Virtuosen auf einem vielfältigen Instrument

6.5.2017, 17:19 Uhr
Virtuosen auf einem vielfältigen Instrument

© Foto: Tschapka

Zum zweiten Mal machte ein lockerer Verbund von virtuosen Akkordeonspielern aus aller Welt Station in Roth. Zusammengebracht hat das diesjährige Ensemble der Holländer Servais Haanen, der nicht nur selbst ein begnadeter Tastenvirtuose ist, sondern nicht zuletzt durch seinen bemerkenswert trockenen Humor, mit der er die Akkordeonale moderierte, den Abend zu einem denkwürdigen Erlebnis machte.

Das erste Stück spielten alle Musiker noch zusammen. Es hieß ins Deutsche übersetzt so viel wie "Fliegender Wechsel", und laut Moderator Haanen beschreibe dies ganz gut, auf was sich die Konzertbesucher einstellen dürften – nämlich das "Phänomen des Kommen und Gehens", denn nach dem gemeinsamen Auftritt durfte jeder der Instrumentalisten in Soloauftritten seine Virtuosität unter Beweis stellen. Der aus Madagaskar stammende Rinah Rakotovao präsentierte ein nostalgisches Stück aus seiner Heimat. Eigentlich ist das Akkordeon kein typisches Instrument auf dieser Insel. Erst die französischen Besatzer "schleppten dieses ein", so Haanen.

Anschließend ging es weiter mit dem Besuch von Alevtina Nikitina aus St. Petersburg. Bei ihrem Medley aus russischen Melodien aus Klassik und Volksmusik, die wohl jeder im Publikum kannte, konnte man ihre Finger kaum noch erkennen, so schnell rauschten diese über ihr Bajan, die osteuropäische Variante des chromatischen Knopfakkordeons.

Ähnlich rasant spielte auch der aus München stammende Stefan Straubinger, der auf dem Bandoneon "bayerische Grooves" präsentierte und einen "Jazz-Landler".

Ebenfalls überaus jazzig erwiesen sich die Stücke, die das französische Ensemblemitglied aus seiner Heimat mitgebracht hatte. "Laurent Derache lässt sich nicht gerne was vorschreiben. Darum spielt er am liebsten Jazz", meint Haanen, ehe Derache munter drauflos improvisierte, zum Beispiel in dem Stück "Escape", welches sich über die immer verrückter werdende Welt drehte.

Als der Akkordeonale-Drahtzieher Servais Haanen selber in die Tasten griff, begleiteten ihn zwei Damen aus Schottland, die ausnahmsweise nicht Akkordeon, sondern Geige und Harfe spielten. Das Duo "Twelfth Day", trat hin und wieder auch mit den anderen Künstlern in Erscheinung. Das Stück von Haanen drehte sich um Seemöwen, und natürlich hatte er auch die passende Geschichte dazu: Diese handelte von einem Schiffsausflug auf eine portugiesische Insel, zu dem ihn Freunde überredet hätten. "Dabei werde ich schon auf meiner Luftmatratze seekrank". Die Insel gefiel ihm zwar nicht, "die war ganz weiß vom Vogeldreck, außerdem erkannte ich einige der Möwen wieder, die ich schon im Hafen auf dem Festland gesehen hatte", aber dennoch inspirierte ihn das Ganze zu seinem Lied, welches "ganz allgemein" von Seemöwen handle.

So ging es munter weiter, bemerkenswert trockene Sprüche wechselten sich mit faszinierender Musik ab, die mal melancholisch, mal mitreißend, oder mal herzerwärmend ausfiel. Bei einem Stück durften die Zuschauer sogar mitklatschen, und am Ende bot das Ensemble nicht nur CDs der Künstler an, sondern es gibt erstmals auch eine DVD der Akkordeonale vom vergangenen Jahr.

 

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