Das Lächeln eines Kindes ist der schönste Lohn

8.1.2016, 17:59 Uhr
Das Lächeln eines Kindes ist der schönste Lohn
Das Lächeln eines Kindes ist der schönste Lohn

Das wäre wieder mal geschafft: Christbaum abgeräumt, Krippe verstaut, Weihnachtsdeko eingemottet. Und die allgemeine Großherzigkeit, die das Fest für gewöhnlich im Schlepptau führt, ist gleich mit in der Schublade verschwunden. Schließlich hat man ja im Dezember die eine oder andere Spende springen lassen. Sollte vorerst genügen...

Doch dass sich Armut und Elend übers Jahr nicht einfach wegpacken lassen, weiß keiner besser als Manfred Rathgeber. Der passionierte Globetrotter und Wanderführer kennt sich aus in der Welt. Auch und vor allem in jenen Winkeln der Erde, wohin sich kaum je ein Lichtstrahl von der Sonnenseite des Lebens verirrt. In die stinkenden Slums der indischen Millionenstadt Chennai zum Beispiel. Oder in Laos´ vergessene Regenwalddörfer, wo Bildungsbestrebungen vom Mekong kurzerhand weggespült werden. Existenzielles Treibgut.

Viel Leid gesehen

Rathgeber, der ehemalige Berufssoldat aus Roth, hat viel Leid gesehen in den vergangenen acht Jahren. Vor allem Kinder: weggeworfen, misshandelt, ohne Zukunft. Man könnte verzagen, natürlich. „Wenn man sich das ganze Elend dieser Welt vor Augen führt, muss man zwangsläufig resignieren“, sagt der 67-Jährige.

Besser sei es daher, den „Weg der kleinen Schritte“ zu beschreiten. Einen Weg, wie ihn die Georg-Kraus-Stiftung gehe: „Nur überschaubare und wirklich realisierbare Projekte werden angepackt“. Das sei auch der Grund, weshalb Manfred Rathgeber überzeugt mitgeht. Seit 2008. Erst als Botschafter, inzwischen als Vorstandsmitglied der Stiftung.

Während dieser Zeit hat er sich in Kambodscha um den Bau eines Heims für missbrauchte Mädchen verdingt; hat in Burma Klosterschule, Brunnenanlage und Aufforstungsinitiative auf die Beine gestellt.

Explosionsartige Dynamik

Eine „explosionsartige Dynamik“ in Sachen Entwicklungszusammenarbeit hätte gar die Kooperation mit einem indischen Geistlichen aus Würzburg befördert: Im Umkreis von Chennai, dem früheren Madras, habe man es geschafft, eine Berufsschule zur Handwerkerausbildung für Heranwachsende, eine Zahnklinik und ein Qualifizierungszentrum für Jugendliche zu etablieren.

Auch einen Kindergarten mit angegliedertem Spielplatz durfte Rathgeber dort 2015 einweihen. Das Besondere daran: Jenes kleine Outdoor-Vergnügungsareal für die Jüngsten sei einem Benefiz-Essen bei „Burmann´s HofundLaden“ in Pfaffenhofen zu verdanken, unterstreicht er verbunden.

Was Rathgeber dabei unerwähnt lässt: Er selbst ist der Netzwerker, der caritative Motor, der im Landkreis auf Hochtouren läuft. So hat er nicht nur Martin Burmann, sondern auch Landrat Herbert Eckstein überzeugt. Denn der nahm anno 2010 ein Projekt der Georg Kraus-Stiftung in seine „Jeder Bürger ein Euro“-Kampagne auf. Die Physiotherapie-Praxis Klink stemmte bereits zweimal einen Massagetag für gute (Stiftungs-)Zwecke. Und der Büchenbacher Zahnarzt Dr. Dirk Rüdinger flog gleich selbst nach Indien, um gemeinsam mit Manfred Rathgeber eine funktionierende Behandlungsstruktur für die arme Bevölkerung aufzubauen.

„Vertrauen“ sei das Zauberwort. Hüben wie drüben. So würden die Projekte der Georg-Kraus-Stiftung in Afrika, Asien und Südamerika ausnahmslos von seriösen Partnern vor Ort betreut, betont Rathgeber. Außerdem sähen Stiftungsbotschafter regelmäßig nach dem Rechten. „Die Menschen kennen uns“.

