Was will ich werden? Berufsparcours in Roth gibt Ideen

14.10.2015, 16:32 Uhr
Was will ich werden? Berufsparcours in Roth gibt Ideen

© Foto: Carola Scherbel

Es wird gesägt und gelötet, frisiert und gestapelt. Laut und lärmend ist es trotzdem nicht in der großen Sporthalle der Anton-Seitz-Mittelschule, statt dessen werkeln hier unter dem Motto „Mittelschulen-Arbeitswelt-Partnerschaft“ neugierige, konzentrierte Mädchen und Buben an kniffligen Aufgaben, und einige suchen sich dabei gedanklich schon mal eine Praktikumsstelle aus.

Da hat die Forstinnung einen Baumstamm aufgebockt, wo „ergonomisches Entasten“ geübt wird. „Die Motorsäge muss man dabei ganz nah am Stamm halten, weil das bei dem Mordsgewicht sonst auf den Rücken geht“, erklärt der Forstwirt-Azubi geduldig einem Siebtklässler.

„Nicht zu viele Haare in den Lockenstab drehen, und die Spitzen nicht vergessen!“ So lautet die Vorgabe ein paar Meter weiter. Am Lockenstand der Friseurinnung stehen die Nachwuchs-Stylisten Schlange — auch Jungs. Die Tipps der Friseur-Auszubildenden an ihre Schnupper-Lehrlinge zeigen aber nur einen kleinen Ausschnitt aus dem haarigen Handwerk: Mikroskopische Aufnahmen von Haarstruktur und -dehnbarkeit demonstrieren, was man noch alles lernen kann über Kopf und Haar. Für Alija, die in Allersberg die achte Klasse besucht, hat der Friseurberuf schon etwas Reizvolles, für Emily aus der siebten Klasse der Thalmässinger Mittelschule dagegen dient der Abstecher zu den Lockenköpfen eher dem allgemeinen Umschauen. Sie findet auch interessant, was die Mechatroniker machen oder die Hauswirtschafterin.

Überhaupt scheint die klare Grenzziehung zwischen typisch männlichen und typisch weiblichen Berufen allmählich aufzuweichen — zumindest hier in der Turnhalle. Da formen bei Leoni auch die Mädchen Kupferdraht nach einer Schablone zu schlanken Figuren. Und bei der Georgensgmünder Präzisionsteile-Firma Ziegler hilft Laura, die als Industriezerspanungsmechanikerin gerade ihre Lehre macht, den Schülern beim Puzzeln, Stapeln und Schichten von kleinen Teilchen. Wie beim Feierabend-Einkauf geht es auch an der Aldi-Kasse zu, wo sowohl weibliche als auch männliche Kassierer liebend gern die Ware übers Band ziehen wollen.

Ob technische Betriebe mit Lötkolben und Elektromotor, die Zimmerer mit der Säge für den Dachstuhl oder die Bäckerinnung mit den schwer zu drehenden „Einstrangzöpfen“, ob die Arbeiterwohlfahrt, die Rummelsberger oder Regens Wagner mit Beispielen für soziale Berufe — alle Stände der 22 Firmen- und Innungsvertreter werden von neugierigen Praktikanten und Azubis in spe belagert.

Das freut sowohl Ingrid Dröse, die Leiterin des Staatlichen Schulamtes, als auch Wilhelmine Meyer von der Berufsberatung der Arbeitsagentur und Angela Novotny von der Hermann-Gutmann-Stiftung. Glücklich sind die Veranstalter des Berufsparcours auch darüber, dass sich bei diesem Info- und Erlebnistag inzwischen immer mehr Handwerker vorstellen. Denn, so Angela Novotny, „sie sind es ja auch, die den Nachwuchs dringend brauchen.“

 

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