Verfassungsmedaille für ehrenamtliches Engagement

12.12.2016, 09:33 Uhr
Helga und Willi Banar sind von Landtagspräsidentin Barbara Stamm (rechts) als Vorbilder gewürdigt worden. Sie pflegen seit Jahrzehnten aufopferungsvoll ihren geistig und körperlich behinderten Sohn.

Helga und Willi Banar sind von Landtagspräsidentin Barbara Stamm (rechts) als Vorbilder gewürdigt worden. Sie pflegen seit Jahrzehnten aufopferungsvoll ihren geistig und körperlich behinderten Sohn.

Das Parlament ehrt mit der Verfassungsmedaille seit 1961 Bürgerinnen und Bürger, die in herausragender Weise zum Zusammenhalt der Menschen in Bayern beitragen, sich aktiv für die Werte der Bayerischen Verfassung einsetzen und diese mit Leben erfüllen. Die Verfassungsmedaille wird seltener als der Bayerische Verdienstorden verliehen. Per Gesetz ist die Auszeichnung 2011 sogar in den Rang eines Ordens gehoben worden.

Bislang stand die Bayerische Verfassungsmedaille ordensrechtlich unterhalb des Bayerischen Verdienstordens, dem Maximiliansorden für Wissenschaft und Kunst, der Bayerischen Rettungsmedaille oder dem Ehrenzeichen des Ministerpräsidenten für Verdienste im Ehrenamt. Nach Auffassung des Parlaments entsprach dies nicht der hohen Bedeutung der Verfassungsmedaille, die vom Landtag verliehen wird.

In ihrer Begrüßung dankte Landtagspräsidentin Barbara Stamm den Ordensträgern für ihr vielfältiges Engagement. „Sie werden heute dafür ausgezeichnet, dass Sie die Grundsätze unserer Bayerischen Verfassung mit Leben füllen. Denn Ihr Engagement ist keineswegs selbstverständlich. Aber es ist der Kitt, der unsere Gesellschaft zusammenhält. Und die Aufgabe der Politik muss es sein, Demokratie, Recht, Freiheit und die Würde des Menschen in den Mittelpunkt zu stellen."

In seiner Festansprache betonte der Dokumentarfilmer und Autor Dieter Wieland, die Werte der Verfassung seien nicht abstrakt sondern lebensnah und müssten in den Alltag übertragen werden. „Vielleicht könnte die Landtagspräsidentin zu Beginn jeder Sitzung aus der Verfassung vorlesen. Denn man muss sie lesen, um sie verwirklichen zu können", sagte Wieland und mahnte, zentrale Werte wie Gemeinwohl und Bewahrung der Naturschönheiten und Kulturdenkmäler, die von der Verfassung ausdrücklich eingefordert werden, nicht dem kurzfristigen Profitdenken zu opfern.

Hans Volkert aus Bernlohe wurde bei der Verleihung mit folgenden Worten gewürdigt: „Hans Volkert wurde 1959 Kreisobmann der Evangelischen Landjugend und war von 1965 bis 1970 deren stellvertretender Landesvorsitzender. Darüber hinaus machte er sich als Mitglied des Kirchenvorstands Roth und der Bezirkssynode sehr um die evangelische Kirche in Mittelfranken verdient.“ Neben seinem kirchlichen Engagement hat sich Volkert auf vielfältige Weise in der Land- und Forstwirtschaft engagiert.

Verfassungsmedaille für ehrenamtliches Engagement

© Fotos: R. Poss/oh

„Hierbei hat er sich unermüdlich für einen gesunden Wald und die Belange der Waldbauern stark gemacht. Als Mitglied in verschiedensten Gremien und Ausschüssen, unter anderem als 1. Vorsitzender der Forstwirtschaftlichen Vereinigung Mittelfranken, war er in besonderer Weise um Ausgleich und Vermittlung zwischen den unterschiedlichen Gruppen bemüht. Hierbei legte er immer großen Wert darauf, die Interessen der Umwelt und des Menschen in Einklang zu bringen. Pionierarbeit leistete er auf dem Gebiet der Entwicklung erneuerbarer Energien. So trug er maßgeblich dazu bei, den Rohstoff Holz und dessen thermische Verwertung“ zu forcieren.

Mit der bereits jahrzehntelangen aufopferungsvollen Pflege ihres geistig und körperlich behinderten Sohnes Claus zeigt das Ehepaar Helga und Willi Banar enormen Einsatz. In der Laudatio hieß es: „Mit voller Hingabe und großer Selbstverständlichkeit kümmern sich die Eheleute seit 1968 um ihren erstgeborenen Sohn. Claus ist zu 100 Prozent schwerbehindert. Er ist blind, leidet unter spastischen Lähmungserscheinungen und epileptischen Anfällen. Eine Schule oder Behinderteneinrichtung hat er nie besucht, für die alltäglichen und ihm vertrauten Belange in der Familie besitzt er passives Wortverständnis und kann sich über Ein-Wort-Sätze mitteilen.

In der täglichen Betreuung rund um die Uhr sind Helga und Willi Banar oft an die Grenzen der Belastbarkeit gestoßen, zumal Herr Banar durch eine Erkrankung mittlerweile ebenfalls körperlich stark eingeschränkt ist. Ein Pflegedienst wurde dennoch nie beansprucht. Mit großem Verantwortungsbewusstsein, unerschütterlicher Liebe und Aufopferung hat das Ehepaar Banar die Pflege ihres behinderten Sohnes übernommen und daneben den jüngeren nichtbehinderten Sohn Uwe großgezogen.“

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