Künstler traten für junge Flüchtlinge in Schwabach auf

14.12.2015, 09:29 Uhr
Künstler traten für junge Flüchtlinge in Schwabach auf

© Foto: Hertlein

Ihr Auftrag am Benefizabend war der Service, und sie machten ihre Sache gut: Fünf jugendliche Flüchtlinge aus Syrien, Afghanistan und Ghana, die in den vergangenen Wochen und Monaten ohne Familie hier angekommen sind und nicht wissen, was aus ihnen wird, kümmerten sich ausdauernd und aufmerksam um das Wohl der Gäste. Und dankten jeder einzeln – auf der Bühne und zumeist auf deutsch – für die freundliche Aufnahme hier und „für alles“.

„Warum nicht wir?“

Die Idee zu dem Benefizabend „Künstler für Flüchtlinge“ mit Lesung, Konzert und Zaubervorführung hatte Autorin und Grünen-Stadträtin Sabine Weigand in Chemnitz: Dort wurde eine Lesung aus ihrem jüngsten Roman wegen einer Demo gegen eine geplante Flüchtlingsunterkunft kurzerhand abgesagt. „Wieso schaffen es eigentlich immer nur die Rechten, was auf die Beine zu stellen? Warum nicht wir?“ Ihre Antwort darauf war „Künstler für Flüchtlinge“.

Künstler traten für junge Flüchtlinge in Schwabach auf

© Matthias Hertlein

Für den Abend in der Friedenskirche gewann sie sofort Hausherrin Diane Summa-Wink, die selbst in ihrem Heimatland Kolumbien Mafiakrieg und Mord erleben musste.

Weigand lud die Schnitzerneggl und Klaus Schamberger ein, die Harfenistin Sigrid Hopperdietzel und den 14-jährigen Zauberer William Hauf.

Moderatorin Carola Lubowski stellte — nach einem von Enzo Olmorisi spendierten Glas Prosecco für alle Gäste – Mitwirkende, Beiträge und Zweck des Abends mit charmantem Witz und einer vergnüglichen Brise Lokalkolorit vor.

Deshalb machte es den Zuhörern auch gar nichts aus, dass sie dem knapp dreistündigen Programm fast ausnahmslos im Stehen lauschten: Sabine Weigand las eine selbstgeschriebene Geschichte über die Weihnachtsbäckerei mit ihrer Oma – die Erinnerung an das „weltbeste Butterzeug“ hatte sie sogar als kopiertes Rezept mitgebracht.

Künstler traten für junge Flüchtlinge in Schwabach auf

© Matthias Hertlein

Dem Sketch von der Familien-Autofahrt der drei Schnitzerneggl wurde herzlich lachend applaudiert, und Ulrich Ziermann berichtete davon, wie er für die 16- bis 18-Jährigen, die hier „Sport, Sport, Sport“ machen wollen, einen Lauftreff auf die Beine gestellt hat. Zum Beispiel für winterfeste Laufkleidung der Jungs sollen die Spenden des Abends verwendet werden. Ziermanns Dank ging jedoch an alle Sportvereine: ob Fuß- oder Basketball, Boxen oder Laufen: Die jungen Ankömmlinge können überall mitmachen, auch wenn „die Mannschaftsbildung noch nicht so einfach ist“, wie Ziermann schmunzelte.

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Verblüffende Tricks

Staunend bewunderten die Gäste, wie der erst 14-jährige William Hauf aus Wendelstein die Bühne enterte: Über seine verblüffenden Zaubertricks mit echten und virtuellen Spielkarten, vor allem aber über den selbstbewusst-routinierten Auftritt des eloquenten jungen Herrn. Aber wen wunderts: Der Schüler aus Wendelstein darf sich schon mit dem Titel „Deutscher Jugendmeister im Zaubern“ schmücken. (Nachwuchs-Künstler liebt die große Illusion)

Vanille und Zimt lassen sich auch musikalisch erschmecken, das machte die Nürnberger Harfenistin Sigrid Hopperdietzel mit verlockenden Klangkompositionen deutlich, und Klaus Schamberger trieb den Zuhörern mit Geschichten von neuerdings auf dem Christkindlesmarkt antrainierter fränkischer Freundlichkeit, von eigenen Stollenbackversuchen und von dem Problem um Indikativ und Konjunktiv die Lachtränen in die Augen.

Künstler traten für junge Flüchtlinge in Schwabach auf

© Hertlein

Dass Sabine Weigand zusammen mit Uwe Kamolz neben dem festlich geschmückten Weihnachtsbaum in der Friedenskirche dann noch „White Christmas“ und „Leise rieselt der Schnee“ anstimmte, bescherte der Atmosphäre in der Friedenskirche wirklich weihnachtlichen Schub und der gläsernen Sammelbox die Spendierfreude. Rund 4000 Euro kamen so zusammen, weil Diane Summa-Wink auch den Getränkeumsatz spendiert.

Sowohl Stimmung als auch Spenden lassen hoffen, dass der Benefizabend „Künstler für Flüchtlinge“ kein einmaliger bleibt…

 

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