen: Lasst´s bei euch daheim ruhig stehen!“
„Es bleibt auf jeden Fall spannend“, freut sich Horst Hirschl. Zumal: „Die Wiesen verändern sich“. Bestimmte Blüher würden sich durchsetzen, andere verdrängt, gesetzte Stauden erst noch ihre Kraft entfalten. Das Bild wäre stets ein neues - „über Jahrzehnte“, unterstreicht Renate Haberacker.
Und für Hirschl ist da noch ein Effekt: Nur Insekten kennen keine Gemeindegrenzen?
Künftig gelte das auch für Gärtner: „Durch den VerBUNT rücken wir näher zusammen, t

1 Kommentar