Muss denn immer erst etwas passieren?

4.9.2018, 12:50 Uhr
Das Wahrzeichen der 3-S-Werke war der Schlot. Doch das ist inzwischen auch schon ein Weilchen her. Abgebrochen wurde er am 4. Mai 2015. Und seitdem ist passiert: so gut wie nichts.

© R. Hirthe (Archiv Ulrich Distler) Das Wahrzeichen der 3-S-Werke war der Schlot. Doch das ist inzwischen auch schon ein Weilchen her. Abgebrochen wurde er am 4. Mai 2015. Und seitdem ist passiert: so gut wie nichts.

Heute in der beliebtesten Kolumne diesseits des Mississippi: Ein exklusiver Einblick in die Arbeit der Tagblatt-Redaktion. Zeitungsredakteure geraten nämlich immer wieder in ein bestimmtes Dilemma: Sollte man darüber berichten, wenn nichts passiert?

Wir berichten ja ab und zu über Dinge, bei denen mancher Leser sich denkt: Wenn in China ein Sack Reis umfällt, dann schickt das Tagblatt auch einen freien Mitarbeiter hin. Bei diesen Artikeln handelt es sich aber immer um Veranstaltungen, um Versammlungen, um Informatives oder Unterhaltsames – kurz gesagt: Da ist etwas passiert. Ob das nun jeden interessiert, ist die andere Frage.

Das alte Dilemma

Bei dem brachliegenden Areal in Schwabach, auf dem früher die Drei-S-Werke standen, ist schon seit Jahren nichts mehr passiert. Und da haben wir unser Dilemma. Viele Schwabacher würden wahrscheinlich gerne wissen, wie es mit diesem Areal weitergeht. Da ist es natürlich Aufgabe der Zeitung, das Ganze zu verfolgen. Aber: Wenn es nichts Neues gibt, lohnt es sich dann, einen Artikel zu schreiben, in dem steht: "Es gibt nichts Neues"?

Wir stehen im Austausch mit der Stadt und würden recht schnell davon erfahren, wenn es etwas Neues gäbe. Wir haben bereits darüber berichtet, dass die ursprüngliche Käuferin das Gelände an eine Baufirma weiterverkauft hat und dort Wohnungen entstehen sollen. "Die Firma plant und will auch bauen", betonte Stadtbaurat Ricus Kerckhoff vor zwei Jahren. Damals hieß es, 2017 werde losgelegt.

Wen juckt´s?

Ganz sicher wird im Tagblatt früher oder später wieder eine Geschichte über das Drei-S-Gelände erscheinen. Nur, machen wir uns nichts vor: Ob die Lokalzeitung Stillstand anprangert oder nicht, das dürfte einer großen Baufirma keine schlaflosen Nächte bereiten. Und die Stadt tut gut daran, nicht allzu viel Druck aufzubauen. Man sollte ja schließlich einen Investor, der für mehr Wohnraum sorgt, nicht verprellen.

Wenn Sie also in der Zeitung lesen, dass in Abenberg an Maria Himmelfahrt Kräuterbüschel gesegnet werden oder Rudelsdorf mehr Kärwa-Gäste als Einwohner hat, dann denken Sie immer daran: Da ist immerhin etwas passiert!

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