Helden im Alltag: Cool, cooler, Coolrider

5.2.2015, 09:00 Uhr
Helden im Alltag: Cool, cooler, Coolrider

© Foto: Petra Bittner

Kommt einer rein ins Zugabteil und legt die Füße auf die Sitzbank... – „Dann gäb´s die Möglichkeit, anwesende Erwachsene laut zu befragen, was sie davon halten...“

Krallt sich im Bus jemand den Notfallhammer aus der Halterung... – „Dann kann man den, der so was tut, darauf aufmerksam machen, dass das strafrechtlich gesehen ein Missbrauch ist...“

„Coolrider“ kennen sich aus. Und das müssen sie auch. Denn ihre Ziele sind keine geringeren als an Bahnhöfen, Haltestellen und in öffentlichen Verkehrsmitteln die Sicherheit zu erhöhen, Gewalt zu minimieren, Konflikte zu entschärfen, faires Verhalten zu fördern und Vandalismus zu vermeiden.

Gemeinsame Sache

Kein Wunder also, dass „Coolrider“ ein Schulprojekt ist, das von der VAG, der ÖPNV-Akademie und der Polizei gemeinsam gestemmt wird. Eines von Bayerns erfolgreichsten. Seit 2002 existiert es und stehe selbst beim bayerischen Innenminister hoch im Kurs - „weil ihr die Champions League seid“, wie Axel Ernst von den „Coolrider-Freunden e.V.“ 13 Rother Realschülern und Gymnasiasten nun attestierte. Die Achtklässler – unter ihnen auch drei junge Damen – hatten zuvor ein 20-stündiges Training durchlaufen: Rollenspiel, Kommunikation, ein bisschen Juristerei. Zwei Monate lang wurde in Theorie und Praxis geübt, wie man seine Mitmenschen höflich, aber bestimmt im öffentlichen Raum auf deren Fehlverhalten hinweist. Oder wie und wo man sich am besten Unterstützung dabei holt.

„Eine Ausbildung fürs Leben“ fand Rektor Norbert Valta im Zuge der offiziellen Abschlussveranstaltung an der Rother Realschule. Seiner Einschätzung konnte sich Bernd Krämer, zuständig für die Schülerbeförderung beim Rother Landratsamt, nur anschließen – wenngleich er gestand: „Eine nicht ganz einfache Aufgabe.“

Umso mehr freute er sich, „dass ihr dazu ,Ja‘ gesagt habt“. Immerhin würden die Schüler nun als wichtige Multiplikatoren fungieren, denn: „Ihr seid diejenigen, die Probleme mitkriegen und an die richtigen Stellen weitergeben.“

Mit diesem Job sind die Rother übrigens nicht allein: Über 3500 „Coolrider“ an 60 Schulen zähle man mittlerweile in Nürnberg samt Umland — und jährlich werden es mehr. Um Sorge tragen zu helfen, dass der Weg zur Schule für alle Beteiligten möglichst stressfrei abläuft. Ohne Drängeln, ohne Stänkern.

Zivilcourage unterstützen

Das läuft gut, wie VAG-Projektleiterin Andrea Leissner untermauerte. Darum würden sich Landratsamt, VGN und die Stiftung der Versicherungskammer das anfallende Kostenvolumen auch gerne teilen; darum würden Schulen, Polizei, Verkehrsunternehmen (in Roth: Röhler) und ÖPNV-Akademie gerne ihr Scherflein beisteuern. Alles, „damit Jugendliche Zivilcourage zeigen können“. Und die tun es, wie Axel Ernst zu berichten wusste. „Was ihr macht, ist Präventionsarbeit im Sinne der Polizei. Darauf könnt ihr euch schon was einbilden.“

Das nickte der Rother Verkehrserzieher David Saalfelder gerne ab — und wies zudem auf einen Aspekt hin, der auch den Schülern selbst zupass käme: „Ihr habt euer Selbstbewusstsein unheimlich gestärkt.“ Sein Dankeschön dafür ging in Richtung des Trainerehepaars Katrin und Marc Schade von der ÖPNV-Akademie. Doch die gaben das Lob umgehend zurück an ihre Trainees: „Es ist toll, wenn junge Leute so ein Engagement zeigen...“

Wissen anwenden

Schöne Worte. Aber wenn´s dann wirklich ernst wird? Die beiden Gymnasiastinnen Aimy Nicola (13) aus Rothaurach und Zehra Acikgöz (13) aus Schwabach haben keinerlei Zweifel, das erlernte Deeskalationswissen in brenzligen Situation auch wirklich anzuwenden. Schließlich funktioniere es, wie der 14-jährige Realschüler Alexander Popp aus Spalt versichern kann. Denn der hat´s schon ausprobiert: „Ein paar Größeren bei uns im Bus hab´ ich immer wieder gesagt, dass sie aufhören sollen, einen kleinen Jungen zu ärgern – so lange, bis sie´s dann endlich gelassen haben“. Das Geheimnis seines Erfolges? „Ich glaub´, ich hab´ die einfach genervt...“

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