Lipkas Geschlechterlehre: „Mammut tot“ versus 5000 Worte

10.3.2015, 08:27 Uhr
Lipkas Geschlechterlehre: „Mammut tot“ versus 5000 Worte

© Foto: Karg

Glückserei“ nennt sich die Kleinkunstbühne der Kabarettistin Andrea Lipka mitten in Lauf im Nürnberger Land. Der erklärende Untertitel dazu: „Lipkas Bühne für Lebensfreude.“ Diese Lebensfreude brachte Lipka am Sonntagabend mit nach Schwabach, wo sie auf Einladung des Internationalen Frauencafés und der städtischen Gleichstellungsbeauftragten anlässlich des internationalen Frauentages die Unterschiede der Geschlechter auf höchst humorvolle Weise karikierte, sodass am Ende jede und jeder als Botschaft mit nach Hause nehmen durfte: Es ist eben so! Und am besten ist es: den/die Andere/n so zu akzeptieren, wie er/sie nun mal ist. Und: frau/mann darf natürlich auch mal kräftig lachen. Über sich selbst. Und über die Eigenheiten der Geschlechter.

Doris Bohle vom Internationalen Frauencafé freute sich in ihrer Begrüßung nicht nur über ein ausverkauftes Bürgerhaus, sondern auch über den vergangenen Freitag, der mit dem Beschluss einer Frauenquote für die Aufsichtsräte großer Firmen einen „historischen Schritt“ gebracht habe. „Ein ganz kleiner, aber sehr wichtiger Schritt für uns“, so Bohle. Mit der gesetzlich verordneten Frauenquote werde ein Stück Normalität eingeläutet, zeigte sich die Rednerin überzeugt. Aber es gebe noch viel zu tun, denn nach wie vor verdienten Frauen im Schnitt rund 20 Prozent weniger als Männer, und Frauen werde durch Gewalt nach wie vor viel Leid zugefügt.

Hören und staunen

Die Feier zum Frauentag sei für das Internationale Frauencafé und die städtische Gleichstellungsstelle An- lass gewesen, zwei Künstlerinnen ins Bürgerhaus einzuladen, nämlich die Kabarettistin Andrea Lipka aus Lauf und die Hobbymalerin Maria Schwab aus Schwabach, deren Aquarelle im Foyer ausgestellt waren.

Sabine Reek-Rade, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Schwabach, erinnerte in ihrer Rede an die Historie des internationalen Frauentages, der 1911 erstmals begangen worden sei. Er habe in den vergangenen 104 Jahren nichts von seiner Aktualität verloren, sagte Reek-Rade, die im Bürgerhaus auch ihre Vorgängerinnen im Amt, Gertrud Neumann und Johanna Zerer, willkommen hieß. Der Frauentag bedeute einen Grund zum Feiern, aber auch einen Anlass zum Demonstrieren und Weiterkämpfen, damit die rechtliche Gleichstellung auch in der Lebenswirklichkeit von Frauen und Männern ankomme.

Frauen würden immer noch häufig Opfer von Gewalt, und Gewalt stelle nach Aussage der Welt-Gesundheitsorganisation das weitestverbreitete Gesundheitsrisiko von Frauen dar. Erschreckend sei, dass zwei Drittel der Frauen, denen in irgendeiner Form Gewalt zugefügt worden sei, nicht die Behörden einschalten. Frauenpolitik bedeutet nach Darstellung von Sabine Reek-Rade eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu erreichen sowie ein Rückkehrrecht von Teil- nach Vollzeitarbeit.

Aktuell gebe es eine 90-prozentige Männerquote in den Führungsriegen von Firmen und Verwaltungen, eine gleichberechtigte Teilhabe von Frauen sei immer noch nicht Lebensrealität. Auch in den Parlamenten gebe es nach wie vor viel zu wenige Frauen. Gleichstellungsarbeit bedeute für sie Netzwerkarbeit, so Reek-Rade. Ein starkes, geschlechtergerechtes Schwabach sei das Ziel.

Elemente aus acht Programmen

Für den Auftritt im Schwabacher Bürgerhaus hatte Andrea Lipka Elemente aus acht ihrer Programme zusammengetragen. Eine der ganz besonderen Gaben der Kabarettistin ist es, die Eigenheiten beziehungsweise Unterschiede in Sehweisen, Reaktionen und Verhaltensmustern von Männern und Frauen punktgenau herauszuarbeiten, höchst humorvoll zu „brandmarken“, aber schließlich auch zu einem liebevoll-versöhnlichen Miteinander zu finden: „Mit einem Mann zusammenzuleben, ist nicht einfach, aber es gibt halt nichts Besseres in der Art!“

Während Frauen pro Tag rund 5000 Worte gebrauchten, reichten Männern 2000 völlig, so Lipka, wobei sie aber auch für das Schweigen der Männer um Verständnis warb. In der Steinzeit, als es Hauptaufgabe des Mannes war, auf die Jagd zu gehen, um so für Nahrung zu sorgen, habe bei der Rückkehr in die Höhle ein „Mammut tot“ völlig gereicht, um zu skizzieren, dass der Tag anstrengend, aber schließlich erfolgreich verlaufen sei, dass man nun Hunger habe und sich anschließend auf „Streicheleinheiten“ freue. Demgegenüber brauche man sich auch nicht zu wundern, dass Frauen, die in der Steinzeit den ganzen Tag in einer Zwei-Quadratmeter-Höhle verbracht hätten, heute naturgemäß mit der räumlichen Orientierung ihre Schwierigkeiten hätten.

Leben zur falschen Zeit

Zum Thema wandelndes Schönheitsideal hatte Andrea Lipka für ihre Geschlechtsgenossinnen durchaus Tröstendes parat: Mal sei in den Medien Twiggy, mal Pamela Anderson als Nonplusultra propagiert worden. Lipkas Fazit: Alle Frauen hätten Idealfigur, aber „wir leben einfach zur falschen Zeit“. Selbstkritisch räumte die Kabarettistin aber auch ein, dass Männer eigentlich eine Reiseleiterin durch das weibliche Gehirn bräuchten.

„Mädels, traut euch mehr“, rief Andrea Lipka schließlich in den vollbesetzten Saal des Bürgerhauses. „Wir haben in Deutschland mehr als 50 Prozent Frauen.“ Ihr Appell: „Frauen, wählt Frauen!“, damit mehr Geschlechtsgenossinnen in die Parlamente einziehen können.

Und Lipkas guter Rat: Eine Minute Lachen am Tag verlängere das Leben um eine Stunde, erinnerte sie an eine alte chinesische Lebensweisheit. Im Leben sollte man den Fokus viel häufiger auf „schön“ richten, lautete die Botschaft am Ende des köstlichen Auftritts, der eigens für die Feier des Internationalen Frauentags in Schwabach konzipiert worden ist.

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