Landkreis Roth rüstet für Kampf gegen Hochwasser

4.5.2017, 06:00 Uhr
Landkreis Roth rüstet für Kampf gegen Hochwasser

© Jürgen Leykamm

Eingeladen hatten das Landratsamt und das Wasserwirtschaftsamt Nürnberg. Gespannt lauschten die Führungskräfte vor allem den Worten des Hilpoltsteiner Ortsbeauftragten des Technischen Hilfswerks (THW), Werner Hentschel. Denn dieses hat "in den vergangenen Jahren kein Hochwasser ausgelassen", wie er es gegenüber unserer Zeitung auf den Punkt brachte.

Auch in Simbach war das Hilfswerk mit von der Partie gewesen. Im Juni vergangenen Jahres hatte sich der niederbayerische Ort binnen Stunden durch die Wassermassen in ein Katastrophengebiet verwandelt. Die Ortsgruppe Hilpoltstein war mit der Fachgruppe "Führung und Kommunikation" angerückt, um die Einheiten der Kollegen zu koordinieren. Unter der Ägide der Burgstädter wurden Keller leer gepumpt, Schutt und Geröll beseitigt und Notstromaggregate eingesetzt.

Die Dimensionen waren gewaltig: Allein 27 Saugwagen waren im Einsatz. Zudem gelang es, über zwei Millionen Liter Trinkwasser mit den entsprechenden Anlagen aufzubereiten, um die diesbezügliche Versorgung sicherzustellen. Dank einer Separationsanlage wiederum konnten die Helfer 750.000 Liter Wasser von Ölverschmutzungen befreien. Der logistische Aufwand habe dadurch um 84 Prozent gesenkt werden können, berichtete Hentschel in der Flussmeisterstelle.

Mobiler Damm

Neben beherztem Engagement braucht es bei solchen Einsätzen auch die entsprechende Ausrüstung, Teile davon gab es bei der Fortbildung zu bestaunen. Großer Hingucker war zweifellos etwas, was auf den ersten Blick wie eine längliche Hüpfburg aussieht und von Gunther Haas als Leiter der Nürnberger Flussmeisterstelle liebevoll "blaue Wurst" bezeichnet wird: ein mobiler Damm in Form eines Schlauchsystems, das sich bei Bedarf mit Wasser füllt und so die anschwellenden Flusspegel in die Schranken weist. Die korrekte Bezeichnung lautet "Hydrobaffle".

Vier dieser eigenwilligen, aber effektiven Dämme liegen in Nürnberg zum Einsatz auch in unserer Region bereit. Im Gegenzug wurden bei der Veranstaltung auch beim Flussmeister Wünsche geweckt. Der nach einer Sandsackbefüllanlage nämlich, wie sie Kreisbrandrat Werner Löchl in seinem Referat vorstellte. Und das nicht ohne Grund, denn auch für den Landkreis soll eine solche angeschafft werden.

200 Feldbetten stehen bereit

Für den Fall der Fälle ist auch der Landkreis gerüstet. 200 Feldbetten etwa stehen im Katastrophenschutzlager in Abenberg bereit – mitsamt Utensilien des Alltags wie Zahnbürste & Co. So erklärte es Gerd Gruber, Einsatzleiter des Rettungsdienstes und Organisatorischer Leiter des Bayerischen Roten Kreuz Südfranken.

Seit dem berüchtigten Pfingsthochwasser 1999 dränge die EU auf ein Hochwasser-Risiko-Management ihrer Mitgliedsstaaten, erläuterte Klaus Winkelmair, WWA-Vizechef und Ansprechpartner für unseren Landkreis. Ein solches sei auch dringend geboten, denn "Simbach ist nicht weit weg, es kann bei uns genauso herunter duschen", so Winklmair.

Betriebe warnen

Mittlerweile gibt es für Gewässer erster und zweiter Ordnung schon entsprechende digitale Gefahrenkarten, welche gezielte Maßnahmen ermöglichten. Auf Basis der Karten können etwa gefährdete Betriebe rechtzeitig gewarnt werden. Ab wann etwa Leoni oder die Rothmühl-Passagen mit dem Schlimmsten rechnen müssen, erläuterte der Behördenvertreter ebenso. Es brauche aber "konzertierte Aktionen, da müssen wir noch mit den Kommunen reden".

Die kleinen Gewässer seien bei der Digitalisierung bislang außen vor geblieben. Auch hier gelte es auf Gefahren aufmerksam zu machen. Das Sägewerk bei Greding etwa sollte die Holzstapel nicht zu nahe am Agbach platzieren, damit die Stämme nicht wie im vergangenen Jahr in Simabach sich zur Balkenflut verwandeln. Auch die Einlässe von so manchem verrohrten Fluss gelte es zu optimieren. Er sei froh, dass die Veranstaltung ein Kennenlernen aller Beteiligten ermöglicht habe. Darauf könne man nun weiter aufbauen.

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