Ein fränkisch-tschechisches Bier gebraut

4.6.2015, 05:30 Uhr
Ein fränkisch-tschechisches Bier gebraut

© Raupach

„Ausgesprochen wird es „Fratz“, wie der kleine freche Bengel, der ich in meiner Kindheit war“, schmunzelt Braumeister Mützel. Brauer Stuchl ergänzt: „Das Wort gibt es auch im Tschechischen, Fracek, und bedeutet dasselbe.“ Der Name steht für die beiden sprichwörtlich für die Eigenschaften des Bieres. „Ein bisschen frech dank der Mischung aus Saazer und Spalter Hopfen, und liebenswürdig dank der kräftigen Aromen aus den verschiedenen Pilsener und Bam­berger Weyermann-Malzen“, erzählt Stuchl.

Blahovar ist eine junge, kleine Brauerei am Ortsrand von Pilsen. Die ehemalige Bäckerei beherbergt heute den verwirklichten Traum von Vladimír Stuchl. Der studierte Psychologe arbeitet hauptberuflich als klinischer Psychologe und Assistenz-Professor an der Karls-Universität Pilsen. Doch wie fast alle Tschechen hat ihn das Thema Bier schon immer begeistert. Schon als Kind versuchte er sich am Braukessel und in späteren Jahren als Hobbybrauer. Nach einem Praktikum in der Brauerei Bizon in Cižice (südlich von Pilsen) und zahlreichen gewonnenen Preisen für seine Mini-Sude entschied er sich 2014, eine eigene Brauerei aufzubauen.

Freunde und Familie halfen zusammen, und so konnte die neue Brauerei „Blahovar“ Anfang 2015 eröffnen. In der sechs Hektoliter-Anlage entstehen die unterschiedlichsten Biersorten, neben tschechischen Klassikern vor allem internationale Bierstile wie Stout, Pale Ale, IPA und Witbier, aber auch Biere nach fränkischem Muster. Denn in das fränkische Bier hat sich Stuchl schon früh verliebt: „Es ist für mich das beste Bier der Welt“, sagt er.

Deswegen war der Tscheche auch sofort begeistert, als er Stefan Mützel kennenlernte. Der Ellinger Braumeister stammt gebürtig aus Unterfranken. Dank des historischen Sudhauses kann der Braumeister und Biersommelier die Biere der Schlossbrauerei nach den klassischen Rezepturen brauen. Im letzten Jahr erhielt er den verdienten Lohn für diese Arbeit: Mit dem „Fürst Carl Dunkel“ gewann die Brauerei den „European Beer Star“ in Gold – die Franken sind somit Europameister.

In einer Skype-Konferenz tauschten sich Mützel und Stuchl schließlich über die Rezepturen aus und trafen sich dann am 25. April frühmorgens an den Kupferkesseln in Ellingen. Einen Tag lang werkelten sie an ihrem gemeinsamen Bier, Stuchl hatte die Hälfte der benötigten Rohstoffe aus Tschechien mitgebracht, die andere Hälfte hatte Mützel in seinem Lager bereitgestellt.

Der „Fracz“ ist ein böhmisches Kellerpils mit einer frechen Hopfennote und angenehm malzig-karamelligen Aromen. Zum ersten Mal ausgeschenkt wird diese Premiere der fränkisch-tschechischen Braukunst auf dem Fränkischen Bierfest in Nürnberg vom 3. bis 7. Juni, auf dem die Schlossbrauerei Ellingen dieses Jahr zum ersten Mal vertreten sein wird. Am Stand der Brauerei sind am
Freitag auch beide Braumeister anwesend.

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