Diamantene Hochzeit im Doppelpack

29.11.2016, 12:00 Uhr
Diamantene Hochzeit im Doppelpack

© Jürgen Leykamm

Schon zur gemeinsamen „Goldenen“ hatte man sich dort eingefunden. Bevor es diesmal hinüber ins Gotteshaus ging, lud man aber noch zu einem kleinen Empfang im Gemeindehaus, wo sich die Jubilare zahlreicher Glückwünsche erfreuen durften, unter anderem von Weißenburgs Bürger-meisterin Maria Schneller. Beide Paare zeigten sich recht dankbar, auf solch lange Ehezeiten zurückblicken zu dürfen.

Es war genau einen Monat vor dem Heiligabend des Jahres 1956, als in beiden Fällen das Eheleben begann. Und sich der Nachnamen der gebürtigen Heubergerin Luise Spät in Eichner sowie jener der Weißenburgerin Grete Albrecht in Hüttinger änderte. All dies aber nicht gleichzeitig, sondern nacheinander. Zuerst schritten die Eichners an den Altar, weswegen sie bis auf den heutigen Tag „eine hal­be Stunde länger verheiratet sind“, wie es beim Empfang hieß.

Es war der männliche Teil des Ehepaars Hüttinger, der sich diese Bemerkung nicht verkneifen konnte. Die beiden Weißenburger Stadtbauern Willi Eichner (heute 84 Jahre alt) und Willi Hüttinger (82) kannten sich damals natürlich schon allein von Berufs we­gen recht gut.

Ersterer lernte seine Luise (81) beim Tanzen auf der Suffersheimer Kirchweih kennen, letzterer seine Grete (80) bei der Evangelischen Landjugend in Weißenburg. „Ein Blick, und es war um uns geschehen,“ erinnert sich Luise gerne zurück.

Nach dem Kribbeln im Bauch und dem Tausch der Ringe hieß es wieder Ärmel hochkrempeln. Für Flitterwochen war keine Zeit, die eigenen Betriebe nahmen die beiden Paare in die Pflicht. Im Lauf der Zeit konnten sich die Hüttingers zahlreicher Nachkommen erfreuen: vier Kinder und zehn Enkel. Von den vier Kindern der Eichners mussten diese eines zu Grabe tragen, sechs Enkel bereichern hier die Familie. In beiden Fällen sind Oma und Opa gerne auch für die zweite Generation nach ihnen da.

In dunklen wie in hellen Tagen hielten beide Paare immer fest zusammen. „Gibt es mal Streit, hilft das gemeinsame Reden weiter“, wie Luise Eichner betont. Sich aussprechen hat bei beiden immer wieder zum Sichvertragen geführt. Willi Hüttinger sieht es eher verschmitzt pragmatisch. Sein Rezept für die lange gute Ehe: „Wenn man immer viel arbeitet, kommt man auf keine dummen Gedanken.“

Das hat er in der Tat beherzigt: Er gründete ein Holztransportunternehmen, das heute noch floriert – mit Pferdeholzfahrten ging es los. Auch heute noch kümmert er sich täglich um den Betrieb.

Pfarrer Gerd Schamberger beglück­wünschte die beiden Paare ebenso, er überreichte ihnen jeweils einen Geschenkband der Kirchengemeinde. Vor zehn Jahren hatte der Geistliche bereits zum Goldjubiläum eine Andacht gehalten, was er zur diamantenen Doppelhochzeit nun auch wieder tat, musikalisch umrahmt vom Posaunenchor Kattenhochstatt, Kirchenmusikdirektor Michael Haag an der Orgel sowie Sängerin Martina Hilgard, eine Freundin der Eichners.

Der Seelsorger gab den beiden Paaren ein Wort aus der Bibel mit auf den weiteren Lebensweg, das dem Sinn nach wie geschildert schon den bisherigen gesäumt hat: „Seid aber untereinander freundlich und herzlich und vergebt einer dem andern, wie auch Gott euch vergeben hat in Christus.“

In unseren Zeiten aber sinke leider die Bereitschaft, es mit dem anderen ein Leben lang auszuhalten und gemeinsam immer wieder neu an der
Beziehung zu arbeiten, bedauerte der Pfarrer. „Ihnen vieren ist dies in beispielhafter Weise gelungen, und dafür wollen wir Gott an solch einem besonderen Tag wie heute von Herzen danken“, sagte Schamberger anerkennend.

Denn „die Ehe ist eine überaus lohnende Erfindung Gottes“: etwas Himmlisches, das auf den Schöpfer selbst verweise. „Diese Erfahrung haben Sie nun schon 60 lange gemeinsame Jahre machen dürfen“, erklärte der Geistliche beim Traugedenken, bevor er dem Quartett erneut den Segen zusprach. Verbunden mit der Hoffnung auf ein gemeinsames Wie­dersehen in der Andreaskirche zur eisernen Hochzeit in fünf Jahren.

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