Vertrauen bedeute aber auch: „Die Spender müssen nachvollziehen können, wohin ihr Geld wandert – ohne Abstriche“. Deshalb kehrt Manfred Rathgeber von seinen Reisen stets mit einer wahren Bilderflut zurück, die schon in unzählige Vorträge geflossen ist.

Wie im Mittelalter

Die nächsten Impressionen, die er mit der Kamera einfangen will, sollen in Marokko entstehen. Denn im April wird der gebürtige Schwabe eine Trekkinggruppe gen Atlasgebirge lotsen. Ins „Tal der Glücklichen“. Ausnahmslos glücklich seien die Bewohner des Dörfchens Imelghes aber keineswegs. „Sie leiden keinen Hunger, das nicht“, erklärt Rathgeber. Und doch sei´s dort „wie im Mittelalter“.

Vier Mal sei er da gewesen, habe gesehen, unter welch´ haarsträubenden Bedingungen Schulbildung stattfinde – und wollte helfen.

Der Stiftungsbeirat befand das Vorhaben, die örtliche Grundschule auf Vordermann zu bringen, für gut. Und so lief „Projekt Nummer 92“ in einem abgelegenen Berberdorf am Fuße des Hohen Atlas an. Motto: „Der beste Weg aus der Armut ist der Schulweg“. Deshalb gehört nun eine marod-verfallene Bildungsanstalt der Vergangenheit an.

„Die Menschen vor Ort haben den vergangenen Sommer über engagiert gearbeitet: Klassenräume wurden renoviert, neue Fenster eingesetzt, Strom und Wasser gelegt, ein Ofen angeschafft, Malerarbeiten ausgeführt und das Lehrerzimmer hergerichtet. 60 Kinder aus Familien der armen Landbevölkerung haben nun die Chance, in dieser Schule zu lernen“, heißt es auf der Stiftungs-Homepage.

Auch das hat Prinzip: „Wir stellen den Leuten keine fertigen Sachen hin, wir unterstützen“, erläutert Manfred Rathgeber überzeugt. Schließlich kriege man „bloß so die Akzeptanz her, die´s braucht, damit solche Einrichtungen nachhaltig genutzt werden “.

Im Falle Marokko hat es funktioniert. Wieder einmal. Manfred Rathgeber konnte nämlich nicht nur mit der Idee einer umfassenden Schulsanierung landen, sondern darf auch ihn im April einweihen: den ersten Kindergarten von Imelghes! Diese Art der frühkindlichen Betreuung sei eine absolute Ausnahmeerscheinung im marokkanischen Hinterland, erläutert er.

Solar spart Geld

Doch damit nicht genug. Jetzt wollen die Einwohner des Ortes auf Rathgebers Empfehlung hin noch eine Solaranlage für die strombetriebene Brunnenpumpe installieren. Denn das spart Geld. Geld, welches in den Unterhalt von Schule und Kita fließen kann.

Außerdem träumen die Berber von einem eigenen Kühlhaus, um ihre landwirtschaftlichen Produkte zu lagern und künftig bei den Preisverhandlungen ein gewichtiges Wörtchen mitreden zu können.

Ob auch dieses just erstarkte Selbstbewusstsein dem Einfluss der Stiftung geschuldet sei? Neues Denken? Neue Mündigkeit? „Ja, vielleicht“. Manfred Rathgeber zuckt die Schultern. „Jedenfalls läuft´s gut“, freut sich der agile Senior.

Drum erlaubt er sich im Geiste schon den nächsten Step: Der Bau eines indischen Behindertenheims für Kinder und Jugendliche schwebe ihm vor. Finanzielle Mittel brauche es nicht allzu viele.

Freilich, gut Ding will Weile haben. „Aber man kann sich kaum vorstellen, unter welchen Bedingungen diese jungen Menschlein hausen...“

Also gibt Manfred Rathgeber keine Ruhe. Weil ja nur auf diese Weise die Motivation seiner Umtriebigkeit erhalten bleibe: Das alles mache er schließlich „für ein Kinderlächeln, nicht mehr als ein Kinderlächeln...“

Spenden (u. a. für das Projekt Nr. 92, die Berberschule und -kita in Marokko) können eingezahlt werden auf das Spendenkonto: GK Stiftung, Commerzbank Hagen, IBAN: DE46 4508 0060 0923 688000; BIC: DRESDEFF450; www.georg-kraus-stiftung.de

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